Die BP-Plattform Deepwater Horizon war am 22. April 2010 im Golf von Mexiko an der Küste des US-Bundesstaates Louisiana nach einem 36-stündigen Brand gesunken, der von einer starken Explosion, die elf Menschenleben forderte, ausgelöst worden war. In die Golfgewässer gelangten etwa 4,9 Millionen Barrel Erdöl. Damit verdrängte das Desaster die bisher größte Ölkatastrophe von 1989, bei der vor der Küste von Alaska aus einem gestrandeten Tanker "nur" rund 260 000 Barrel Öl in das Weltmeer ausgetreten waren.
Nach dem Desaster von Deepwater Horizon verhängten die US-Behörden ein Fischfangverbot in dem vom Ölteppich erfassten Gebiet. Ein Drittel der Golf-Gewässer wurden für das Gewerbe gesperrt.
Mitte Januar stellte die ermittelnde Kommission fest, dass der Unfall sich wegen Managementfehlern der Firmen ereignet hatte, die vor Ort Erdöl gewinnen.
Der „New York Times“ zufolge plant die BP nun, im Juli die Ölgewinnung aus den bereits vorhandenen zehn Tiefseebohrlöchern fortzusetzen. Im Gegenzug will das Unternehmen eine strengere Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen garantieren.
Nach der Katastrophe im April waren alle Bohrungen im Golf von Mexiko eingestellt worden. Das Verbot war erst im Oktober wieder aufgehoben worden.
Melissa Schwartz, die Vorsitzende des für die Entwicklung des Golfs von Mexiko verantwortlichen Bureau of Ocean Energy Management BOEMRE (- der Behörde des US-Innenministeriums, die die nationalen Bodenschätze auf dem Festlandsockel der Vereinigten Staaten verwaltet) konterte den BP-Vorstoß am Sonntag sofort: Die Verträge mit der BP über die Arbeiten im Golf würden nicht wieder in Kraft gesetzt.
Dem Unternehmen Royal Dutch Shell hingegen erteilte das BOEMRE die Erlaubnis, die Bohrungen im Golf von Mexiko voranzutreiben. Auch Exxon Mobil, Chevron und BHP Billiton dürften ihre Tiefseeerkundungen fortsetzen.
Eine erneute Abbauerlaubnis für die BP am Golf von Mexiko würde „Skandalcharakter tragen“, da der Konzern immer noch Dutzenden von Geschädigten Reparationszahlungen leistet und weiterhin in die administrative und strafgesetzliche Untersuchung des Vorfalls verwickelt ist, so die „New York Times“.
Vorige Woche hatte das Justizministerium der Vereinigten Staaten bestätigt, dass eine Reihe von zivilen und strafrechtlichen Sanktionen gegen die BP geprüft werde. Unter anderem gehe es um die fahrlässige Tötung von elf Mitarbeitern der Plattform.
Noch vor der kolportierten BOEMRE-Absage war es der BP gelungen, ein Abkommen mit dem russischen Ölriesen Rosneft über einen Aktientausch und gemeinsamen Erkundungs- und Abbauarbeiten am russischen Arktis-Schelf abzuschließen. Dieser Deal jedoch wackelt: Das Konsortium AAR, das die russischen Aktionäre von TNK-BP vertritt, hat das Geschäft als nicht vertragskonform angefochten.
RIA Novosti