Bereits in der Vergangenheit konnte dieser Energiebedarf nicht immer gedeckt werden, so dass besonders im Sommer Stromausfälle die Folge waren und sind. Auch in Zukunft wird mit zunehmenden Energieengpässen zu rechnen sein. Die Regierung versucht unter anderem durch Privatisierung und Liberalisierung der Stromerzeugung und -versorgung diese Probleme in den Griff zu bekommen. Die Türkei muss derzeit rund zwei Drittel ihres Energiebedarfs importieren. Dieser kostspieligen sowie starken Importabhängigkeit will man mittelfristig durch den Bau zahlreicher Wasserkraftwerke begegnen sowie durch die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien.
Weiterhin konzentriert das Land sich darauf, im Bereich Energieversorgung EU-Standards zu genügen. Der Gesamt-Investitions-Bedarf wird hierbei auf mehrere Milliarden Euro geschätzt, wobei ein großer Anteil in die Gewinnung alternativer Energieformen gehen wird. Auch das gestiegene Umweltbewusstsein und die Energieeffizienz in der Bevölkerung sowie in der Verwaltung machen sich in der steigenden Nachfrage nach alternativen Energien bemerkbar. Hieraus ergeben sich auch für die Produzenten energietechnischer Anlagen und Ausrüstungen sowie für die Dienstleister neue Möglichkeiten und Märkte, auf die die türkische Wirtschaft weithin nicht vorbereitet ist..
Das Energiemarktgesetz vom 4. März 2001 schafft den Rahmen für alle Aktivitäten auf dem neuen Energiemarkt der Türkei. Das Gesetz wurde mit dem Ziel verabschiedet, einen freien Energiemarkt zu bilden und sieht außerdem die Privatisierung des Energiemarktes vor, mit Ausnahme des Bereichs der Energiedurchleitung, der weiterhin in staatlicher Hand bleibt. Auch das Energie-Effizienz-Gesetz, das am 2. Mai 2007 in Kraft trat, sieht eine Verbesserung des Rechtsrahmes und den Abbau bürokratischer Hemmnisse speziell für ausländische Investoren vor. Mit diesem Gesetz soll die Gleichstellung von in- und ausländischen Investoren erreicht und gefördert werden sowie die Attraktivität der Energiegewinnung, durch Maßnahmen wie einer achtprozentigen Mindesteinspeisung von erneuerbaren Energien.
Beispiel Solarenergie
Die geographische Lage der Türkei begünstigt im besonderen Maße die Energiegewinnung durch Solaranlagen. Bei 2.600 Sonnenstunden im Jahr wird eine Strahlungsintensität von über 1.300 kWh/qm erreicht. Laut der Germany Trade and Invest (gtai) liegt das Potenzial der Solarenergie bei 1,2 Milliarden Tonnen Erdöläquivalent. Hier und da werden Haushalte inzwischen mit Photovoltaik-Anlagen bestückt, doch noch immer wird meist die Nutzung der Sonnenenergie auf die Wassererwärmung beschränkt. Neben den Haushalten denken nun vermehrt Hotelanlagen am Mittelmeer und an der Ägäis auf die Sonnenenergie zurückzugreifen. Hier bietet sich ein hochinteressanter Markt, wenn von türkischer Seite der Nutzen qualitativ hochwertiger Anlagen erkannt wird und ein akzeptables Preis-Leistungs-Verhältnis geboten wird.
Der türkische Markt hat im Bereich erneuerbarer Energien ein hohes zukunftgerichtetes Potenzial, das vor allem für ausländische Investoren entweder als Projektträger oder als Partner türkischer Unternehmen von Interesse ist. Durch die neuen gesetzlichen Bestimmungen sind die Risiken für einen Markteintritt gering. Da der Staat sich aus dem Bereich der Energieproduktion zurückzieht, muss die zu erwartende Energieversorgungslücke durch eine verstärkte Investitionsbereitschaft auf Seiten in- und ausländischer Unternehmen im Privatsektor geschlossen werden. Offizielle Statistiken über die Aufteilung staatlich geförderter Projekte belegen den positiven Trend der türkischen Privatwirtschaft, in den Energiesektor zu investieren. Dieses steigende Interesse ist vor allem auf die Liberalisierung des Energiemarktes zurückzuführen. Für deutsche Unternehmen bieten diese Bewegungen und der Aufschwung im türkischen Energiemarkt die Chance, Kooperationspartner zu gewinnen und neue Märkte zu erschließen.
Um ins Gespräch mit an Photovoltaik-Anlagen interessierten Hoteliers in der Mittelmeer-Region zu kommen, bietet die vom 13.-15. November im südtürkischen Alanya-Antalya stattfindende Solar-Energie-Konferenz eine überaus gute Gelegenheit für deutsche Firmen, die dort auch mit möglichen Kooperations-Partnern zusammentreffen werden.