Ein einziger aller 2008 in Deutschland produzierten Filme war ein Independent Kinderfilm. Der Filmotter fordert daher mindestens fünf unabhängig produzierte Kinderfilme pro Jahr, die unabhängig von kommerziellen Marken und Bestsellern entstehen. So soll Vielfalt und Anspruch auf der Leinwand etabliert werden, damit in den Erfolgswellen von „Hanni und Nanni“, „Harry Potter“ und „Die Wilden Kerle“ nicht die Produktionen untergehen, die ihr junges Publikum intellektuell ernst nehmen und kritisch fordern. Unter Kultur- und Filmschaffende, kleinen Zuschauern und ihren Eltern ist der Filmotter darum auf Stimmenfang. Bis zum 31. Oktober 2010 kann auf der Website der Organisation für den Filmotter gestimmt werden. Anke Engelke, Dani Levy, Dieter Kosslick, Ralph Caspers, Charlotte Roche und Christoph Maria Herbst haben ihre prominentes Organ zu den bisher 2840 Stimmen gegeben, um auf einer Diskussionsrunde von Politikern, Medienbeauftragten, Filmförderungs- und Sendervertretern den Mangel an Independent-Kinderfilmen zu beheben.
Mit dem anhaltenden Erfolg deutscher Kinderfilme beim beim Publikum wächst auch das Interesse der Investoren. Das Resultat des Aufschwungs, den das Marktsegment erlebt, stimmt jedoch bitter statt fröhlich. Unabhängige Produktionen haben aufgrund des höheren Marktrisikos bereits in der Entwicklungsphase schlechte Chancen. Mit geringeren Summen für Budget, Werbung und Verleih ausgestattet, sind sie auf besondere Förderung angewiesen, um gegen die Massenware bestehen zu können. Neben Geldmitteln fehlt es dem hintergründigen und authentischen Kinderfilm auch an einem geschützten Lebensraum. Berlin hat Kellerkinos, Programmkinos, 3D-Kinos, Freilichtkinos, ein Autokino, das Luxuskino Astor Film Lounge und zahllose Multiplexe. Ein ausgesprochenes Kinderkino aber gibt es keines. Allein am Mangel an guten Kinderfilmen liegt dies nicht. Abseits vom Mainstream, meist in fremdländischen Gewässern, funkeln die Filmperlen. So hat auf der Berlinale die Kinderfilmsektion „Generations“ sich als längst nicht mehr geheimer Tipp für Cineasten etabliert. Der Zufall spült die dort gezeigten Schätze nur selten auf hiesige Leinwände.
Selbst kleine Meisterwerke wie „Mary und Max“ und große wie „Ponyo“ schaffen es nur mit großen Verzögerungen in wenige Kinos. Auch nach ihnen muss der Filmotter fischen, denn was in den seichten deutschen Wassern dümpelt, kann dem bescheidensten Nager nicht genügen. Und Kinderkino muss nicht ausschließlich aus extra für Kinder produzierten Filmen bestehen. Bestimmte Erwachsenenfilme sind auch für Kinder sehenswert – wie ein guter Kinderfilm auch immer für Erwachsene geeignet ist. Zuletzt bot die Kinderfilmsektion Berlinale zahlreiche cineastische Leckerbissen für den Filmotter. Doch rare Festivalkost allein macht keinen Otter satt.