In der Nacht zum Dienstag kam es erneut zu zwei Explosionen in dem beschädigten AKW. Radioaktive Stoffe gelangten in die Luft, die vom Wind ins 240 Kilometer entfernte Tokio getragen werden könnten. In Japans Hauptstadt wurde gestern bereits eine erhöhte Strahlung registriert.
Bislang wurden 70.000 AKW-Anwohner evakuiert. Regierungsprecher Yukio Edano teilte mit, dass die Belastung rund um das Atomkraftwerk derzeit bei 400 Millisievert liegt. Nach Angaben der World Nuclear Association (WNA) würde eine Strahlung von 5000 Millisievert eine 50-prozentige Todeswahrscheinlichkeit im Laufe eines Monats bedeuten.
Aber während radioaktive Wolken noch im Anmarsch sind, sind Benzinmangel und leere Regale in den Tokioter Supermärkten bereits Realität.
Ministerpräsident Naoto Kan warnte seine Mitbürger vor Panik. „Wir tun unser Bestes, um die Verbreitung der Radioaktivität zu verhindern. Ich weiß, dass die Menschen sehr beunruhigt sind. Ich bitte Sie aber, Ruhe zu bewahren“, appellierte er.
Unterdessen ziehen Anleger ihre Aktiva aus Japan ab. Laut Reuters hat der japanische Aktienmarkt nach dem Erdbeben mehr als 720 Milliarden Dollar verloren. Der Nikkei-225-Index verlor allein am Mittwoch 10,6 Prozent und erreichte damit seinen absoluten Tiefstand seit April 2009.
Um der Panik vorzubeugen, hat die japanische Zentralbank in den letzten Tagen 284,5 Milliarden Dollar (Rekordsumme) auf den Finanzmarkt gebracht. Für die Anleger reicht dieser Schritt jedoch nicht aus. „Das Chaos geht weiter an, solange die Zentralbank Japans keine entschlossenere Schritte macht“, sagte Suzumu Kato, Japan-Experte von Credit Agricole CIB& CLSA, nach der Angaben der Agentur Bloomberg.
Analysten vermuten, dass auf dem japanischen Markt demnächst Panik herrschen wird, so dass alle riskanten Aktiva verkauft werden. Anschließend sollte sich aber die Situation wieder beruhigen. „Japan muss wiederaufgebaut werden, und in mittel- und langfristiger Perspektive wird das sowohl seine Wirtschaft selbst als auch die Rohstoffmärkte positiv beeinflussen“, vermutete Oxana Kutschura, die Partnerin von UFG Wealth Management. Besonders groß soll der Bedarf an Aluminium, Stahl und Kupfer sein. Deshalb würden die Preise für Metalle und Energieträger kurz- und mittelfristig steigen, denn es handele sich um den Wiederaufbau der Infrastruktur im Wert von mehr als 400 Milliarden Dollar, unterstrich die Expertin.
RIA Novosti