Berlin, Deutschland (Weltexpress). Peitschender Schneeregen schockte die Eisernen aus der Wuhlheide nicht. Durch eine überlegene zweite Halbzeit zieht der 1. FC Union Berlin e.V. mit einem 2:1 (1:1) über den VfL Wolfsburg vor 21 903 Zuschauern in das DFB-Viertelfinale.
Robin Knoche (12.) und Kevin Behrens (78.) hatten für die beiden Berliner Treffer gesorgt. Das 3:1 vergurkte in der Nachspielzeit Jerome Roussillion, als er allein in Richtung VfL-Tor stürmte und aus 15 Meter Entfernung die leere Kiste nicht traf. Vielleicht durchzuckten den Franzosen moralische Gedanken, ausgerechnet seinem Ex-Verein die Kugel in die Kiste zu donnern. Aber solche Gedanken interessierten nach dem Abpfiff weder die Kicker noch die Zuschauer in Köpenick.
Die Eisernen stehen im Viertelfinale und fuhren bereits den vierten Sieg im noch jungen Jahr 2023 ein. Jerome durfte unter dem Jubel der Fans, angestachelt von seinen Teamkameraden, den Ball zum Trost ins leere Tor schießen. Ein Spaß und ein Trostpflaster für die Seele. Auf ihren nächsten Pokalgegner müssen die Unioner allerdings bis nächste Woche warten, da das Achtelfinale auf zwei Wochen verteilt wurde. Durch ein Traum-Tor durch Behrens nach einer wunderbaren Kopfballvorlage Sheraldo Beckers wurde für die VW-Elf die Pokalbremse gezogen.
Die Fans feierten Unions Erfolgstrainer Urs Fischer, der aber meinte in seiner bekannten Bescheidenheit: „Das Lob gehört der Mannschaft.“ Anschließend kam er zu seiner Spielanalyse: „Einmal mehr liegen wir 0:1 hinten und kommen dann gut ins Spiel zurück. Nach unserem Ausgleich gab es ein kampfbetontes Spiel mit nicht allzu vielen Möglichkeiten. Gerade in der zweiten Halbzeit waren wir dann die aktivere Mannschaft und haben den Sieg mehr gesucht als der Gegner. Das spricht für die Moral meiner Mannschaft.“
Ähnlich sieht das auch Unions Co-Kapitän Rani Khedira: „Wir haben eine super Moral gezeigt und waren deshalb der verdiente Sieger. Wir haben im Moment das Selbstbewusstsein Spiele drehen zu können. Bei der prima Stimmung, ist das Weiterkommen im Pokal ein schönes Happy End des Tages.“
Am Nachmittag erlebten die Eisernen ein Stück aus dem unfreundlichen Gesicht des Profifußballs. Der spanischer Ex-Profi Isco von Real Madrid, mehrfacher Europacupgewinner und spanischer Nationalspieler, hatte schon den Medizin-Check in der Charité hinter sich und saß zur Vertragsunterschrift in der „Alten Försterei“, da dann doch nicht zustande kam. Isco und sein Manger erhoben plötzlich neue Forderungen. „Doch wir haben unsere Grenzen“, begründete Union-Sportdirektor Oliver Ruhnert die geplatzten Verhandlungen. „Natürlich sorgen solche Vorkommnisse für Unruhe bei der Mannschaft, aber wir haben die Sache weggesteckt. Solche Dinge gehören auch zum Geschäft.“
Dann war der Trainer schon wieder beim nächsten Spiel: „Wir haben wieder nur drei Tage Zeit, um zu regenerieren und das schwere Spiel gegen Mainz vorzubereiten. Wir müssen jetzt jede Stunde nutzen.“ Fürwahr, denn es ist nicht einfach den zweiten Rang in der Bundesliga-Tabelle zu verteidigen.