BR Volleys nach der 0:3-Pleite gegen Friedrichshafen: Defizite bei Angriffen über die Netzmitte

BR Volleys in der Berliner Max-Schmeling-Halle. © 2015 Foto: Winfried Laube

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Meister BR Volleys hat die Volleyball-Bundesliga unbeabsichtigt wieder spannend gemacht, weil er am Sonntag in der heimischen Max-Schmeling-Halle dem Rekordmeister VfB Friedrichshafen 0:3 (30:32, 25:27, 27:29) unterlag. Die Berliner bleiben mit einer Niederlage Ligaerster mit zwei Zählern Vorsprung vor Friedrichshafen mit gleichfalls einer Niederlage.

6632 Zuschauer hatten ein merkwürdiges Spiel mit einem merkwürdigen Ergebnis erlebt. Alle drei Sätze gingen in die Verlängerung. Alle drei Sätze entschied der Gast zu seinen Gunsten. Obwohl die an sich heimstarken Gastgeber elf Satzbälle erspielten und die nervenstarken Gäste mit sieben Satzbälle und letztlich siegreich zum Zuge kamen!

So verwunderte nicht, dass der erfolgreichste BR-Angreifer Wouter ter Maat – wie Michal Finger beim VfB nach 22 Punkten als bester Spieler geehrt – hinterher die Volleyball-Welt nicht mehr verstand: „Das Ergebnis tut schon weh. Ab er ab der 20-Punkte-Marke haben wir den Ball einfach nicht auf den Boden des Gegners bekommen… Ich weiß nicht, was die besser gemacht haben.“

Und BR-Manager Kaweh Niroomand meinte: „Wir haben uns Richtung Satzende immerzu blöd angestellt, nicht die einfachen Bälle gespielt. Waren heute nicht in der Lage, unser bestes Volleyball länger als fünf Minuten zu spielen.“

Er hatte es geschafft, die Mannschaft nach dem Dreifach-Erfolg der Vorsaison – Meisterschaft, Pokalsieg, Gewinn des zweitklassigen europäischen CEV-Cups – nach Abgängen nochmals zu verstärken.

Das zahlte sich in der jetzigen Saison u.a. mit einer makellosen Serie von 13 Erfolgen am Stück aus: Neun in der Liga, drei im DVV-Pokal und einer in der europäischen Champions League.

Mit diesem Selbstverständnis – dazu noch frisch dekoriert als Berliner Mannschaft des Jahres – gingen die BR Volleys in das Prestigeduell am Sonntag. Und hatten natürlich den 0:3-Warnschuss vor Saisonstart im sogenannten Supercup gegen den VfB längst aus dem Gedächtnis verbannt.

Da hatte der neue VfB-Coach Vital Heynen, bis dato Bundestrainer des WM-Dritten Deutschland und Nachfolger des Rekord-Meistertrainers Stelian Moculescu, schon mit seiner stark umformierten Mannschaft erkennen lassen, dass er sich mit der Dominanz der Berliner nicht abfinden würde.

Vor dem zweiten Saisonvergleich hatte er öffentlich die Favoritenrolle der Hauptstädter betont, seinen Schützlingen aber eingetrichtert: „Die Berliner sind gut – wir sind gut. Und wir wollen gewinnen.“

Dieser Glaube war noch intakt, als die Berliner im ersten Durchgang bereits 20:13 vorne lagen, aber sechs Satzbälle nicht durchbrachten.

Was das Selbstverständnis der Hausherren wohl nachhaltig und spielentscheidend an diesem Tag erschüttert haben dürfte.
Dem Temperamentsbolzen aus Belgien, Heynen, fiel es angesichts des Sieges leicht, anzuerkennen, „dass wir hätten auch 0:3 verlieren können. Aber in den Schlüsselsituationen haben wir etwas cleverer gespielt als die Berliner…Wir haben eine sehr breit aufgestellte Formation, in der jeder erfolgreich zum Einsatz kommen kann. Heute war dafür Daniel Malescha unser wichtigster Mann. Jedes Mal, wenn er kam, hat die Mannschaft gepunktet.“

Matchentscheidend war, neben dem VfB-Plus beim Aufschlag und in der Ballannahme, jedoch Angriffswirksamkeit der Bodensee-Riesen über die Mitte. Da buchte der überragende Norweger Andreas Takvam allein 17 Zähler (Schnellangriffe, Blocks und ein Serviceass). Sein Kollege Klein steuerte fünf Punkte dazu. Jeweils exzellent bedient von Zuspieler Simon Tischer.

Auf der Gegenseite konnten oder wollten die Spielmacher Sebastian Kühner, dann der Kroate Tsimafei Zhukovski, das Mittelblocker-Trio Felix Fischer (5 Punkte), Graham Vigrass (3) und Aleksandar Okolic (2) längst nicht häufig mit Pässen versorgen wie auf der Gegenseite Tischer.

Dies brachte es mit sich, dass die gegnerische Abwehr sich bei den wichtigen Szenen am Satzende auf Außenangriffe von außen über ter Maat oder Kapitän Robert Kromm (nur enttäuschende acht Punkte) einstellen konnte. Und so zumeist einen schwer zu knackenden Dreierblock entgegen stellte. Einige Male wichen die BR-Angreifer dann auf die softe Variante mit weichen Lobs aus, die von der aufmerksamen VfB-Abwehr erhascht und zu wertvollen Breakpunkten umgemünzt wurden.

„Wir werden aus der Niederlage lernen“, verkündeten sowohl BR-Topangreifer ter Maat wie auch Trainer Roberto Serniotti. Defizite bei Schnellangriffen über die Mitte dürfte da eine Rolle spielen.

Erste Gelegenheit dazu ist Auftritt am Donnerstag in der Champions League bei Rzeszow (Polen) sowie vor allem beim dritten Aufeinandertreffen mit Friedrichshafen im Pokalfinale am 29. Januar in Mannheim.

Vorheriger ArtikelGänseessen und Weihnachtsbrunch im Pirates Berlin
Nächster ArtikelAnschlag oder Amokfahrt in Berlin? – Auf der Suche nach dem „richtigen Mann“ vom Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz