Blutiger Freitag in Syrien – Proteste in zahlreichen Städten – Dutzende Tote, Hunderte Verletzte

Wie der staatliche syrische Fernsehsender Syria News berichtete, waren nach dem Freitagsgebet friedliche Demonstranten solange durch die Stadt gezogen, bis eine "bewaffnete Gruppe das Feuer auf Militärs, Sicherheitskräfte sowie Stadteinwohner eröffnete". Laut dem Chef der Syria News-Abteilung in Daraa haben "bewaffnete Menschen" das Fernsehgebäude beschossen, um ein Aufnehmen des Geschehens zu verhindern.

Das syrische Fernsehen zeigte eine Gruppe von maskierten "Provokateuren", die mit Maschinenpistolen geschossen hatten. DPA berichtet von Augenzeugen, die gesehen haben, wie Angehörige der Sicherheitskräfte und Scharfschützen in Zivil zehn Demonstranten erschossen. Dutzende Menschen seien wurden verletzt.

Auch Aktivisten, die die Proteste organisiert hatten, sowie eine Reihe von ausländischen Medien, darunter auch der Fernsehsender al-Arabia berichten, dass Polizisten auf die Demonstranten geschossen hatten. Es wird auch über Massenproteste mit Tausenden Teilnehmern in einigen anderen Regionen Syriens berichtet, und zwar in den nördlich von Damaskus gelegenen Städten Duma und Homs.

Viele Online-Medien wie der Stern (www.stern.de) berichten mittlerweile von Dutzenden (!) Menschen, die getötet worden seien. In mehreren Städten des Landes hatten sich Gegner der Regierung von Präsident Baschar al-Assad versammelt und skandierten "Freiheit, Freiheit, wir wollen Freiheit".

Die Protestwelle in Syrien entwickelt sich langsam zu einem Flächenbrand.  Landesweit gingen wieder Tausende auf die Straßen, um mehr Freiheit und demokratische Reformen zu verlangen. Augenzeugen berichteten, alleine in der südlichen Stadt Daraa seien acht Menschen getötet worden, als Angehörige der Sicherheitskräfte das Feuer auf rund 4000 Demonstranten eröffneten.

Dabei berichtet das syrische Fernsehen unter Berufung auf örtliche Medien in Homs nur von "einigen Dutzenden" Demonstranten in der Stadt.

Inzwischen hat die Oppositionsgruppe unter dem Namen "Syrische Revolution-2011" im Internet zu den Protestaktionen aufgerufen.

Die Massendemonstrationen für mehr politische Freiheiten in Syrien hatten am 18. März in Daraa begonnen. Anlass für die Proteste war die Inhaftierung mehrerer Schüler, die regierungsfeindliche Parolen an Wände und Zäune geschrieben hatten. Tausende Menschen waren mit der Forderung nach Freilassung der Schüler auf die Straße gegangen. Später kam es zu Unruhen in einigen anderen Gebieten des Landes. Nach inoffiziellen Angaben kamen dabei mindestens 80 Menschen ums Leben.

Freiheitskämpfter und Aktivisten berichten insbesondere über soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter immer wieder von willkürliche Verhaftungen und Folterungen von Oppositionellen. Mit aller "abscheulicher" Gewalt, wie US-Präsident Barack Obama sagte, scheint der syrische Staat die zarte Demokratiebewegung im Land zu unterdrückten.

An den Massenprotesten beteiligten sich nicht nur Araber sondern auch Kurden. Nach Angaben eines kurdischen Aktivisten demonstrierten insgesamt fast 7 000 Menschen in sechs kurdisch geprägten Orten im Norden Syriens für "Freiheit" und "nationale Einheit".

Mit Material von Al Arabia, Al Jazeera, dpa, Facebook, RIA Novosti, Syria News, Twitter.

Vorheriger ArtikelTürkei geht erstmals gegen Putschgeneräle von 1980 vor
Nächster ArtikelObama ruft syrische Behörden auf, Forderungen des Volkes Gehör zu schenken