„Es gibt drei gute Gründe für den Verzehr von Bisonfleisch“, meinen die beiden Eingeborenen. Rainer, der sich oft in Kanada aufhält, weil er in British Columbia ein Haus am See sein Eigen nennt, bestätigt und ich bestelle Bison. Wir unterhalten uns. Der Small Talk klärt die Frage, warum die nordamerikanischen Büffel, den wir Dank Karl May auch als Indianderbüffel kennen, besser Bison bison genannt werden sollen. „Der Präriebison heißt in der Fachsprache sogar Bison bison bison“, wirft ein Kollege ein und ich das Messer unter den Tisch. „Wie Buffalo Bill“, kommentiert Thilo, unsere rheinische Frohnatur, der wie Adda aus Düsseldorf kommt. Bevor noch eine Bemerkung gereicht wird und ich zum Bisonjäger werde, wird aufgetragen.
Mein Bisonfleisch enthält essentielle Aminosäuren, was wichtig für den Zellaufbau ist, und Vitamin B für das Nervensystem und gesunde Haut. Zudem liefert es Eiweiß, Eisen, Zink und Selen. Vergleicht man es mit Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch hat es den großen Vorteil, nicht einmal ein Drittel dessen an Fett aufzuweisen wie die anderen Fleischsorten. Bisonfleisch ist also sehr fettarm. 100 g Bisonfleisch hat nur 2,4 g Fett, nur 143 Kalorien und einem Cholesterinwert von 82/100g. Ich beiße in den Bison. Das schmeckt ein wenig nach Wild, nussig, nicht herb, ähnlich wie Rindfleisch vielleicht? Vielleicht. „Die Garzeit sei kürzer als bei Rindfleisch, meint Colette, und das Fleisch zarter“. Man könnte praktisch auf das Messer verzichten, scherze ich. „Und Großvater auf sein Gebiss“, sagt Christian noch, bevor ich Prost sagen kann. Rotwein rinnt durch unsere Kehlen.
Rainer, der Bison schon einmal auf dem heimischen Herd hatte, weiß, daß Bisonfleisch ca. 30% weniger Wasser enthält als die gleiche Menge Rind. Anders gesagt: Was man in den Ofen gibt, ist auch nachher noch vorhanden. Auf Grund seiner Struktur ist das Fleisch für Sportler und Kameramänner, die körperlich beansprucht werden, nahezu ideal. Die extrem leicht abbaubaren Eiweiße sorgen dafür, dass die wichtigen Nährstoffe sofort dem Organismus zur Verfügung stehen.
Ich frage mich, wo mein Bett steht. Zügig verlassen wir den Wagon, sausen über leere Straße zurück zum Flughafen, zum Sheraton Four Points Hotel. Die Kollegen fahren in die zweite Etage, um in Room 212 an einer Info-Veranstaltung unseres Interpretive Guide teilzunehmen, der auf die Reise zu den Polarbären, wie die Eisbären in Kanada genannt werden, einstimmt. Dafür bin ich nicht in Stimmung. Also fahre ich ein Stockwerk höher. Ihr wollt doch schließlich, daß ich direkt berichte.
Und jetzt: Gute Nacht.