Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Wogen in diesem deutschen Staat, der von Berlin und Bonn aus regiert wird, manche meinen auch von Washington, schlagen hoch und höher. Das liegt offenbar weniger an den Strafrenten und Strafzinsen, als vielmehr an der Auswahl der künftigen Kanzler.
Kommen die Deutschen in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) vom Regen in die Traufe? Dass die Altparteien CDU, CSU und SPD bei der nächsten Bundestagswahl, die für Mitte/Ende September 2021 vorgesehen ist, verlieren werden, das ist eingeplant. Deswegen ziehen alle Beteiligten bis dahin auch eine Schrecken ohne Ende vor, als mit der Chaos-Koalition unter Kanzlerin Merkel endlich aufzuhören.
Wahlgewinner werden wohl die AfD sein, aber auch Bündnis 90/Die Grünen. Darauf deuten seit Monaten alle Umfragen und Stimmungen bei den Leuten im Land, die wählen dürfen und wollen, hin. Zwar wäre die Partei der Nichtwähler die stärkster aller Parteien, doch die gibt nicht. Nur aus der Union, also der im Berliner Reichstag gebildeten Fraktion aus CDU und CSU, und aus Bündnis 90/Die Grünen kann der Kanzler kommen.
Während Angela Merkel den Staffelstab längst an Annegret Kramp-Karrenbauer übergeben hat, ist die K-Frage in der Partei, die für völkerrechtswidrige Angriffskriege wie den gegen den Bundesstaat Jugoslawien und für soziale Angriffe auf Lohnarbeiter in der BRD steht, offen.
Kürzlich brachte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (B90/Die Grünen) seinen Parteifreund Cem Özdemir als Kanzlerkandidaten ins Spiel. Angesichts der Alternativen, die auf die Namen Annalena Baerbock und Robert Habeck hören oder auch nicht, wundert dieser Vorschlag wenig.
In „Der Newsticker“ (5.12.201) wird über Kretschmanns Vorstoß wie folgt informiert: „‚Wir sind absolut regierungsfähig‘, habe Kretschmann den Zeitungen des ‚Redaktionsnetzwerks Deutschland‘ (Donnerstagsausgaben) gesagt. ‚Selbstverständlich‘ habe man ‚kanzlerfähige Persönlichkeiten‘. Was solle an Habeck, Baerbock und Özdemir ’schlechter sein als an den Kandidaten, die sonst gehandelt werden? Das kann ich nicht erkennen‘, so der Grünen-Politiker weiter. ‚Vom Kind einer Gastarbeiterfamilie zum Grünen-Vorsitzenden, das ist schon ein beachtlicher Weg und eine große Ermutigung für viele Menschen‘, habe Kretschmann gesagt. Zudem sei Özdemir ein ‚großartiger Redner‘ und ’sachkundig‘ in seinen Themen.“
In der „Augsburge Allgemeine“ (5.12.201) heißt es unter der Überschrift „Warum Kretschmann Cem Özdemir für kanzlertauglich hält“: „Kretschmann und Özdemir ticken in der Wirtschaftspolitik gleich. Vor allem haben sie eine gemeinsame politische Grundüberzeugung: die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie. Sie gelten damit bei den Grünen als wirtschaftsfreundliche Konservative, deren gute Kontakte etwa zu Daimler-Benz eher Argwohn als Anerkennung auslösen.
Özdemir gilt schon lange als möglicher Kretschmann-Nachfolger. Er hat aber vor allem auf Bundesebene große Ambitionen – auch wenn sein Traum vom Außenministeramt in einer Jamaika-Koalition ebenso geplatzt ist, wie jüngst der Griff nach dem Fraktionsvorsitz. Nach Lage der Dinge wird 2021 sowohl im Bund als auch in Baden-Württemberg gewählt. Vielleicht wärmt ihm ein siegreicher Kretschmann den Ministerpräsidentensessel für eine Übergangszeit als Option vor.“