Kurz vor Transferschluss
Im Gegensatz zu Wolfsburgs Cheftrainer Ralf Kellermann kann Herfords Coach Jürgen Prüfer nicht mit großartigen Verstärkungen rechnen. "Unser jetziger Kader ist so ausgelegt, dass bei vielen Spielerinnen noch Potenzial nach oben hin besteht. Aber auf zwei, drei Positionen müssten wir uns schon mit erfahrenen Bundesliga-Spielerinnen verstärken. Vielleicht lassen sich ja auch gute Spielerinnen finden, die kurz vor dem Ende ihrer Karriere stehen. Eine andere Variante wäre, dass wir uns einen Partnerverein aus der Bundesliga suchen, der oben mitmischt und uns seine Talente ausleiht, was ja nach den DFB-Statuten neuerdings auch möglich ist," so der Kommentar der Vereinspräsidentin Birgit Schmidt. Trotzdem gelang es der alerten Präsidentin kurz vor Transferschluss zwei Spielerinnen zu verpflichten.
Dafür müssen wir aufsteigen
"Ich habe hektische Tage hinter mit, an denen ich täglich mehrere Stunden mit unserem Cheftrainer Jürgen Prüfer telefoniert habe", sagte die Vorsitzende des Frauenfußball-Zweitligisten Herforder SV. Mit Kylla Liisa Sjöman kehrt eine starke Abwehrspielerin zum Herforder SV (HSV) zurück. Kylla Liisa Sjöman wechselte im Sommer vom HSV zu Celtic Glasgow. Die kanadische Nationalspielerin hat die Weltmeisterschaft im Jahre 2015 im Blick; ihr Nationaltrainer hatte seinen Spielerinnen geraten, den Liga-Alltag in guten europäischen Mannschaften zu absolvieren "Deshalb ist Kylla zum besten Verein zurück gekommen", sagte Jürgen Prüfer mit einem Augenzwinkern. Geht es nach dem HSV-Coach, bleibt sie länger als ein halbes Jahr . "Dafür müssen wir aber in die 1. Bundesliga aufsteigen", so Herfords Cheftrainer.
Häufige Fehlpässe des VfL
Wolfsburgs Cheftrainer Ralf Kellermann musste im Testspiel auf Alexandra Popp verzichten. Die VfL-Angreiferin klagte über einen eingeklemmten Nerv im Rücken. Zudem waren die ausländischen Nationalspielerinnen Noelle Maritz, Jovana Damnjanovic und Nilla Fischer nicht einsatzbereit. Nadine Keßler, Anfang der Woche noch krank, rückte im Gegensatz dazu wieder in die Stammformation. Auf herrliche Weise brachte die Kapitänin dann auch das erste Tor auf den Weg: Mit einem Lupfer bediente sie in der 27. Minute Martina Müller, die das schöne Zuspiel souverän zum 1:0 verwertete. Dabei gelang es den Triple-Siegerinnen zu Beginn nur schwer in die Begegnung zu finden. Häufige Fehlpässe der Grün-Weißen luden die Gäste zu einigen Torchancen ein.
Ausgleich durch Guistina Ronzetti
Eine der besten verwertete Herford zehn mit Minuten nach der VfL-Führung zum 1:1-Ausgleich durch Guistina Ronzetti. Noch vor der Pause gingen die Wölfinnen nichtsdestotrotz verdient aber schon wieder in Front, als Zsanett Jakabfi einen von Lena Goeßling hereingegebenen Ball direkt mit dem Vollspann einnetzte (40.). Neuzugang Anja Barwinsky fehlte noch auf Seiten des Herforder SV. Die ehemalige Gütersloherin, die zuletzt in Norwegen bei IL Sandvikken spielte, hatte sich im ersten Testspiel der Winter-Vorbereitung verletzt, ist mittlerweile aber wieder ins Training eingestiegen. "Diese beiden erfahrenen Spielerinnen, die Kanadierin Sjöman und Mittelfeldass Barwinsky tun uns im Aufstiegskampf gut", sagte Trainer Jürgen Prüfer.
Souveräner Schlusspunkt
Mit dem Seitenwechsel kam mehr Dampf in die Partie, allen voran durch ein genaueres Passspiel. So erhöhte Martina Müller nur zwei Zeiger-Umdrehungen nach Wiederanpfiff auf 3:1. Die nächste Gelegenheit hatte Viola Odebrecht auf dem Fuß, die jedoch am Pfosten scheiterte (50.). Dann schlugen die letzten zwanzig Minuten der Partie – und die nutzten die VfL-Frauen, um den Klassenunterschied zwischen Bundesliga und zweiter Liga doch noch zu verdeutlichen. Verena Faißt (70.) leitete mit einem direkt verwandelten Freistoß zum 4:1 den Torreigen ein, ehe Stephanie Bunte (74.), Selina Wagner (80.), die damit ihr Comeback am Elsterweg mit einem Treffer versüßte, Lina Magull (83.) und Conny Pohlers (87.) den souveränen Schlusspunkt setzten.
Kluft wird größer
Ralf Kellermann: Wir haben einen ordentlichen Test gegen eines der Spitzenteams der zweiten Liga absolviert. Herford hat uns über weite Teile des Spiels und vor allem in der Anfangsphase gefordert. In der zweiten Halbzeit ist uns dann aber dennoch vieles besser gelungen, vor allem haben wir uns mehr bewegt. Insgesamt hat man viele schöne Spielzüge gesehen. Dennoch müssen wir weiter an uns arbeiten. Allen voran im letzten Pass Richtung Tor müssen wir effektiver werden und schneller von der Defensive in die Offensive umschalten. Trotzdem hätten wir im zweiten Durchgang noch mehr Tore erzielen können." Fazit: die Kluft zwischen den Spitzenvereinen der 1. Bundesliga und dem Rest wird immer größer. Der Herforder SV steht zur Zeit in der 2. Bundesliga Staffel Nord auf dem aussichstreichen 2. Platz. Da Spitzenreiter Turbine Potsdam II und der Tabellendritte VfL Wolfsburg II wegen ihrer 1. Mannschaften, die schon im Oberhaus spielen, nicht aufsteigen dürfen, ist der Herforder SV heißer Aufstiegskandidat
Fernsehgelder müssen anders verteilt werden
Gegenüber der Neue Westfälische Zeitung äußerte die Vereinsvorsitzende Birgit Schmidt: auf die Frage von Sportjournalist Dirk Kröger: "Das Instrumentarium des DFB mit Überprüfung der Wirtschaftlichkeit funktioniert nicht. Wir müssen unzählige Nachweise vorlegen – aber das bringt ja alles nichts. Ich befürchte, dass es irgendwann auch keine Absteiger mehr geben wird, weil keiner aus der 2. Bundesliga aufsteigen will. Die Fernsehgelder müssten anders verteilt werden, damit die Zweitligisten auch etwas davon haben. Sinnvoll wäre auch eine Aufstockung der 1. Bundesliga auf 14 oder 16 Mannschaften. Dann wäre der Abstiegskampf interessanter, weil es dann auch mehr Vereine geben würde, die auf Augenhöhe wirtschaften können.
Merkwürdige Konstellation
Nach der Testspielphase steht die Saison in der Frauen-Bundesliga wieder vor der Tür. Der erste Gegner für den Deutschen Meister VfL Wolfsburg wird am 15.02.2014 ab 13.00 Uhr der auf dem zehnten Platz überwinternde BV Cloppenburg sein. Diese Partie ist das vorletzte Punktspiel in der Rückrunde d.h. der Herbstmeister steht noch nicht fest. Und der VfL Wolfsburg hat durchaus noch Chancen auf diesen Titel. Im Moment stehen die Wölfinnen mit 21 Punkten aber einem Spiel weniger auf dem dritten Platz hinter dem 1.FFC Turbine Potsdam mit 23 Punkten und dem 1. FFC Frankfurt mit 26 Punkten. Diese merkwürdige Konstellation wurde möglich, da das Ersatzspiel gegen den BV Cloppenburg schon mehrmals verschoben werden musste.
So wurde im Stadion am Elsterweg gespielt:
VfL Wolfsburg: Schult – Bunte (79. Tetzlaff), Wensing, Hartmann (46. Vetterlein), Faißt – Blässe (61. Magull), Odebrecht, Keßler (61. Pohlers), Goeßling (61. Wagner), Jakabfi – Müller (73. Petrova)
Tore: 1:0, 3:1 Müller (27./47.), 1:1 Ronzetti (37.), 2:1 Jakabfi (40.), 4:1 Faißt (70.), 5:1 Bunte (74.), 6:1 Wagner (80.), 7:1 Magull (83.), 8:1 Pohlers (87.)
Zuschauer: 143