Zufrieden zeigte sich der Australier Lebedew vor allem mit Dreisatzerfolg, der ja seit dieser Saison auch mit drei Zählern im Tabellen-Ranking belohnt wird.
Die Umstände waren: Die Berlin Volleys traten ohne drei Leistungsträger aus der Stammformation an und blieben dennoch am Ende ungefährdet. Der Gast vom Niederrhein, einstmals ein Spitzenteam im Volleyball-Oberhaus, hatte sich mit zwei Akteuren vom insolventen Bundesliga-Aussteiger Bottrop verstärkt. Und seither an Qualität gewonnen. Zudem haben die Berliner mit zweimal täglich Training inklusive Athletikprogramm frühzeitig Kurs auf das Pokal-Finale am 2. März gegen den Tabellenprimus Friedrichshafen genommen…
"Das hat man in den Sätzen zwei und drei gemerkt", wie Berlins Angriffsass Robert Kromm hinterher bestätigte.
Im Eröffnungsteil hatten die Gastgeber — mit den reinrotierten Aleksandar Spirovski auf der Diagonal-Angriffsposition, Sebastian Kühner als Spielmacher und der junge Florian Hecht im Mittelblock — die Moerser förmlich überrollt.
"Ich weiß nicht, was da los war bei uns", meinte MSC-Kapitän Tim Broshog, einer von einem halben Dutzend ehemalige Junioren-Auswahlspieler in den Reihen der Gäste. "Vielleicht hatten wir anfangs auch zuviel Respekt vor dieser ungewohnten Kulisse. Und natürlich haben wir zu viele Eigenfehler in allen Bereichen gemacht. Und sind nicht in den Ballwechseln voll drauf gegangen."
Doch all die Unsicherheiten waren nach der 14:25-Abfuhr bei den Moerser Adlern dann im folgenden Durchgang verflogen. Und scheinbar bei den Berlinern gelandet. Die spielten nun so, als ob jemand bei ihnen den Stecker gezogen hatte. Fehlerhaft und unkonzentriert in allen Bereichen. Kromm: "Mit einem Male waren die Beine nach der harten Trainingsbelastung fest und der Fokus nicht mehr richtig da."
8:4 und 16:15 führte der MSC. Und erst bei 19:8 gelang den Hausherren dank eines direkten Aufschlagpunktes durch Spielführer Scott Touzinsky die erste Führung in diesem Satz.
Der Favorit hatte den Hebel umlegen und in einem höheren Leistungsmodus schalten können.
Ähnlich der Verlauf im Schlussdurchgang. Bis zum 19:19 lieferten die Schützlinge des chinesischen Trainers Chang Cheng Liu, der schon lange hierzulande lebt und arbeitet, dem zweifachen Meister der jüngsten Vergangenheit einen Schlagabtausch auf Augenhöhe. Dann griffen die Volleys eindrucksvoll erneut auf ihre oft bewiesene Endkampf-Stärke zurück.
Lebedew auf die Frage, ob es nicht ein Risiko gewesen sei, gegen Moers auf die Stammkräfte Kawika Shoji, Paul Carroll und Tomas Kmet zu verzichten`? Und ob er sich im zweiten Abschnitt nicht gesorgt habe, den Satz zu verlieren? – "Ein Risiko ist jede Aufstellung, ist jedes Spiel. Wir haben in dieser Saison schon mit vier unterschiedlichen Formationen begonnen. Und sind dennoch dabei relativ stabil im Spiel geblieben. Heute haben wir im zweiten Satz nachgelassen und Moers die Chance geboten, ihr Spiel aufzuziehen. Und gut Volleyball spielen kann jeder Bundesligist. Aber es spricht für die Qualität unseres Kaders, dass die Mannschaft mit Unterstützung der Zuschauer und ihrer Erfahrung enge Momente erfolgreich meistert."
Und Robert Kromm zum Thema Spieler-Rotation: "Diese Konstellation haben wir auch im Training häufig, dass die Aufstellungen verändert werden. So ist es im Wettkampf eigentlich nichts Neues. Ich glaube, das ist unsere Stärke, dass wir da sehr variabel und schwerer ausrechenbar sind. Auch heute haben die Wechsler ihre Sache gut gemacht."
Was die Vorbereitung auf das Pokal-Spektakel im Gerry-Weber-Stadion, sonst vor allem für das Rasentennis-Turnier in Halle/Westf. im Blickpunkt, betrifft, da wollen die Volleys mit preisgünstigen Angeboten (25 Euro für Bus-Transfer, Ticket und Fan-Shirt) eine Karawane von 1000 Fans starten. So viele haben die Berliner für eine Partie außerhalb der Hauptstadt noch nie auf die Beine bringen können.