Vor einem Viertel Jahr hat er bei vier Bischöfen der Piusbruderschaft die Exkommunikation aufgehoben, zu ihnen zählt der britische Bischof Williamson. Dieser leugnet den millionenfachen Judenmord der Nazis und die Existenz von Gaskammern. Dessen Rehabilitation durch den Papst hat einen weltweiten Proteststurm ausgelöst. Man darf annehmen, dass dieser schwerwiegende Fehler des Vatikans Folgen für die Programmgestaltung der Heilig-Land-Reise hatte. Der Papst hat nämlich die Bitte von etwa 40 prominenten Christen nicht erhört, auch das von der Hamas regierte Gaza zu besuchen, wo etwa 3000 palästinensische Christen leben. „Wenn der Papst neben einigen Moscheen nur die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht, Gaza aber nicht, wird sein Besuch des Heiligen Landes Menschen in der ganzen Welt enttäuschen”, hatte schon vor Wochen der katholische, libanesische Priester Monsignore Labib Kobti gewarnt. Er hatte dazu aufgerufen, Zeitungen und Fernsehsender zu informieren, ja an jede Straßenecke zu schreiben: „Der Papst ist nur dann willkommen, wenn er Gaza besucht.” Das wäre gewiss ein starkes Zeichen der Verbundenheit mit allen Menschen Gazas gewesen, zumal nach dem jüngsten Krieg.
Papst Benedikt hat die schon in der Apostelgeschichte erwähnte Stadt jedoch nicht im Programm, angeblich aus Sicherheitsgründen. Ist das die ganze Wahrheit? Oder wollte der Papst die jüdische Welt und Israel nicht weiter verstimmen? Yusef Daher, Generalsekretär vom `Jerusalem Inter-Kirchen-Zentrum ´, der die Gaza-Petition mit unterstützte, bedauert die Entscheidung des Vatikans gegen Gaza, ergänzt jedoch: „Seine Heiligkeit ist über alle unsere Sorgen informiert worden. Nun warten wir hier vor Ort auf Seine persönliche Antwort darauf.”
Ob er sie zu geben bereit ist, bleibt abzuwarten. Christen in aller Welt sollten dafür beten, dass der Papst den Mut zu klaren Worten und Forderungen an die israelische Seite findet. Die oben erwähnten Praktiken, die anhaltende wirtschaftliche Misere und die generelle politische Hoffnungslosigkeit lassen nach wie vor viele Christen auswandern. Beispiel: Zählte Jerusalem Mitte der 1940er Jahre noch 30.000 Christen, so sind es heutzutage so viele wie in Goldbach bei Aschaffenburg, etwa 9.000.
Der Heilige Vater würde die existenziellen Nöte der Kirchen missachten, sollte er gegenüber der israelischen Regierung nur besänftigen und auf Schönwetter machen wollen. Es darf nicht sein, dass für einen unverzeihlichen Fehler des Vatikans die Christen am Ursprungsort des Glaubens büßen müssen.