Begonnen hatte es alles vor drei Jahren. Da hatte sich der Verein des Beethoven-Hauses mit einem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit gewandt und um finanzielle Unterstützung für das größte Neuerwerbungsprojekt in seiner Geschichte geworben. „Habemus Manuscriptum!“ – mit diesem Ausruf der Freude verkündet nun die Freunde des Beethoven-Hauses den Erwerb der Originalhandschrift von Beethovens Diabelli -Variationen für Klavier op. 120. Am 17. Dezember, dem Tauftag Beethovens, konnte das 81 Seiten umfassende, sehr gut erhaltene und überaus expressiv geschriebene Manuskript in die Sammlung des Beethoven-Hauses übernommen werden.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann betonte bei der feierlichen Diabelli -Übergabe von Ludwig van Beethoven in Bonn: „Dieser Diabelli -Ankauf ist ein Paradebeispiel für den kooperativen Föderalismus. Mit den Diabelli -Variationen übergeben wir dem Bonner Beethoven-Haus eine der wichtigsten Originalhandschriften, die sich überhaupt noch in Privatbesitz befanden. Sie gehört zu den kostbarsten Zeugnissen einer Vergangenheit, die unsere Gegenwart als Kulturnation bis heute prägen.“
Es hatten noch 50 000 Euro gefehlt. Doch da waren sich alle Bonner Stadtratsmitglieder einig, als sie in der Stadtratssitzung am Vorabend der Übergabe einstimmig für eine überplanmäßige Bereitstellung des Geldes stimmten: Mit einem Zuschuss von 50 000 Euro für den Verein Beethoven-Haus schloss die Stadt Bonn die letzte Finanzierungslücke für den Ankauf der Diabelli -Variationen.
„Es ist klar und außerhalb jeder Diskussion, dass die Sicherung dieses bedeutenden Stückes kulturellen Welterbes auch die Bedeutung der Beethovenstadt Bonn in der gesamten musikalischen Welt steigert und festigt“, so hatte Kulturdezernent Dr. Ludwig Krapf in der Beschlussvorlage für den Rat argumentiert. Und: Die Verwaltung halte es für wichtig, ihren Beitrag zu leisten, um die noch bestehende Finanzlücke zu schließen und die Transaktion zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Dem stimmte der Bonner Stadtrat einmütig zu.
Neben den „Goldberg-Variationen“ von Johann Sebastian Bach sind Ludwig van Beethovens „33 Veränderungen über einen Walzer von Diabelli“ (op. 120) aus dem Jahr 1823 eine der großartigsten Schöpfungen der Klavierliteratur überhaupt und neben den letzten Klaviersonaten das letzte große Werk des Meisters für das Klavier. „Dieses einmalige Dokument menschlicher Fantasie und Kreativität für das Beethoven-Haus und damit natürlich auch für die musikinteressierte Öffentlichkeit zu retten, war für die Verantwortlichen des Beethoven-Hauses – in erster Linie Professor Dr. Andreas Eckhardt und Maestro Kurt Masur – die größte Herausforderung ihrer Amtszeit“, erinnerte Dr. Krapf an deren Engagement und würdigte die Leistung, die millionenschwere Investition durch öffentliches und privates Engagement zu erbringen. Die Millionensumme blieb ungenannt.
Dieser Ankauf war ein Riesenprojekt. Nachdem sich der Bund, die Kulturstiftung der Länder, das Land Nordrhein-Westfalen sowie die Kunststiftung NRW bereit erklärt hatten, die Hälfte der bisher unbekannten Millionenkosten für den Kauf dieser Handschrift Beethovens zu übernehmen, musste das Beethoven-Haus ebenfalls sein nicht ganz kleines Scherflein dazutun, was nicht gering war. Ein große Spendenorganisation wurde angestoßen, 30 große Unternehmen gelten als Hauptförderer, dann Künstler wie Kurt Masur, Anne-Sophie Mutter, Daniel Barenboim, Gerhard Oppitz und andere Künstler gaben Benefizkonzerte, um mit dem Erlös den Notenankauf möglich zu machen. Der bisher private Besitzer bleibt anonym, nun gehören die Diabelli-Variationen dem Beethoven-Haus in Bonn. Alle nannten dies eine „beispielhafte Gemeinschaftsleistung für den Erwerb“ und das im 120. Jahr des Bestehens des Vereins Beethoven-Haus, das nun auch dieses Juwel der Musikgeschichte sein Eigen nennen kann und dadurch die Öffentlichkeit an Beethovens Erbe teilnehmen lässt.