So meinte Manager Marco Baldi am Dienstag bei der Pressekonferenz in der O2 World, das Problem sei, „dass es jetzt erst richtig losgeht“. Und es wäre ein „Jammer, wenn sich das Team um die Früchte seiner Saison bringt , nur weil es ein wenig den Fokus verliert.“
Für ihn ist nicht der Liga-Hauptrundenerste Bamberg (dahinter Berlin), sondern die drittplatzierten Bayern aus München der erste Titelfavorit: „Weil die Spieler dort die größte Erfahrung haben und quasi auf Knopfdruck die notwendige Topleistung abrufen können. Unser Ziel bleibt, wie vor der Saison verkündet, der Einzug ins Halbfinale.“
Klingt mehr als bescheiden, wenn Baldi die Erfolgsstationen der vergangenen Monate auflistet: Sieg in letzter Sekunde in letzter Sekunde beim freundschaftlichen Testspiel gegen den NBA-Champion San Antonio Spurs, Gewinn des Champion Cups durch den Erfolg als letztjähriger Pokalsieger über Meister München, beste „Performance eines deutschen Vertreters in der Euroleague“, wo man nach sechs Erfolgen gegen die stärksten Vereine des Kontinents nur knapp die Top acht verpasste, und lange Zeit Spitzenreiter in der nationalen Liga.
Von 63 Saisonspielen hat die Mannschaft von Sasa Obradovic – der Derwisch am Spielfeldrand wurde als bester Trainer der Beko BBL ausgezeichnet, Jamel McLean als MVP, Cliff Hammonds als bester Verteidiger – 43 für sich entschieden. In der Liga nur sechsmal verloren.
Zur Erfolgsbilanz gehört auch die Zuschauerquote von 330 000 in der Liga-Hauptrunde, was einem Schnitt von 10 300 und zehnprozentiger Steigerung entspricht!
Was Tradition und Erfolge betrifft, können Neuling München und Bamberg mit Alba nicht mithalten. Die Berliner holten zwischen 1997 und 2008 acht Meistertitel Dazu kommen der europäische Korac Cup sowie sieben Pokalerfolge.
Meriten, die aber im aktuellen Streit um die Meisterkrone – Beginn am Sonntag (20.15 Uhr, O2 World) ausgerechnet gegen den aktuellen Pokalinhaber Oldenburg – nichts zählen.
Auch nicht, dass die Berliner dreimal gegen Bamberg das Nachsehen hatten, aber gegen Finanzkrösus München eine Bilanz von 3:1 Siegen aufweisen!
Baldi ist auch deshalb stolz auf die derzeitige Formation, „weil sie einen Basketball spielt, den ich mag – mit Intensität, mit Leidenschaft, einer hilft dem anderen und stellt sich in den Dienst der Mannschaft.“
Von den drei Spitzenteams zelebriert Alba wohl den attraktivsten und kompaktesten Basketball. Ungemein aggressiv in der Defense und aktiv beim Rebound, mit wunderbaren Ballpassagen in der Offensive.
München und Bamberg präsentieren eher Basketball der alten Schule – stark im 1:1-Spiel, unterm Brett mit großen Leuten etwas statisch, aber sehr wuchtig.
Alba hat Größennachteile und damit verbunden auch in punkto Athletik, was sich auch in der Euroleague bemerkbar machte, und versucht, das durch Einsatz, taktisches Geschick, Kombinationen und schnelles Spiel zu kompensieren.
Eine Spielweise, die viel Kraft erfordert, und so dürfte im Play-off-Modus „best of five“ von der ersten Runde mit acht Teilnehmern nicht nur die Erfahrung, sondern die Tatsache mit ausschlaggebend sein, wer über die meisten körperlichen und mentalen Reserven verfügt!
Was übrigens die Leistungsstärke der großen Drei angeht, teilt der pfeilschnelle, schmale und nur 1,91 m große US-Aufbauspieler und Spielmacher der Albatrosse, Alex Renfroe, nicht die Auffassung seines Chefs: „Wir haben die stärkste Mannschaft – das ist doch klar.“