„Die Mannschaft hat jetzt etwas Zeit, Kraft zu tanken und um den Kopf frei zu bekommen. Dann gibt es Krafttraining und die Trainingsvorbereitung auf das erste Finalduell gegen Friedrichshafen. Wir brauchen die Form vom Final Four, wo die Mannschaft die beste Saisonleistung erreichte“, sagte BR-Cheftrainer Mark Lebedew.
Das soll – ebenfalls nach „best of five“ – am 18. April am Bodensee beim Hauptrunden-Primus stattfinden. Erste Heimbegegnung für die Hauptstädter ist am 22. April (19.30 Uhr) in der Max Schmeling-Halle.
Die Überraschung am Donnerstag lieferte Lebedew mit der Rückkehr zu seiner Stammformation. Denn die Wechselspieler Felix Fischer, Francesco De Marchi, Christian Dünnes und Sebastian Kühner hatten zuvor beim ganzvollen Auftritt in der Champions League sowie in den ersten beiden Semifinals gegen Düren maßgeblichen Erfolgsanteile eingebracht.
Doch nun außer dem Warmmachen vor und während des Spiels und dem Mithelfen beim Einsammeln von mehr als 4000 Kuscheltieren für eine Malteser-Aktion zugunsten bedürftiger Kinder – keine einzige Ballberührung im Spiel!
„Ja, sie haben uns sehr geholfen in den letzten drei Spielen. Aber nun war die Stammformation dran, um wieder den Spielrhythmus zu finden. Wir brauchen die stärkste Formation in bester Form gegen Friedrichshafen“, weiß Lebedew.
Keine leichte Situation für das Joker-Quartett der Volleys, von denen die drei Deutschen allesamt Nationalspieler waren oder im Falle Sebastian Kühner sind. Der Zuspieler war ja beim vorjährigen WM-Dritten zweiter Spielmacher hinter Lukas Kampa. Beim umkämpften 3:2 im zweiten Halbfinale in Düren markierte der Linkshänder unglaubliche zwölf direkte Punkte. Sieben Asse, vier Angriffsschläge und ein Blockpunkt summierten sich zu einer Rekord-Ausbeute, die es wohl noch nie zuvor in den nationalen Play-offs für einen Zuspieler gegeben hat.
Dennoch kam der gebürtige Berliner am Donnerstag nicht zum Zuge. Weil der US-Hawaianer Kawika Shoji halt die Position als Nummer eins bei den Volleys inne hat.
Ein Kontrahent, der nicht zuletzt durch seine Entwicklung beim Deutschen Meister in die USA-Auswahl berufen wurde. Und mit ihr den Weltpokal gegen die Super-Nationen Brasilien und Russland gewann!
„Die Konstellation, dass nun wieder Kawika eingesetzt wurde und erster Zuspieler ist, kommt ja für mich nicht überraschend“, erklärt Kühner und bleibt bei dem Thema erstaunlich abgeklärt und gelassen. „Ich versuche der Mannschaft im Training oder im Spiel zu helfen, wie es geht.“
Beim Aufschlag und überraschenden Angriffsschlägen kann er für mehr Gefahr sorgen, im geschmeidigen Zuspiel aus dem Handgelenk und beim Eingespieltsein mit den Kollegen dürfte Shoji ein Plus haben.
Während dessen Vertrag ausläuft, ist Kühner auf alle Fälle noch eine weitere Saison an die Volleys gebunden.
Ob Shoji bleibt oder beispielsweise Hauptangreifer Paul Carroll oder die drei anderen Reservisten sich eine andere Adresse suchen, ist derzeit offiziell kein Thema.
„Erst nach der Saison werden wir das besprechen“, wiederholt Trainer Lebedew die mit Geschäftsführer/Manager Kaweh Niroomand vereinbarte Aussageformel. Lebedews Kontrakt endet nach fünfjähriger Erfolgsära an der Spree. Gut denkbar, dass ihm nach Meister-Titeln und Champions League lukrative Angebote ins Haus flattern. Ist dennoch eine Tendenz zur Verlängerung erkennbar oder ist alles offen? – „Ja, alles ist offen.“
Offen scheint auch der Ausgang des diesjährigen Duells um die Meisterschaft gegen den zwölfmaligen Gewinner Friedrichshafen. In der Liga setzte sich in den eigenen vier Wänden jeweils der Gastgeber 3:2 durch. Der VfB vermag über Aufschlag und Angriff enormen Druck auszuüben – die Berliner vertrauen auf Block/Feldabwehr und ihre Kompaktheit. „Die Mannschaft hat sich beim Finale der Champions League gegen den späteren Sieger Kasan mit noch stärkerer Qualität in Aufschlag/Angriff als Friedrichshafen gut eingestellt. Warum sollte uns das nicht gegen den VfB gelingen?“
Vieles bleibt also offen – ob Spieler oder der Trainer bleiben und Berlin oder Friedrichshafen Meister wird?