„Being there“ – Donald Trump wird der Unterhalter-Präsident sein

US-Präsident Donald Trump während seiner Inaugurationsrede in Wahsington, USA. © The White House Gov.

Tel Aviv, Israel (Weltexpress). Vielleicht lügt er die ganze Zeit.

Vielleicht lügt er, dass er ein Lügner ist.

Vielleicht betrügt er, wenn er sich als Betrüger ausgibt.

Vielleicht führt er uns alle in die Irre, wenn er so tut, als würde er uns alle in die Irre führt..

Vielleicht ist er nur ein sehr schlauer Manipulator, der uns alle glauben lässt, er sei ein größenwahnsinniger Einfaltspinsel..

Nun, heute ist Präsident Donald Trumps erster Arbeitstag. Wir werden bald sehen.

Präsident Donald Trump – an diese drei Wörter müssen wir uns gewöhnen.

Das einzige, was mit einiger Sicherheit gesagt werden kann, ist, das nichts sicher ist. Dass über diesen Mann nichts vorausgesagt werden kann. Dass wir vier Jahren lang in Unsicherheit leben werden, dass wir jeden Morgen aufwachen und uns fragen werden, was er heute anstellen wird.

Er wird der Unterhalter-Präsident sein, wie er der Unterhalter-Kandidat war. Ich muss gestehen, dass ich jeden Morgen, wenn ich die Tageszeitung in die Hand nahm, zuerst danach sah, was es Neues über Trump gab, Was hat er getan? Was hat er gesagt? Egal was es war, es war immer ein Amüsement.

Die Frage ist: wünschen wir wirklich, dass der mächtigste Mann in der Welt ein Unterhalter ist? Oder ein hochtrabender Egomane? Oder ein total egozentrischer Narzist? Ein Mann, der nichts weiß und glaubt, dass er alle Probleme lösen kann?

Dies ist eine gefährliche Welt. Ab heute wird sie viel gefährlicher sein.

Denken wir einen Augenblick lang über den Roten Knopf nach.

Es gibt rund um die Welt mehrere Rote Knöpfe und mehrere Finger von Führern (einschließlich dem unsrigen) die ständig in seiner Nähe schweben. Wenn ich an Trumps Finger denke, werde ich nervös.

Einige der schrecklichsten Kriege in der Geschichte wurden von Einfaltspinseln angefangen. Denken wir nur an den 1. Weltkrieg mit seinen Millionen Toten, er wurde von einem Niemand, einem serbischen Fanatiker begonnen.

Der 2. Weltkrieg mit seinen Dutzenden Millionen Toten wurde von Adolf Hitler begonnen, einer ganz primitiven Person. Als er die Grenze mit Polen überschritt, träumte er gewiss nicht an einen Weltkrieg. Bis zum letzten Augenblick glaubte er nicht, dass Großbritannien, ein „arisches“ Land, das er bewunderte, ihm den Krieg erklären würde.

Präsident Trump scheint nichts über Geschichte zu wissen. Noch über vieles andere, außer über Immobilien und wie man zu viel Geld kommt. Er scheint auch nicht anderen gut zuzuhören, wenn er eine Entscheidung trifft. Wow.

Vor etwa 45 Jahren las ich ein Buch von einem polnisch-amerkanischen Schriftsteller, Jerzy Kosinsky, genannt „Being there“. Es handelte von einen geistig behinderten Gärtner, dessen reicher Boss starb und ihn alleine ließ. All sein Wissen war begrenzt auf die Gartenarbeit und das Fernsehen.

Durch einen Zufall kam er zur Politik. Seine einfachen Antworten auf alle Fragen wurden als sehr weise begriffen. Dinge wie: du musst die Wurzeln gießen, wenn du süße Früchte haben willst.

Er kletterte die politische Leiter hoch bis an die Spitze und wurde ein Berater des Präsidenten. Ich erinnere mich nicht mehr, ob er tatsächlich Präsident wurde. Trump wurde es.

Seltsam genug, erinnere ich mich an einen deutschen Film, den ich sah, als ich 9 Jahre alt war. Es war kein bedeutender Film. Doch an diesen erinnere ich mich noch nach 84 Jahren.

Es ging um einen jungen Mann aus einer sehr guten Familie, der sich in die Tochter eines gewöhnlichen Schreiners verliebte. Seine Familie lehnte dies völlig ab und erlaubte ihm nicht, die Tochter eines so bescheidenen Handwerkers zu heiraten.

Am Abend sitzt der alte Schreiner in seiner Kneipe und entdeckt eine Fliege in seinem Bier. Er schlägt mit seiner großen Faust auf den Tisch und schreit: „Diese Schweinerei muss aufhören!“

Einen Moment lang herrscht Stille. Dann kommen Schreie „Bravo“! aus allen Richtungen.

Der Verehrer ergreift die Gelegenheit. Er gründet eine Partei, macht Bündnisse, führte den alten Mann durch die Wahl und am Ende – es war noch immer die Weimarer Republik – wird er zum Präsidenten gewählt.

Jetzt ist die Familie des jungen Freiers glücklich, dass man ihn das Mädchen heiraten lässt, aber ihr Vater lehnt dies unweigerlich ab. „Wie kommst du dazu, die Tochter des Präsidenten zu heiraten?“

Aus Rache wechselt der Freier, der auch die Reden des Präsidenten schreibt, die Seiten in der Mitte einer Rede des alten Mannes im Reichstag.

Der alte Mann erklärt:„ Ich bin ein totaler Versager, ich bin ein kompletter Idiot…“

Ich kann mich nicht mehr an das Ende erinnern.

Wer ist der junge Mann, der Trumps Wahlkampagne führte? Sein jüdischer Schwiegersohn natürlich, Jared Kushner.

Kushner ist wie Trump ein Immobilien-Händler. Wie Trump wurde er reich geboren und widmete sein Leben, um reicher zu werden. Jetzt ist er Trumps wichtigster politischer Berater.

Kushner ist auch ein begeisterter Zionist. Das bedeutet, dass er nicht davon träumt, nach Israel auszuwandern und in Israel zu leben, stattdessen aber unterstützt er die fanatischsten Elemente in diesem Land.

Es scheint eine Regel zu sein, dass je weiter sich ein Jude von den Schlachtfeldern Israels entfernt, ein umso fanatischer Zionist ist er. Dieser Jared lebt sehr weit entfernt.

Einer seiner Ratschläge – so scheint es – war die Ernennung des US-Botschafters in Israel, auch ein reicher Jude, David Friedman. Diese Person ist ein so fanatischer rechter Zionist, dass er finanziell in die Siedlung Beth-El („Haus Gottes“) involviert ist, eine der Siedlungen in der West Bank, die am weitesten rechts ist. Einige würden sie faschistisch nennen.

Eine diplomatische Kuriosität: der israelische Botschafter in den US, Ron Dermer, und der US-Botschafter in Israel sind beide ultra-rechts in den US geborene jüdische Zionisten. Wenn sie den Ort wechseln würden, würde das keiner merken.

Lassen sie mich die Leser daran erinnern, was für Siedlungen das sind.

Als die israelische Armee 1967 die Westbank, Ost-Jerusalem und den Gazastreifen eroberte, waren sie so bevölkert wie viele Gegenden in Deutschland. Ein großer Teil des Landes gehörte privaten Farmern und abwesenden Landbesitzern, der Rest war „Regierungsland“.

Während der ottomanischen Zeit waren die Landreserven der Dörfer und der Städte im Namen des Sultans registriert, dessen Erbe der britische Hohe Kommissar war, dessen Erbe der jordanische König war, und dessen Erbe jetzt der Kommandeur der israelischen Besatzungsarmee ist.

Jetzt kommen die israelischen Siedler und nehmen dieses Land weg, sowie das private wie das, das der „Regierung“ gehört und machen darauf ihre Wohnstätten. Keine Bezahlung an niemanden. Reiner Diebstahl.

Jetzt kommen Amerikaner wie Friedman, Kushner und andere und ermutigen die Siedler sogar noch mehr zu rauben; sie bieten noch Geld an, um ihnen zu helfen.

Die Geschichte erzählt uns, dass solche Dinge nicht ewig dauern. Früher oder später enden solche Dinge in einem Blutbad. Aber an diesem Tag werden Friedman, Kushner und Trump weit weg sein.

Warum schreibe ich jetzt über Trump?

Erstens weil es ein historischer Tag ist. Ich liebe solche historischen Tage nicht. Ich erinnere mich an solch einen Tag, als junge Männer mit Fackeln in der Hand durch Berlin zogen.

Aber es gibt noch einen anderen Grund: ich will jetzt nicht über Israel schreiben.

Wir befinden uns in der Mitte des größten Skandals in der israelischen Geschichte. Der Ministerpräsident und der Besitzer unserer größten Massen-Zeitung werden gerade wegen Bestechung gerichtlich untersucht, außerdem auch ausländische Magnaten, die Benjamin Netanjahu seit Jahren mit dem teuersten Zigarren der Welt beliefern und seine Frau mit dem teuersten rosa Champagner. Es ist das „Rosa“, das es interessant macht.

Nein, ich werde jetzt nicht darüber schreiben. Tut mir leid.

Anmerkungen:

Vorstehender Beitrag von Uri Avnery wurde ins Deutsche von Ellen Rohlfs übersetzt. Die Übersetzung wurde vom Verfasser autorisiert. Unter www.uri-avnery.de erfolgte am 21.01.2017 die Erstveröffentlichung. Alle Rechte beim Autor.

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