Allein in vier Wänden – Ryan Reynolds ist „Lebendig begraben“ in Rodrigo Cortés Independent-Horror „Buried“

Szene mit Ryan Reynolds aus dem Film "Buried - Lebend begraben"

Der deutsche Verleihtitel überlässt nichts der Fantasie, doch Ideenreichtum spielt in in dem schnörkellosen Schocker ohnehin eine untergeordnete Rolle. „Buried“ demontiert das Spannungspotential seiner bizarren Ausgangssituation, indem er überstürzt zu viele Antworten gibt: „Das waren keine Kinder. Das waren Iraker!“ – Die skrupellosen Entführer wissen: „You American. You soldier.“ Weil auf YouTube schon genug Erschießungsvideos laufen, wollen sie den Zuschauern etwas Abwechslung bieten. Ein Handyvideo aus einem Sarg scheint da genau das Richtige. „5 Million money“, fordert die düstere Iraker-Stimme am anderen Ende der Leitung. Sonst passiert nichts – und Paul erstickt. Die Handlung von „Buried – Lebendig begraben“ mag unwahrscheinlich klingen. Grauen weckt der spanischen Horrorfilms vor allem mittels konventionellen Telefonhorrors: „Stellen Sie mich nicht in die Warteschleife!“ – Fahrstuhlmusik – „Die gewünschte Nummer lautete…“ Schnell mitschreiben an den Sargdeckel! Die Nummer wiederholen? Geht nicht, da sie vom Tonband kam. „Sie sitzen in einem klimatisierten Büro!“ – „Kein Grund unhöflich zu werden.“ Nie klang das Auflegen eines Hörers deprimierender. Nationalgarde, Pentagon, FBI – keiner da, wenn man ihn braucht. Und bei allen Freunden läuft der Anrufbeantworter.

Ähnlich beengt wie Pauls Handlungsspielraum ist der des Drehbuchs. Die wenigen Ereignisse, die als Actionelemente Abwechslung bringen sollen, verpuffen nach wenigen Sekunden oder erscheinen unlogisch. Wenn Paul sich in einem unterirdischen geschlossenen Raum befindet, wie kommt eine Schlange dort hinein? Da alles außerhalb der Holzkiste buchstäblich im Dunkeln liegt, regen solche dramaturgische Inkohärenzen zu Spekulationen über die Umstände von Pauls Gefangenschaft an. Die Vorstellungskraft von Regisseur Cortés blieb davon unberührt. Ihm schwebte kein komplexer, sondern ein gradliniger Thriller vor, der auf eine einzige Frage hinausläuft: Wird der Hauptcharakter überleben? Die Figur Paul Conroys ist jedoch zu vage und schablonenhaft um Interesse zu wecken. Nur ein einziges Mal gelingt es, ansatzweise Anteilnahme zu wecken. Erfolgversprechend erscheint „Buried“ hauptsächlich dank der geschickten Werbekampagne. In ihr erschöpft sich leider die Fantasie der Filmemacher. In bester Trash – Tradition zählt „Lebendig begraben“ zu der Kategorie Filme, deren Trailer imaginativer ist als der eigentliche Film.

So originell, wie es die unterschiedlichen Teaser und Poster suggerieren, ist die Grundidee der Handlung nicht. In seiner Kurzgeschichte „The Premature Burial“ beschäftigt sich Edgar Allan Poe mit der Furcht vor einem unzeitgemäßen Begräbnis. Die im Deutschen unter dem Titel „Lebendig begraben“ erscheinende Erzählung erweckt den physischen Schrecken des Erwachens im Sarg nur für wenige Momente. Dann mündet das Grauen in einen makaberen Scherz. Als solcher mutet auch das Ende an. „Lebendig begraben“ in dem spannungsarmen Film wähnt sich so der Zuschauer. Nicht nur Särge, auch Kinosäle können Klaustrophobie verursachen.

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Titel: Buried – Lebendig begraben

Land/ Jahr: Spanien 2010

Genre: Horror

Kinostart: 14. Oktober 2010

Regie: Rodrigo Cortés

Drehbuch: Adrian Guerra, Peter Safran

Darsteller: Ryan Reynolds, Robert Paterson, José Luis Garcia-Perez, Stephen Tobolowsky, Samantha Mathis, Warner Loughlin, Erik Palladino, Ivana Mino

Laufzeit: 93 Minuten

Verleih: Ascot Elite Filmverleih

Internet: www.buried-derfilm.de

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