Berlin, Deutschland (Weltexpress). Am Sonntag fuhren die Eisbären aus Berlin bei den Grizzlys in Wolfsburg eine weitere empfindliche Niederlage ein. Mit 4:7 (2:3, 0:3, 2:1) fiel sie auch noch hoch aus. Sieben Gegentore in 60 Minuten, das ist schon allerhand. Hinzu kommen fünf Gegentore vom Freitag in heimischer Halle und schon stehen an einem Wochenende ein Dutzend Gegentore zu Buche. Das ist mehr als allerhand. Zwölf Gegentore in zwei Spielen ist viel zu viel. Scheiß Verteidigung?
In Wolfsburg saßen die Kufenkurver aus Berlin oft auf der Strafbank. Die Grizzlys ließen sich die schönen Chancen in Überzahl drei Mal nicht nehmen. Als Eisbären-Cheftrainer Uwe Krupp zum Schluss sein Torhüter zugunsten eines weiteren Stürmers vom Eis nahm, fiel der siebte Treffer für Wolfsburg. Reicht das als Entschuldigung?
Alles in allem war das ein Wochenende aus Eisbären-Sicht mit vielen Fehlern in der Verteidigung, an der auch die Angreifer mitwirken. Und der Torwart.
Gibt Marvin Cüpper seinen Vorderleuten weniger Zuversicht als Petri Vehanen?
Der Ersatztorhüter, der bei den Siegen gegen Mannheim (4:1) und Krefeld (3:1) eine gute Figur zu machen schien, wurde von einigen Journalisten in der Folge flugs hochgeschrieben. „Cüppers Aufstieg zum besten Torwart der Liga“ lautete eine Überschrift in der „Berliner Morgenpost“ (15.12.2017). Philip Häfner begründete seinen Titel mit dem Argument, dass „laut Statistik“ Cüpper „mit einem Schnitt von 1,60 Gegentoren pro Spiel momentan sogar der beste Torwart in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL)“ sei. Super. Ähnlich dämlich argumentierten, wenn überhaupt, andere Journalisten, die ebenso euphorisch formulierten. Nein, Cüpper ist kein Schlechter. Er ist jung, er wird und muss weiter lernen, trainieren und braucht viel Spielpraxis.
Wer statt sechs Punkte nicht einen einzigen einfährt, der tritt in der DEL-Tabelle nicht nur auf der Stelle, der wird überflügelt und zwar vom EHC Red Bull München.
Dass die Luft auf der Sonnenseite der Tabelle dünn ist, das mussten auch in dieser DEL-Saison schon manche Mannschaften erfahren. Gegen Tabellenführer sind alle Verfolger und diese aus Köln und Wolfsburg offensichtlich besonders bemüht.
Wer daheim drei Tore erzielt und auswärts vier, der sollte auch im Eishockey gewinnen können, wenn, ja, wenn hinten die Null stünde oder wenigstens die Verteidigung als feste Burg. Ein, zwei Eier kann man sich bei den drei, vier Sturmreihen, die für Berlin auflaufen, gerne gönnen. Mehr aber nicht.
Um es mit Uwe Krupp zu sagen: Wenn du sieben Tore abgibst, dann ist es schwer zu gewinnen.
Am morgigen Dienstag gegen Nürnberg werden wir sehen, ob die Appelle an die Abwehr beziehungsweise das Defensivverhalten aller Eisbären Früchte tragen. In der Abwehr der Berliner fehlen zwar weiterhin Frank Hördler und Danny Richmond, und beide sind wirklich gute Abwehrspieler, doch vielleicht kehrt Petri Vehanen aufs Eis und ins Tor zurück. Neue Abwehrspeiler wird es laut Sportdirektor Stephane Richer nicht geben. Sollte Florian Busch wieder fit sein, so Richer, könne „der auch in der Abwehr spielen“. Und Maxi Adam, zitiert Michael Lachmann Richer in der „B.Z.“ (17.12.2017), „kommt ja auch von der U20-Auswahl zurück.“ Falsch ist das nicht.
Geht es nach Jörg Leopold, dann hätten die Eisbären „in den letzten 20 Spielminuten … die These“ untermauert, „dass sie in dieser Saison aus anderem Holz geschnitzt sind“, als in den Spielzeiten zuvor. Im „Tagesspiegel“ gibt sich Journalist Leopold unter dem Titel „Tabellenführung weg, Zuversicht bleibt“ (17.12.2017) erwartungsfroh, denn „die Mannschaft“ würde sich „in dieser Spielzeit …. stabiler“ präsentieren. „Rückschläge“ seien „in einer langen Saison mit meist drei Spielen in der Woche“ normal. Das kann man so schreiben.
Ob die Eisbären Berlin gegen Thomas Sabo Ice Tigers Nürnberg wieder die scheinbar leeren Batterien aufladen, energischer und konzentrierter in der Abwehr zur Sache gehen (und Konzentration ist immer auch eine Frage der Kondition) und also die Kurve kriegen, das werden wir sehen.