Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Wut wächst. Die Empörung in der Berliner Republik über die Lügen und den Betrug bei Autobauern im Lande nimmt kein Ende. „Eine Meldung über manipulierte Motoren jagt die nächste“, wie Ted Prudenter richtig im Fachmagazin „RoadsRus“ (29.06.2017) schreibt und feststellt: „Der Schrecken nimmt kein Ende.“ Schuld daran sind nicht die Medien, sondern die Manager, die sich weder bekennen noch geteert und gefedert das Weite suchen.
Im Gegenteil: Die Nieten in Nadelstreifen opfern meist Bauern. Figurenopfer sind selten, werden aber umso dramatischer inszeniert. Die 1886 von Robert Bosch gegründete Gesellschaft, die heute eine mit beschränkter Haftung ist, gerät scheinbar immer tiefer in den Sog des geldgeilen Sumpfes. Meist sind es Männer, die gerne austeilen, aber nur Bankzahlungen und Boni einstecken. Nehmerqualitäten von Boxern weisen die Kopfarbeiter jenseits von Dichtern und Denkern selten auf. Schon ein Brillenhämatom treibt manchem sich blauäugig gebenden Manager Tränen in die Augen.
Auch bei Bosch macht man auf blond, will man wenig wissen beziehungsweise wenig sagen, jedenfalls nichts Wichtiges der interessierten Öffentlichkeit. Auch nicht, nachdem mehrere Medien heute darüber berichten, dass drei Mitarbeiter der Robert Bosch GmbH mit Sitz in Gerlingen bei Stuttgart ins Visier der Stuttgarter Staatsanwaltschaft geraten seien. Bosch, nicht nur bekannt als Haushaltsgerätehersteller sondern auch als Automobilzulieferer, schickte dem Wolfsburger Weltkonzern die Software, mit der in Lohn und Brot stehende Beschäftigte bei VW die Zahlen schönten, die Abgaswerte manipulierten, die Leute betrogen und belogen.
Laut „Spiegel-Online (29.06.2017) gehe es „um Führungskräfte mit Personalverantwortung – bis hinauf zum mittleren Management“. Susanne Preuß notiert in der „F.A.Z.“ (29.06.2017): „Gegen … drei Personen bestehe ein Anfangsverdacht wegen Beihilfe zum Betrug im Zusammenhang mit den Manipulationen von Volkswagen. Preuß schreibt ebenfalls von „Führungskräften mit Personalverantwortung“.
Sollte das stimmen, dann kommt Bosch mit Bauernopfern nicht aus der Klamotte raus. Richtig, genau so verhalten sich die Herren der Geschäftsführung: Wie die Väter der Klamotte, zu denen auch Größen wie Stan Laurel, Oliver Hardy und Charlie Chaplin zählen. Wie in einem Stummfilm bisweilen kleingeistige Mimik und biedere Gestik, aber kein Wort der Aufklärung, keine Entschuldigung. Dabei haben wir die den Schwaben nachgesagte Geizigkeit bisher nur auf den Geldbeutel und nicht die Maulfaulheit bezogen. Da ist der Berliner arg anders, aber das steht auf einem anderen Blatt.
Vom Lug und Betrug der Wolfsburger will man in Gerlingen nichts gewusst haben. Allerdings sei laut „Spiegel-Online“ (29.06.2017) „im Zuge der Ermittlungen der US-Justiz … jedoch ein E-Mail-Verkehr zwischen Managern von VW und Bosch aufgetaucht, der eine engere Zusammenarbeit auch bei der Manipulation nahelegen könnte“. Süffisant wird angemerkt, dass sich Bosch in den USA durch einen Vergleich vor Klagen „freigekauft“ habe. Bosch soll laut „Heise“ über 327,5 Millionen Dollar (304 Millionen Euro) gezahlt haben. Bosch-Bedienstete betonten vor wenigen Monaten, dass der Vergleich „keine Anerkennung der Sachverhalte“ und „keine Einräumung von Schuld“ sei. Von einem Zeichen der Sühne ganz zu schweigen.
Die Gruppe „Diesel“ der Staatsanwaltschaft Stuttgart, die laut „Heise“ (29.06.2017) „seit dem Herbst 2015“ prüfe, ob „auch gegen Bosch-Mitarbeiter den Verdacht auf Beihilfe zum Betrug“ vorliege, ermittelt weiter und wird, so darf vermutet werden, noch Patronen im Revolver haben.
Derweil mimt man bei Bosch einen der drei Affen, macht auf Stummfilm und sagt im Grunde nichts. Rene Ziegler, Unternehmenssprecher der Bosch-Gruppe, teilt heute immerhin schriftlich gegenüber WELTEXPRESS mit, dass Bosch „die Vorwürfe der Manipulation von Dieselsoftware … sehr ernst“ nehme. Dass Bosch „seit Bekanntwerden der Vorwürfe die laufenden Ermittlungen“ unterstütze und „uneingeschränkt mit den zuständigen Behörden“ kooperiere, das beeilt sich Ziegler ungefragt zu sagen, ohne auch nur mit einem Wort auf viele Fragen bis ins Detail einzugehen.
„Grundsätzlich“, erklärt Ziegler weiter, „und aufgrund der sensiblen rechtlichen Rahmenbedingungen äußert Bosch sich nicht zu Details der strafrechtlichen Ermittlungsverfahren und Zivilgerichtsverfahren. Eine weiterhin zurückhaltende Kommunikation wird die andauernde Kooperation mit Ermittlungsbehörden weiter fördern.“
Das allerdings dürfte die karge Meinung des Meinungsmachers unter den Bosch-Managern sein oder doch die aller? Die tappen nach den Worten Zieglers, der von „unserer internen Untersuchung“ schreibt, offensichtlich selber in Väter-der-Klamotten-Manier stumm durch das Dunkle, das Grau in Grau jahrelanger Nebelkerzen und der aktuellen Abgasskandalwolke in Sachen Motorenmanipulation. Ziegler meint, dass „bis zum vollständigen Abschluss eines Strafverfahrens … zugunsten der Beteiligten die Unschuldsvermutung“ gelte. Würden wir in der Redaktion des WELTEXPRESS bei möglichen Falschmeldungen so verfahren und nicht anders, wir würden uns der Lächerlichkeit preisgeben wie die meisten Hofberichterstatter der Autobranche.
Die möglichen Manipulatoren, die Beihelfer zum Betrug will man bei Bosch nicht vor die Tür setzen. Im Gegenteil: „Bei Bosch hat der Schutz der Interessen der Mitarbeiter einen hohen Stellenwert“, erklärt Rene Ziegler, derweil sich Bosch-Boss Volkmar Denner als Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH wegduckt wie die Verdächtigen. Er stehe „nicht für ein Interview zur Verfügung“.
Und die Moral von der Geschicht‘? Schuld will bei Lug und Trug, bei diesem Motorenmanipulationsskandal niemand haben. Auch nicht bei Bosch.
Vielleicht schämen sich manche Bosch-Beschäftigen fremd für ihre Manager. Möglicherweise dreht sich Robert Bosch anlässlich aktuell vermuteter mieser Machenschaften von Bosch-Mitarbeitern im Grabe um.
Das wissen wir nicht. Fest steht aber, dass die Wut bei den Belogenen und Betrogenen wächst. Und das ist gut so.