"Der große Diktator", brillante Satire von 1940 auf Nazi-Deutschland, überdauerte
den Schrecken des Dritten Reichs als eindringlicher Appell gegen jede Form von
Unterdrückung und Unmenschlichkeit, als Zeugnis des kollektiven Friedenswillen. Das Brandenburger Tor wurde nicht zuletzt durch die Nazis als nationales Symbol im Sinne ihrer Politik des Schreckens missbraucht. Unvergessen in der Geschichte des Films ist die Mutation des markanten Chaplin- zur Karikatur jenes bekannten Hitler-Bärtchens. Wie das Ballspiel, dieses großartige Jonglieren mit dem Globus…
Open-Air-Vorführung also am symbolträchtigen Veranstaltungsort… Beim Chaplin-Besuch, 9. März 1931, säumten unzählige Bewunderer die Strassen vom Bahnhof Friedrichstrasse bis zum Adlon am Tor und jubelten dem größten kleinen Mann der Filmgeschichte euphorisch zu. Charlie war auf Europa-Tour für seinen neuen Film "City Lights". "Die Lichter der Großstadt" sind morgen, 16. Juli, im Babylon zu sehen – begleitet vom Neuen Kammerorchester Potsdam.
24 Tage, Nächte dreht sich im Babylon (fast) alles um Charlie, bis zum 7. August – Chaplin Review. Ein gut komponiertes, komplettiertes Wiedersehen. Eine Ikone, ja – aber kein Säulenheiliger. Sagen wir es kurz mit Tucho: "Versäumen Sie nicht, ihn sich anzusehen. Sie lachen sich kaputt und werden ihm für dieses Lachen dankbar sein, so lange sie leben." (Kurt Tucholsky, 1922). Versäumen Sie auch nicht, einen Blick oder zwei in die Foyerausstellung zum Berlin-Besuch von Chaplin zu werfen. Gibt es überhaupt einen besseren Ort als das "Babylon", 1929 von Poelzig als Kino mit integrierter Theaterbühne samt Orchestergraben erbaut, für solch ein Festival? Charlie würde bestimmt Chapeau ausrufen, zur Hommage.
Kartenvorbestellung, Festivalprogramm unter www.babylonberlin.de
Public Screening am 15. Juli 2011, 22.00 Uhr. Kein Ticketverkauf, keine Bestuhlung! Mehr Infos unter: http://www.babylonberlin.de/chaplincomplete.htm