Ebenso ist die Verfahrensweise der Turkel-Kommission zu kritisieren: Die Kommission hat die einzige israelische Augenzeugin, Hanin Zoabi, nicht befragt. Stattdessen wurden nur solche Zeugen befragt, von denen keine kritische Einschätzung der israelischen Stürmung der Mavi Marmara zu erwarten war. Die an dem Angriff beteiligten Soldaten hatten keine Erlaubnis zur Aussage erhalten. Zu Recht wird die Turkel-Kommission als offene Plattform für israelische Propaganda bezeichnet.
Zudem behauptet der Turkel Bericht fälschlicherweise, die effektive Kontrolle über den Gaza Streifen sei mit dem Rückzug der israelischen Truppen beendet worden und die Blockade stelle keine Kollektivstrafe der Bevölkerung dar. Diese Aussagen sind angesichts der einschlägigen UN-Resolutionen und zahlreichen Berichte internationaler Hilfsorganisationen nicht haltbar. Zuletzt beschrieb der vor wenigen Tagen erschienene Bericht der Organisation Ärzte für Menschenrechte in Israel, wie die israelische Regierung in Gaza gezielt die Bevölkerung nur mit dem humanitär allernotwendigsten versorgt: Zuviel zum Sterben, zu wenig zum Leben. In Folge dieser Politik leiden 61 Prozent der Bevölkerung Gazas unter Nahrungsmittelunsicherheit, 90-95 Prozent der Wasserquellen sind verschmutzt und 71 Prozent der Haushalte sind von internationaler Hilfe abhängig.
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Pressemitteilung von Annette Groth, menschenrechtspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion DIE LINKE, vom 24.01.2011.