Berlin, Deutschland (Weltexpress). Das neue Viertel, das grob gesagt zwischen Ostbahnhof und Oberbaumbrücke, Spree und Bahnschienen hochgezogen wurde, steht – oder auch nicht. Jedenfalls war Abend des 13. Oktober 2018 bis weit in die Nacht Sause am Mercedes-Platz, dem angeblichen Hauptplatz, der mit Braus offiziell eröffnet wurde. Dabei ließ sich zwar der Regierende Bürgermeister nicht blicken, aber immerhin mit Ramona Pop eine Bürgermeisterin von Berlin, die zudem Senatorin für Wirtschaft und so weiter ist. Noch eine Frau war mit Britta Seeger da, die ein Mitglied des Vorstandes der Daimler AG ist, die viel Geld dafür bezahlte, dass der Platz so heißt, wie er heißt.
Damit ist klar, dass der Platz kein öffentlicher Platz ist, sondern ein Privater. Ein ganz wichtiger Eigentümer war aber und auch in der hohen Mehrzweckhalle, in der ein paar seiner Lohnarbeiter zu tun hatte. Die Rede ist von einem Tycoon, von einem Oligarchen, der auf den Namen Philip Anschutz oder auch nicht. So ist das halt mit Wirtschaftsmagnaten.
Er musste mitansehen, dass vor der Halle Baustellen waren und in seinem Unternehmen EHC Eisbären Management GmbH. In der Halle vor dem Hauptplatz unterlagen nach der Sause die von Clément Jodoin trainierten Eishockey-Spieler der Mannschaft des ERC Ingolstadt am Sonntagnachmittag mit 1:3 (0:1, 1:1, 0:1).
Bis heute hält sich das Gerücht, dass Anschutz den Grund und Boden nur rauben beziehungsweise billig kaufen konnte, weil er sich auch wohltätig zeigen musste. Er kaufte sich im Grunde eine Eishockey-Mannschaft. Doch das ist genau der Weg zum Ziel der Profitmaximierung der Anschutz Entertainment Group (AEG), die im Verkauf von Vergnügen beziehungsweise im Betrieb von Veranstaltungshallen und in der Organisation von Veranstaltungen liegt. Die AEG kümmert sich auf vier von fünf Kontinenten im Komplex Brot und (Zirkus-)Spiele (lat. panem et circenses) um letzteres und macht damit Milliarden. Um Panem für die Plebs kümmern sich andere Kapitalisten sowie der Staat des Kapitals, der sich selbstredend großzügig zeigt, wenn es darum geht, den Zirkus zu hegen und pflegen.
Zurück zur Niederlage der Berliner gegen den ERC Ingolstadt. Manche teilnehmenden und berichtenden Beobachter meinten nach der Begegnung, dass die Eisbären „gar nicht schlecht“ gespielt hätten (Patrick Berger, „Berliner Kurier“, 15.10.2018), anderer sehen „im Großen und Ganzen“ eine „ordentliche Leistung“ (Claus Vetter „Tagesspiegel“ 15.10.2108) oder „Präsentation der Jodoin-Mannschaft, „aber dennoch muss noch geschraubt werden, damit das System dauerhaft fehlerfrei läuft“ (Benedikt Pätzholdt, „Berliner Zeitung“, 15.10.2018).
So kann man das sehen und schreiben, wenn einem Mittelmaß befriedigt. Doch das, was die Mannschaft zeigt, ist mangelhaft. Das reicht nicht gegen bessere Mannschaften, die es in der CHL und DEL gibt. Deswegen verabschiedete sich die Jodoin-Truppe auch sang- und klanglos aus der CHL und ist in der DEL derzeit genau das: Mittelmaß. Für mehr reicht es nicht. 33 Punkte nach elf Spielen wären möglich gewesen, 16 wurden geholt, macht Platz neun.
Wenn dann noch einer der Besten Berliner einen Fehler macht wie Florian Kettemer, der zum 0:1 durch David Elsner führte (12.), dann reicht auch der Rückhalt von Kevin Poulin ein Törchen von Danny Richmond in Überzahl nicht (38.). Jochen Reimer stand in seiner Leistung für die Schanzer Poulin in nichts nach. Beim 2:0 für den ERC gab Maurice Edwards einen perfekten Pass auf Brett Olsen (36.). Das 3:1 erzielte Jerry D´Amigo aus spitzen Winkel ins leere Tor, Poulin musste für einen zusätzlichen Feldspieler weichen, nachdem Michael Collins den Puck eroberte und auf ihn passte (60.).
Dass beide Mannschaften ähnlich starke Werte in der Statistik aufweisen und sich augenscheinlich auf Augenhöhe begegneten, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie dennoch wenig grobe Fehler verursachten und vorne wirksamer waren. Kann man die Spieler im Kader so trainieren, dass sie besser werden? Sicherlich und Jodoin darf man das zutrauen, doch für den großen Wurf wirken die Alten zu alt und die Jungen zu jung. Anders gesagt: Die Tabelle lügt nicht.
Vor und in der Halle waren jede Menge Baustellen zu besichtigen. Wer`s mag.