Im Format entspricht der „Crashkurs Backen“ seinem Gegenstück über das Kochen. Lediglich um wenige Seiten schlanker ist das Buch, dessen zitronengelber Einband den Vorgänger hübsch ergänzt. Die Rezepte stehen den Kochgerichten in Tempo und Leichtigkeit der Zubereitung nicht nach. Neun Kapitel erläutern, oft anhand von Bildern, wie das Backen der Grundteige gelingt. Die Form mit Mehl ausstreuen verhindert anbacken von Kuchen, ein Wassergefäß im Ofen ergibt eine krosse Brotkruste. Biskuittrollen rollen, Tortenböden stapeln, luftiger Hefeteig – alles Kinderleicht mit den einfachen Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Zwei oder drei Extrazutaten können einen Mürbeteig zu Mokkatalern machen, Hefeteig zu Bienenstich und Rührteig zu Sachertorte (oder Schokoladentorte nach Sacher Art, da der Name geschützt ist). Dank zahlreicher herzhafter Rezepte wie Brokkoli-Quiche, Flammkuchen, Pizza Capricciosa oder Klassiker wie Bagels und Fladenbrot lohnt sich der „Crashkurs Backen“ nicht nur für Vernaschte. Wir sind aber allesamt welche und die süßen Abbildungen machen Appetit. Eine Kücheninspektion rückte Choco-Cookies, zur Abwechslung vom Blech statt aus der Packung, in den Bereich des Möglichen. Zwei angebrochene Tafeln Milka gab der Vorratsschrank noch her, eine davon Haselnuss, was die fehlenden Erdnüsse ersetzten musste. Die Kostprobe der Cookies führt zu der Erkenntnis, dass Milka nicht „backstabil“ ist, wie es im Rezept geforderte Fertigschokoladentropfen gewesen wären, und dass die Choco-Cookies auch lecker schmecken, wenn man sich beim Essen die Finger verschmiert.
Kleine Schnörkel, die beim Backen selten fehlen, können problemlos ausgelassen werden. Die Marzipanrübchen zur Dekoration des Möhren-Mohn-Kuchens und die Amaretti für die Bananen-Muffins verschwinden stets auf mysteriöse Weise aus der Packung, bevor sie verbacken werden können. Ein eigenes Kapitel widmet die Autorin Fertigteigen wie Blätterteig, Filo oder Strudelteig. Nicht zu verachten, gerade wenn spontan Aufwendiges wie Pastete oder Apfelstrudel entstehen soll. Nach dem Erfolgserlebnis kann selbst feuergefährlicher Brandteig niemanden mehr abschrecken. Neun Fotos erklären, wie aus einem klebrigen Teig-Klumpen locker-flockiges Luftgebäck wird. Zugegeben, so sauber wie auf den Illustrationen sah es in der Küche anschließend nicht aus. Aber sämtliche Spuren wurden beseitigt. Dank des Sommerwetters kann das offene Fenster, aus dem der schwache Rauchgeruch abzieht, gerechtfertigt werden en. Weil die Autorin genau wie wir vergaß, dass der Ofen alles auf der einen Ecke der letzten Backblechreihe verkohlen lässt, liegt ein Windbeutel im Müll (versteckt unter der Schoko-Splitter-Packung, für die Stracciatella-Füllung). Sieben weitere Brandteig-Rezepte, darunter ein herzhaftes mit Blauschimmelkäse, gilt es noch auszuprobieren, bevor das Trauma von einst überwunden ist. Noch dringender warten die Stracciatella-Windbeutel mit frischen Erdbeeren unter der dicken Sahne. Wenn einer übrig bleibt, bringen wir ihn der Nachbarin.
Titel: Crashkurs Baking
Autorin: Martina Kittler
Verlag: GU
Jahr: 2009
Seiten: 160