Mariette Monpierre ist selbst karibischstämmige Französin aus Guadeloupe. Sie begann ihre Karriere in New York mit Werbefilmen für große Unternehmen wie Bayer und die durch die Kunst berühmte Tomatensuppenfirma "Campbell’s". Anschließend schuf sie 2002 den Kurzfilm "Rendez-vous", der recht erfolgreich durch die internationalen Festivals tourte. Der Film „Elsa“ (englisch "Elza"), der am Mittwochabend in der deutschen Hauptstadt und damit erstmals in der Bundesrepublik gezeigt wird, ist Monpierres erster abendfüllender Film. Gleichzeitig ist es der erste von einer Regisseurin auf Guadeloupe gedrehte Spielfilm. Immerhin. Auf der Berlinale wird eine Frauenquote Thema sein, obwohl oder weil nur 116 der 444 Filme der am 5. Februar beginnenden Internationalen Filmfestpiele Berlin von Regisseurinnen gedreht wurden. Mariette Monpierre, die mit Marilyn Monroe die Initialen teilt, leistet also so gesehen auf jeden Fall einen Beitrag.
Guadelupe, ist das nicht in Brasilien – nein, ich weiß, das ist diese Stadt in Costa Rica. Andererseits heißt doch diese mexikanische Insel, die wie ein Specht aussieht, der nach Niederkalifornien guckt … Ist ja alles richtig, aber wir meinen hier doch Guadeloupe mit "o", und die Insel liegt Im Atlantik, genauer: in der Karibik.
Eigentlich liegt sie ganz nah – fassen Sie doch mal in Ihre Hosentasche, oder in die Handtasche ins Portemonnaie und nehmen Sie irgendeinen heimischen Geldschein heraus. Schauen Sie mal auf die Rückseite, wo die Europakarte abgebildet ist. Da sehen sie unterhalb der Straße von Gibraltar, also links von Afrika (um nicht zu sagen westlich) so Kartenausschnitte. An Marokko, also Afrika angrenzend mit dunklem Hintergrund die Kanaren, dann drei ganz kleine Ausschnitte übereinander und dann, dunkel auf hellem Hintergrund Französich-Guayana in Südamerika. Links daneben steht die Schrift EURO und darunter EYPO – jedenfalls so ähnlich, eben griechisch. Alles zwischen dem EURO-Schriftzug und den Kanarischen Inseln, die ja zu Spanien gehören, sind französische Überseedépartements. Das große Guayana links wurde bereits erwähnt, in der Mitte sind die kleineren, aus Inseln bestehenden: Réunion, Martinique und eben – Guadeloupe. Ganz nah! Wenn Sie in den Hackeschen Höfen eine Kinokarte bar bezahlen, haben Sie Guadeloupe in der Hand. Zumindest ein kleines Bild davon.
Damit man sich von den Inseln ein besseres Bild machen kann, komme man zum Beispiel zu dieser Vorführung. Die Beherrschung einer West-Berliner Allierten-Fremdsprache, also englisch oder französisch, ist von Vorteil. Guadeloupe ist Teil des französischen Staatsgebiets und französich die Amtssprache, wenn auch vor Ort das Kreolische häufig anzutreffen ist. Wie viel Leute da auf den acht Inseln wohnen? Über 400.000, das sind mehr als in Berlin-Mitte, allerdings weniger als die Spandauer und Reinickendorfer zusammengenommen. Guadeloupe ist aber fast doppelt so groß wie Berlin.
Die Handlung des Streifens ist die Rückkehr eines jungen Pariserin auf der Suche nach ihrem Vater. Familienwidersprücke werden aufgedeckt. Auch der nach wie vor starke Einfluss der Hautfarbe auf Macht und soziale Schichtung wird spürbar.
Zwischen ihrem ersten Kurzfilm und diesem jüngsten Werk drehte Mariette Monpierre noch mindestens drei weitere Filme: 2005 den Kurzfilm „Chez Moi“. „Chez Moi“ und 14 weitere Shortfilms bilden zusammen „Paris la métisse“. 2006 folgte der Dokumentarfilm „Gerty Archimède – La candidate du peuple“ über die Frauenrechtlerin und Politikerin (1909-1980). Nach der miliitanten Feministin und Parlamentarierin der vierten Republik ist seit jenem Jahr in Paris eine Straße benannt. In ihrer Antillen-Heimat Guadeloupe gibt es ein nach ihr benanntes Museum und an der Strandpromenade des Hauptortes eine Bronzebüste. Auch noch 2006 folgte dann Monpierres vorerst letzter Kurzfilm, „Le Vent de sable et le bambou“. Wahrscheinlich hatte sie sich dann gedacht, dass es mit den Werbe- und Kurzfilmchen jetzt mal ein Ende haben muss, jedenfalls vollendete sie 2011 den mit Spannung für Mittwochabend erwarteten Langfilm.
Guadeloupe, eine „Insel über dem Winde“ der Kleinen Antillen, liegt übrigens zwischen Montserrat, Antigua und Dominica.
Unterstützt wird dieses seltene Ereignis dankenswerterweise durch die Senatskanzlei des Landes Berlin.
Eintritt: 7,50 EUR. Veranstaltungsort: Hackesche-Höfe-Kino, Rosenthaler Straße 40/41, 10178 Berlin, S-Bhf. Hackescher Markt (Stadtbahn), Telefon: 030 283 46 03