Sonntagnachmittag in der Berliner O ²-World. Nicht gerade viele Zuschauer hatten sich eingefunden, um das Spiel zwischen dem amtierenden Pokalsieger und Meisterschaftsanwärter gegen die sogenannten „jungen Wilden“ aus Süddeutschland zu verfolgen. Am Wetter kann es nicht gelegen haben. Mit Sicherheit hat der gleichzeitige Auftritt der Rundballtreter von Hertha BSC die Albatrosse etliche Zuschauer gekostet, ob sich diese nun im Olympiastadion aufhielten oder vor den TV-Geräten. 7.543 kamen dann doch noch in die Arena. Diese wurden hauptsächlich auf den unteren Rängen platziert, die verbleibenden Sitze auf den Oberrängen verdeckte der Veranstalter mit schwarzen Vorhängen.
Schon beim Aufwärmen beider Teams konnte man erahnen, wo die Vorteile der Berliner an diesem Tag liegen würden. Die sehr viel jüngeren Ulmer schienen kleiner zu sein und waren mit nur 10 Spielern angereist. Insgesamt kamen in jeder Mannschaft dann 10 Spieler zum Einsatz, der Größenvorteil und vor allem die Erfahrung der Berliner waren letztendlich aber doch mit ausschlaggebend.
Die übliche Prozedur der Spieleröffnung erinnert sehr an die erfolgreiche Zeit der Chicago Bulls. Nach der Vorstellung des Gegners ging, wie im Spiel vor 7 Tagen, das Licht aus ”¦ den Rest hatte ich beim letzten Mal schon beschrieben. Als sich die Nebelschwaden verzogen hatten, konnte es dann endlich losgehen. Einen deutschen „Starter“ auf Berliner Seite gab es übrigens nicht, erstaunlich, dass dieses das Publikum nicht zu interessieren scheint – Erfolg ist offenbar doch wichtiger (wer gehört nicht gern zu den Erfolgreichen?) – wir sind ja schließlich nicht beim Amateursport. Überhaupt das Publikum, doch dazu später ”¦
Von Anfang an beherrschten die Hausherren ihren Gegner eindeutig. Das hatte mehrere Ursachen: Eine davon war, dass ALBA den Ball diesmal sehr sicher bewegte, während die Gäste (wohl ihres eigenen Spieltempos geschuldet) den Ball oftmals vertändelten. Dazu kam eine äußerst unglückliche Aufgabenansammlung auf Ulmer Seite: Per Günther übernahm in der Defense eine Art Manndeckung für Rashad Wright und war in der Umkehrbewegung mit dem Angriffsaufbau betraut. Das konnte auf die Dauer nicht gut gehen, weil schon die physische Belastung extrem ist. Nach fast durchgespieltem 1.Viertel kam die #6 der Gäste bis zur Halbzeit nur noch für knapp 4 Minuten zum Einsatz und war zum Ende des Spiels sichtbar ausgelaugt.
Die Angriffsmaschinerie der Berliner rollte, immer wieder liefen sich die potentiellen Scorer erfolgreich frei und wurden dann auch angespielt. Julius Jenkins nutzte den Platz für etliche erfolgreiche Würfe aus der Distanz. All das, was man beim Spiel gegen Oldenburg vermisste, war nun zu sehen. Unter dem Korb wurde Blagota Sekulic (#10) so geschickt freigespielt, dass er den Ball fast problemlos versenken konnte oder zumindest ein Foul zog. Nur bei den daraus resultierenden Freiwürfen muss er besser werden – 25 % sind zu wenig. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Spiel praktisch schon entschieden war, hatten die Gäste doppelt so viele Fouls angesammelt wie die Berliner. So kann man kein Spiel gewinnen, erst recht nicht, wenn man die eigenen Freiwürfe dann nicht in Punkte umsetzt.
Beim Stand von 14:6 mit verbleibenden 3:30 Minuten im 1.Viertel nahm Ulm eine Auszeit und die „ALBA-Minis“ kamen zu ihrem ersten Auftritt, der zweite folgte dann in der ¼-Pause. Diese Cheerleadergruppe lieferte eine beeindruckende Vorstellung ihres schon erstaunlichen Könnens. Die Kinder im Alter von unter 10 Jahren führen choreographierte Tänze auf und bauen Pyramiden fast so perfekt wie die „Großen“ – die „Animaniacs“ der BERLIN ADLER lassen grüßen. Wenn man diese sehen will, muss man aber zum American Football gehen. Cheerleading gibt es bei ALBA offenbar nicht, stattdessen füllt die hauseigene, ansehnliche Damenriege namens „Danceteam“ mit tänzerischer Musikbegleitung die Auszeiten – der Name ist Programm.
Bis zur Halbzeit bauten die Hausherren ihre Führung auf 45:24 aus. Die größte der Berliner betrug bis dahin 23 Zähler, im 3-Viertel waren es dann zwischenzeitlich sogar 29. Auffallend war, dass die Gäste in den jeweiligen zweiten 5 Minuten eines Spielabschnittes wenig Körbe erzielten, aber viele Punkte zuließen. Die Albatrosse konnten etwa die Hälfte der Wurfversuche erfolgreich unterbringen – bei Ulm waren es aus kurzer Distanz 10 von 26, aus größerer Entfernung gar nur einer von sieben.
Nach der Pause war das Spiel wohl eher nur noch etwas für Feinschmecker, dem Chronisten war langweilig. Eigentlich hätte der zur Pause schon nach Hause gehen können. Zu überlegen waren die Gastgeber und taten leider auch nur so viel, wie sie mussten. So spart man zwar Kräfte, gewinnt aber keinen einzigen neuen Enthusiasten dazu. Den braucht man aber offenbar auch nicht, es gibt wohl genug eigene „Hardcorefans“. Diese zeigten sich merkwürdigerweise noch sehr viel engagierter als im denkbar knappen Spiel gegen den Meister EWE Baskets Oldenburg. Über die Unart, die Gäste bei deren Freiwürfen zu verwirren, hatte ich mich vor einer Woche schon geäußert – diesmal waren es keine Ballons, sondern blau/gelbe Fähnchen. Die hämischen, unqualifizierten Sprüche aus dem ALBA-Fanblock lasse ich an dieser Stelle mal unkommentiert. Was wirklich nervte waren die einheimischen Trommler, welche ihre Instrumente offenbar gar nicht mögen. Mit einer Vehemenz und lautstärkemäßig nah an der Körperverletzung prügelten sie (unabhängig vom Geschehen auf dem Parkett!!!) während des gesamten Spiels auf ihre Teile ein. Das ist einfach nur akustischer Müll, der dort produziert wird – weder für die (vielleicht daran schon gewohnten) Ohren der eigenen Spieler gut, geschweige denn für die des Gegners. Warum es bei 20 Punkten Vorsprung Pfiffe für irgendwas oder irgendwen geben muss, erschließt sich mir sowieso nicht. ALBA-Fans sollten vielleicht nicht beim Eishockey, Fußball oder Handball „abkupfern“, sondern sich auf die Leistung ihres eigenen Teams konzentrieren und diese „befeuern“.
Zurück zum Geschehen auf dem Parkett: Mit zunehmender Spieldauer stellte sich Ulm als kein ernsthafter Gegner mehr dar. Deren Headcoach meinte in der Pressekonferenz, dass man an diesem Tag viel gelernt hätte. Man wird sehen ”¦ Bei ALBA kamen zunehmend die Backups zu Einsatzzeiten (#19 scheint eine große Fangemeinde zu haben) und diese verwalteten, wie bereits erwähnt, den 20-Punkte-Vorsprung nur noch. Die Gäste versuchten sich in ihrer Schlussoffensive nun erfolglos im Spiel mit Würfen aus großer Entfernung. Die Albatrosse behielten Spiel und Gegner im Griff.
Ausschlaggebend für den Erfolg der Hauptstädter war das schnelle Umschalten von Abwehr (die viele Defensive- Rebounds erzielte) auf Angriff (der eine gute Trefferquote an diesem Tag aufweisen konnte). Aus diesem Grund wurde ALBAs #10 zum „Spieler des Tages“ erkoren – Teamkapitän JJ hätte es, ob seiner vielen 3er wohl auch verdient, aber man erwartet von diesem Spieler wohl noch etwas mehr.
Nun stehen für die Berliner erst mal zwei Auswärtspartien in Bonn und Bamberg an, bevor es am 15.11.2009 ab 17:00 Uhr zum nächsten Heimspiel gegen Phoenix Hagen kommt. Diese Mannschaft hat bisher 2 Siege und 4 Niederlagen auf ihrem Konto und sollte für die Albatrosse in deren heimischer Halle kein großartiges Hindernis darstellen. ALBA hat gegenwärtig 3 Punkte Rückstand auf den Tabellenführer Artland Dragons, alles noch im Bereich des Erreichbaren – die Saison hat gerade erst begonnen.