Akuter und chronischer Schmerz – Der Sozialraum bei der Entstehung und Erhaltung des chronifizierten Schmerzes

Frankfurt am Main (Weltexpress) – Ein Mann hatte durch einen Unfall einen Schädelbasisbruch erlitten, der inzwischen ausgeheilt war. Aber schwere Kopfschmerzzustände blieben zurück. Er hatte das Glück, dass die behandelnden Ärzte die Kopfschmerzen nicht allein vom Bruch ableiteten, sondern ihn in eine psychosomatische Klinik schickten, wo er mein Patient wurde. Der an sich sehr friedliche und aggressionsgehemmte Mann erzählte, seine Familie beobachtete ihn nach der schwerwiegenden Verletzung argwöhnisch, ob nicht doch etwas zurück geblieben sei, behandelte ihn mit Samthandschuhen und nahm ihm vieles ab. Dadurch fühlte er sich nicht mehr für voll genommen und wurde wütend. Wenn er dann einen Wutanfall bekam, hieß es sofort, „Sieh’ste, sieh’ste, so war er vorher nicht gewesen!“ Daraufhin habe er seine Wut unterdrückt. Die Kopfschmerzen ließen sich gut mit der unterdrückten Wut erklären, wie überhaupt Kopfschmerzen nach meiner Erfahrung oft viel mit unterdrückter Wut zu tun haben. Als er diesen Zusammenhang sah, hatte er eine bessere Position des Umgangs für sich gefunden und die Kopfschmerzen ließen nach.

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