Dabei überstrahlte die Resonanz, geschätzte 200 000 Zuschauer entlang der Strecke von 21,0975 km, wieder einmal den sportlichen Gehalt. Denn die angestrebten und in Aussicht gestellten Streckenrekorde auf dem rekordfreundlichen Kurs blieben in den beiden Hauptläufen unangetastet. Beide Bestzeiten sind in kenianischem Besitz und hochkarätig. Insofern kaum verwunderlich, dass die schnellen Läuferinnen und Läufer aus Ostafrika auch diesmal dominierten: Platz eins bis fünf bei den Frauen und unter den elf schnellsten Männern vermochte nur ein Teilnehmer aus dem Hochland Eritrea in die Phalanx der Kenianer einzudringen.
Dass Jacob Kendagor – mit 59:35 Minuten einziger unter 60 Minuten – und Helah Kiprop (67:54) das höchste Preisgeld mit nach Hause nahmen, dürfte ihren favorisierten Landsleuten Jacob Kipkemo (4.) bzw. Philes Ongori (2.) möglicherweise nicht so erfreut haben.
Über die Temperatur-Unterschiede – bei Abflug in Kenia um 20 Grad plus, in Berlin 1 bis 4 Grad – haben sich die Laufprofis nicht beklagt. Das sei okay gewesen, zumal sich an der Spree erstmals seit Tagen wieder die Sonne zeigte.
Bestplatzierte Deutsche waren Falk Cierpinski, 34-jähriger Sohn des zweifachen Marathon-Olympiasiegers Waldemar Cierpinski, aus dem Halleschen als 13. bzw. Sandra Boitz aus Leipzig als 9. Ihre Rückstände von mehr als sechs und fast vier Minuten auf die Besten verdeutlichten, dass die deutschen Ausdauer-Aktiven Welten von der Weltspitze entfernt sind. Der Leiziger Carsten Eich war 1993 als Erster mit 60:34 rund fünf Minuten besser auf einem leicht veränderten Kurs. Marathon-Talent Anna Hahner (Fulda) stieg nach 14 km mit Fußbeschwerden aus.
Besser sah es im Inline Skating aus. Da belegten drei Athletinnen das Siegerpodium mit der jungen Katharina Rumpus aus Heilbronn ganz oben. Bei den Männerngab sich Felix Rijhnen aus Darmstadt, im Winter Deutscher Meister im Eisschnelllauf, als Zweiter lediglich dem Franzosen Julien Levard erst im Endspurt geschlagen. Sie waren nach 32:07 im Ziel und mit einem Schnitt von mehr als 40 km/h fast doppelt so schnell wie die Läufer.
Die optimale Kurslinie, beim Halbmarathon traidtionell grün, konnte übrigens wegen der kalten Nachttemperaturen diesmal nicht aufgesprüht werden. Das mag ein Grund dafür gewesen sein, dass Inline-Gast Tim Tscharnke, auf Ski olympisch Silber im Teamsprint und im Winter erstmals Sieger in einem Weltcup-Rennen, sich mit Kollegen verfuhr und "etwa zwei Kilometer zuviel", gefahren ist. Im Ziel war er 37. und dennoch zufrieden.