Caramba, wie lecker! – Im Restaurant „Café Madrid“ freut sich der Gaumen über Geschmackssensationen der dritten Art

Das Einzige, was im „Café Madrid“ noch an ganz alte Zeiten erinnert ist, dass man von der charmanten Kellnerin „platziert“ wird. Dies ist jedoch lediglich dem Niveau des Hauses geschuldet und nicht etwa als Reminiszenz oder gar Ironie zu verstehen, versichert uns Restaurantlmanagerin Kathrin Pirk später lächelnd. Natürlich hat man freie Platzwahl, am besten nimmt man einen Tisch mit Ausblick auf die Spree. Aber die sind natürlich oft besetzt, denn der Blick nach draußen ist natürlich sehr schön.

„Executive Chef“ Marcel Scholtun nimmt seine Gäste kulinarisch mit auf Weltreise:„Küche ohne Grenzen“ lautet sein Credo. 20 Köche und zehn Lehrlinge dirigiert der weitgereiste Chefkoch zur Zeit, „Kochen ist Leidenschaft“ sagt er mit leuchtenden Augen. Sein Motto der Grenzenlosigkeit ist aber nicht nur geographisch zu verstehen, sondern bezieht sich in ganz besonderer Weise auf die radikale Neuinterpretation von klassischen Gerichten. Die erste Sensation des Abends ist der appetitanregende Gruß aus der Küche, das „Amuse gueule“: Entenleberparfait, Gazpacho und Ziegenkäseeis, mehr Zutaten braucht es nicht um die Geschmacksnerven vor ganz neue Aufgaben zu stellen.

Die Vorspeise ist nicht weniger spektakulär: Meine Perlhuhnroulade mit Schalotten ist ein Gedicht, nicht zuletzt weil durch das dazu servierte Pistazien-Speck Sorbet wieder Geschmacksgrenzen trefflich überwunden werden. Meine Begleitung wählt den „Toast Hawaii“, so seltsam das klingt. Diesen Klassiker der 70er-Jahre Junggesellenküche wertet Marcel Scholtun durch die Verwendung sehr hochwertiger Produkte auf: Der „Melia 2011“ wird mit Trüffelschinken, Manchegoschaum, Ananas Creme und Zitronenketchup, in Weißbrot gerollt, gereicht. Als wenn man einen rostigen VW-Käfer gegen einen getunten Maserati eintauscht. Ein Quantensprung.

Weitere Höhepunkte des Abends: Ravioli von der Ente mit verschiedenen geschmorten Rübchen und Schweinebäckchen mit Kartoffelcarpaccio und Dunkelbier Sabayon. Sehr lecker. Zur Nachspeise dann einen Mohr im Hemd „Melia2011“ und einen absolut sensationellen Rhabarber-Eintopf mit grünem Pfeffer, gegrillter Birne, Gurken-Minz Sorbet und weißen Schokoladen-Tortellinis. Sollte man probiert haben, bevor es zu spät ist.

Neben der exzellenten Qualität der Speisen müssen wir die fachkundige Auswahl der Weine durch das ebenso zuvorkommende wie geschulte Personal hervorheben. So nett und charmant wurden wir schon lange nicht mehr bedient. Besonders gefielen uns bei den Weinen der schön fruchtige weiße „Zapadorado“ mit Ananas- und Pfirsichnoten und der temperamentvolle rote Rioja „Luis Alegra“ aus dem Jahr 2005. Im Erdgeschoss befindet sich übrigens noch eine Tapas-Bar, aus der jetzt, am Ende des Abends, spanische Live-Musik in dezenter Lautstärke zu uns nach oben klingt. Ein passender Ausklang eines wunderbaren Abends.

Fazit: Das „Café Madrid“ ist der richtige Ort, wenn es mal ganz was Besonderes sein soll. Schlicht schön und das Essen ist der Wahnsinn.

Weltexpress-Wertung: Hervorragend

– originelles Konzept

– sehr gutes Essen

– perfekte Bedienung

– kompetente Weinberatung

Tipp: Es gibt ein "Theater-Menü", das mit einem Besuch der umliegenden Bühnen kombiniert werden kann

Info:

Restaurant Café Madrid, Friedrichstraße 103, 10117 Berlin (Mitte), Telefon: 20 60 79 01 50, Fax: 20 60 79-444, U+S-Bhf. Friedrichstraße, Bus 147, Tram M1, 12

Öffnungszeiten:

tgl. 6.30 – 23 Uhr, Küche bis 22.15 Uhr, danach kleine Karte

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