Afrika lebt auf Leinwand, Konzerten, Diskussionen und mehr

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Nun ist das Haupthaus, das Filmmuseum, derzeit wegen einer Grundsanierung für lange Zeit geschlossen, weshalb die Filme ausweichen und vom 4. bis 7. Februar im Mal Seh’n Kino, vom 3. bis 11. Februar im Filmforum Höchst und erstmals auch im Wiesbadener Caligari (8. und 9. 2.) und am 10. Februar im Murnau Filmtheater gezeigt werden. Insgesamt gibt es zwanzig aktuelle Produktionen zu sehen, aber auch Filmklassiker, weshalb wir das konkrete Programm anfügen.

Schwerpunkt ist dieses Jahr Südafrika, Anlaß dazu ist auch die erste Fußball-WM in Afrika, aber noch mehr das pulsierende Kulturleben am Kap der Guten Hoffnung. Es summt und brummt und wer afrikanische Filme im Original hat sehen können, erhält den besten Eindruck vom Gewusel, das nicht diffus, sondern zielgerichtet ist. Südafrika ist seit dem Ende der Apartheid vor 15 Jahren für alle Afrikaner ein Hoffnungsträger. In erster Linie politisch und in den sozialen Belangen. Aber auch kulturell hat sich die alte europäische Vormundschaft zugunsten eines afrikanischen Lebensgefühls mit originalen Wurzeln längst gewandelt. Die ganz Südafrika betreffenden Umwälzungen schließen also auch die Künste mit ein. Die südafrikanische Filmproduktion blüht und gedeiht und ist südlich der Sahara heute die wirtschaftlich stärkste. Elf preisgekrönte Produktionen und Koproduktionen können dies im Filmfestival beweisen.

Die Filmreihe wird am 3. Februar um 20.30 im Filmforum Höchst mit „Jerusalema“ eröffnet, dessen Regisseur Ralf Ziman ist. „Im Stil amerikanischer Actionfilme verbindet der mehrfach prämierte Film anspruchsvolles Genrekino mit der sozialen Realität des Landes“, sagen dazu die Veranstalter. Aber auch aus Burkina Faso, wo die einzige Filmhochschule beheimatet ist, – in deren Nähe Christoph Schlingensief derzeit sein Opernhaus erbaut, das aber eher und sinnvoller dazu ein Kulturzentrum wird – kommt als Gast Regisseur Missa Hebie. Er stellt „Le Fauteuil“ aus dem Jahr 2009 vor und Mama Keita aus dem Senegal/Frankreich „L’Absence“. Die Filmdokumentation „When the mountain meets its schadow – Im Schatten des Tafelbergs“ aus Deutschland/ 2009 wird von ihren Erzeugern zusammen mit Vertretern der Hilfsorganisationen medico international präsentiert.

Die weiteren Programmpunkte, Ausstellung, Lesung u.a. entnehmen Sie bitte der unteren Information oder der Webseite.

www.africa-alive.de

www.deutsches-filmmuseum.de

INFO I

Neben dem Eröffnungsfilm JERUSALEMA präsentiert das Festival beispielsweise NOTHING BUT THE TRUTH (2. FESPACO-Preis), der zwei Brüder vorstellt, die dem African National Congress unterschiedlich nahe standen. Auch Jihan El-Tahris hochaktuelle Dokumentation BEFORE THE RAINBOW hat den ANC zum Thema. Zu ihre Protagonisten zählen Thabo Mbeki und Jacob Zuma. Ebenfalls im Programm sind der Berlinale-Überraschungssieger 2005, U-CARMEN EKHAYELITSHA, und FOOLS aus dem Jahr 1997, der erste abendfüllende Spielfilm eines schwarzen Südafrikaners.

Podium, Lesung, Theater und Konzert

Das Festival eröffnet mit einem Konzert des Malick Pathé Sow Quartetts im Neuen Theater Höchst (2. Februar, 20 Uhr).

Zum Programm 2010 gehören zudem eine Lesung von Lesego Rampolokeng in der Zentralbibliothek (10. Februar, 19.30 Uhr), die Ausstellung „Johannesburg: Metamorphosen einer Stadt – Fotografien von Andrew Tshabangu“ im Foyer des Filmforums Höchst (Ausstellungseröffnung: 3. Februar, 18.30 Uhr), das Politische Podium im Haus am Dom (7. Februar, 14.30–17.30 Uhr), ein Kinderfaschingsfest mit der beliebten Clown-Akrobatengruppe Adesa im Senckenberg Naturmuseum (13. Februar, 10–17 Uhr) sowie Uni- und Schulveranstaltungen.

Das Abschlusskonzert am 12.2. in der Brotfabrik präsentiert Habib Koité, den „größten Popstars Malis“, mit seiner Gruppe Bamada.

Africa Alive

Das Kulturfestival spricht Zuschauer aus verschiedenen Nationen an und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Integration im multinationalen Frankfurt. Alle Veranstaltungen werden übersetzt und die Filme im Original mit Untertiteln gezeigt.

Veranstaltet wird das Festival vom Africa Alive-Team, einer einzigartigen Kooperation von afrikanischen Vereinen, Frankfurter Kultureinrichtungen und engagierten Einzelpersonen. Diese Teamarbeit ermöglicht eine internationale Vernetzung. So ist die mehrwöchige Veranstaltung bereits weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannt und erhält weltweite Anfragen. Bereits mehrfach war das Festival Projekt der UNESCO oder stand unter ihrer Schirmherrschaft.

Zu Africa Alive erscheint ein Programmheft, das an vielen Orten in Frankfurt und Umgebung ausliegt.

INFO II

Termine im Überblick

Mittwoch, 3. Februar 2010

20.00 Uhr, Filmforum Höchst: JERUSALEMA, Südafrika 2008, R: Ralph Ziman, 120 Minuten, engl. OF

Donnerstag, 4. Februar 2010

18.00 Uhr, Mal Seh’n Kino: SHIRLEY ADAMS, Südafrika 2009, R:Oliver Hermanus, 92 Minuten, OmeU

20.00 Uhr, Mal Seh’n Kino: NOTHING BUT THE TRUTH, Südafrika 2008, R: John Kani, engl OF

18.30 Uhr, Filmforum Höchst: MAPANTSULA, Südafrika/Australien 1988, R: Oliver Schmitz, 109 Minuten, OmU

20.30 Uhr, Filmforum Höchs: FANTAN FANGA Le Pouvoir de pauvres, Mali 2009, R: Adama Drabo, Ladadji Diakité, 88 Minuten, OmeU

Freitag, 5. Februar 2010

17.30 Uhr, Mal Seh’n Kino: BEHIND THE RAINBOW, Südafrika/Ägypten 2009, R: Jihan El-Tahri, 124 min engl. OF BetaSP

20.00 Uhr, Mal Seh’n Kino: FANTAN FANGA Le Pouvoir de pauvres, Mali 2009, R: Adama Drabo, Ladadji Diakité, 88 Minuten, OmeU

22.00 Uhr, Mal Seh’n Kino: SOUL POWER, USA 2008, R: Jeffrey Levy-Hinte, 93 Minuten, OmeU

18.30 Uhr, Filmforum Höchst: FOOLS, Südafrika/FR/Mozambik/Zimbabwe 1997, R: Ramadan Suleman, 90 Minuten, OmU DVD

20.30 Uhr, Filmforum Höchst: NOTHING BUT THE TRUTH, Südafrika 2008, R: John Kani, 81 Minuten, engl OF

Samstag, 6. Februar 2010

18.00 Uhr, Mal Seh’n Kino: WHEN THE MOUNTAIN MEETS ITS SHADOW Im Schatten des Tafelbergs, Deutschland 2009, R: Alexander Kleider, Daniela Michel und Romin Khan, 80 Minuten, OmU

Beta SP, Zu Gast: Alexander Kleider, Daniela Michel, Romin Khan und Usche Merk, Senegal/FR 2008, R: Mama Keïta, 84 Minuten, OmeU, Beta SP

22.30 Uhr, Mal Seh’n Kino: JERUSALEMA,Südafrika 2008, R: Ralf Ziman, 120 Minuten, engl OF

16.00 Uhr, Filmforum Höchst: U-CARMEN EKHAYELITSHA, Südafrika 2004, R: Mark Dornford-May, 120 Minuten, OmU

18.30 Uhr, Filmforum Höchst: SHIRLEY ADAMS, Südafrika 2009, R: Oliver Hermanus, 92 Minuten, OmeU, Beta SP

20.30 Uhr, Filmforum Höchst: MASCARADE, Algerien/Frankfreich 2008, R: Lyes Salem, 92 Minuten,

22.30 Uhr, Filmforum Höchst: SOUL POWER, USA 2008, R: Jeffrey Levy-Hinte, 93 Minuten, OmeU

Sonntag, 7. Februar 2010

12.00 Uhr, Mal Seh’n Kino, IZULU LAMI – MY SECRET SKY, Südafrika 2008, R: Madoda Ncayiyana, 96 Minuten, OmeU Beta SP

14.00 Uhr, Mal Seh’n Kino: SEA POINT DAYS, Südafrika 2008, R: François Verster, 93 min OmeU Beta SP

18.00 Uhr, Mal Seh’n Kino: LIEUX SAINTS Sacred Places, Kamerun/FR 2009, R: Jean-Marie Teno, 70 Minuten, OmeU, DigiBeta

20.00 Uhr, Mal Seh’n Kino: MASCARADE, Algerien/Frankfreich 2008, R: Lyes Salem, 92 min OmeU

15.30 Uhr, Filmforum Höchst: U-CARMEN EKHAYELITSHA, Südafrika 2004, R: Mark Dornford-May, 120 min, OmU

18.00 Uhr, Filmforum Höchst: BEHIND THE RAINBOW, Südafrika/Ägypten 2009, R: Jihan El-Tahri, 124 min engl OF Beta SP

20.30 Uhr, Filmforum Höchst: LE FAUTEUIL, Burkina Faso 2009, R: Missa Hebié, 95 Minuten, OmeU, Zu Gast: Missa Hebié

Montag, 8. Februar 2010

18.30 Uhr, Filmforum Höchst: WHEN THE MOUNTAIN MEETS ITS SHADOW Im Schatten des Tafelbergs, Deutschland 209, R: Alexander Kleider, Daniela Michel und Romin Khan, 80 Minuten, Beta SP

20.30 Uhr, Filmforum Höchst: FAHRENHEIT 2010, Australien/Südafrika 2009, R: Craig Tanner, 75 min, OF Beta SP, Bernd Eichner (medico international)

17.30 Uhr, Caligari Filmbühne (Wiesbaden): BEHIND THE RAINBOW, Südafrika/Ägypten 2009, R: Jihan El-Tahri, 124 min engl. OF Beta SP

20.00 Uhr, Caligari Filmbühne(Wiesbaden): IZULU LAMI – MY SECRET SKY, Südafrika 2008, R: Madoda Ncayiyana, 96 min OmeU Beta SP

Dienstag, 9. Februar 2010

18.30 Uhr, Filmforum Höchst: IZULU LAMI – MY SECRET SKY, Südafrika 2008, R: Madoda Ncayiyana, 96 min OmeU Beta SP

20.30 Uhr, Filmforum Höchst: L’ABSENCE, Senegal/FR 2008, R: Mama Keïta, 84 Minuten, OmeU, Beta SP, Zu Gast: Mama Keïta

18.00 Uhr, Caligari Filmbühne(Wiesbaden): WHEN THE MOUNTAIN MEETS ITS SHADOW Im Schatten des Tafelbergs, Deutschland 209, R: Alexander Kleider, Daniela Michel und Romin Khan, 80 Minuten, OmU, Beta SP

20.00 Uhr, Caligari Filmbühne (Wiesbaden): SHIRLEY ADAMS, Südafrika 2009, R: Oliver Hermanus, 92 min OmeU Beta SP

Mittwoch, 10. Februar 2010

18.30 Uhr, Filmforum Höchst: HIDDEN HEART, Schweiz/Deutschland 2008, R: Cristina Karrer, Werner Schweizer, 97 Minuten, OmU

20.30 Uhr, Filmforum Höchst: INLAND Gabbla, Algerien 2008, R: Tariq Teguia, 140 Minuten, OmeU

20.00 Uhr, Murnau Filmtheater (Wiesbaden): SOUL POWER, USA 2008, R: Jeffrey Levy-Hinte, 93 Minuten, OmeU

Donnerstag, 11. Februar 2010

20.30 Uhr, Filmforum Höchst: KEISKAMMA A LOVE STORY, Südafrika 2007, R: Miki Redelinghuys, 90 Minuten, OmeU Beta SP, Zu Gast: Experten der GTZ

INFO III

Filme von A – Z

L’ABSENCE (2008) handelt vom Leben zwischen zwei Kulturen und von der Entfremdung. Adama, ein erfolgreicher Wissenschaftler, lebt zufrieden in Frankreich. Durch einen Brief seiner Schwester alarmiert, kehrt er nach 15-jähriger Abwesenheit zu seiner Großmutter und seiner taubstummen Schwester zurück. Doch er findet sich in der Realität des Landes nicht mehr zurecht. Als er erfährt, dass seine Schwester als Prostituierte arbeitet, kommen unkontrollierte Gefühle und Schuldbewusstsein auf.

Der hochaktuelle Dokumentarfilm BEHIND THE RAINBOW (2009) schildert die Entwicklung des Afrikanischen Nationalkongresses von der Befreiungsbewegung zur Regierungspartei Südafrikas. Interviews mit jetzigen und ehemaligen ANC-Schlüsselfiguren wie Jacob Zuma, Thabo Mbeki Kgalema Motlanthe und Pallo Jordan offenbaren die Transformationsprozesse und internen Interessenskonflikte.

FAHRENHEIT 2010 – WARMING UP FOR THE WORLD CUP IN SOUTH AFRICA (2009) untersucht systematisch die Erwartungen einer Vielzahl von Südafrikanern an den Auftritt ihres Landes zum World Cup 2010 und präsentiert einen Querschnitt divergierender Meinungen. Zu den Interviewten zählen Danny Jordaan, Desmond Tutu, Michael Sutcliffe, Jomo Sono, Dennis Brutus sowie Bauarbeiter, Straßenhändler und Fußballspieler.

Der Politkrimi FANTAN FANGA (2009) spielt in einem fiktiven Land Westafrikas. Die Aufklärung eines Ritualmords lassen die Widersprüche einer Gesellschaft zwischen traditioneller Herrschaft und einer an westlichen Vorbildern orientierten Demokratie zutage treten. Durch die bevorstehenden Wahlen ist die Herrschaft des korrupten Innenministers bedroht. Da kommt unter mysteriösen Umständen der Albino Adama ums Leben, dessen Leiche ohne Kopf gefunden wird. Nach traditioneller Vorstellung werden Albinos übernatürliche Kräfte zugeschrieben. Doch gelingt es Adamas Freund Daouda und der jungen engagierten Kommissarin Fily, die Hintermänner der Tat ausfindig zu machen.

FOOLS (1997), der erste abendfüllende Spielfilm des schwarzen südafrikanischen Filmemachers Ramadan Suleman, spielt in dem Township Charterston nahe Johannesburg – Ende der 1980er Jahre kurz vor der Entlassung Mandelas aus dem Gefängnis – und zeigt, was die Apartheid aus den Menschen gemacht hat. Im Mittelpunkt steht der Geschichtslehrer Zamani, der von allen Leuten respektiert wird, obwohl er seine Schülerin Mimi vergewaltigt hat. Früher rebellierte er gegen die Apartheid. Mittlerweile hat er sich längst mit dem Regime arrangiert. Als Zani, Mimis Bruder, in die Stadt zurückkehrt und Vergeltung für seine Schwester sucht, wird das Aufeinandertreffen der beiden Männer zu einer Auseinandersetzung von verlorener und wiedergefundener Würde.

HIDDEN HEART (2008) erzählt die Geschichte zweier Männer, die im System der Apartheid diametral verschiedene Chancen hatten. Der Name Christian Barnard steht für die weltweit erste gelungene Herztransplantation an einem Menschen. Der weiße Südafrikaner hat die Erfolgsgeschichte von 1967 jedoch nicht alleine geschrieben. Zum Gelingen der damals sensationellen Operation hat unter anderem auch ein schwarzer Südafrikaner maßgeblich beigetragen: Hamilton Naki – ein Mann mit nur sechs Jahren Schulbildung, der sich vom Gärtner zum begabten Chirurgieassistenten hinaufarbeitete. Erst nach Barnards Tod wurde Naki entdeckt und zu einer Leitfigur im neuen Südafrika.

INLAND (2008) besticht durch die grandiosen Wüstenbilder und eine kontemplative Ruhe. Malek ist ein Topograf, der im Westen Algeriens seiner Arbeit nachgeht. Als er in einer Nacht von Explosionen geweckt wird, merkt er, dass er in der Nähe eines Minenfelds Station gemacht hat. Am nächsten Morgen trifft Malek eine junge, verängstigte Frau, die ihn bittet, sie zurück in ihre Heimat in Richtung Südwesten zu begleiten. So machen sich die beiden auf die Reise durch ein Land, das von Armut, Fundamentalismus und Krieg gezeichnet ist.

IZULU LAMI – MY SECRET SKY (2008) begleitet die zehnjährige Themba und ihren Bruder Kheyi nach dem Tod der Mutter auf der Reise aus ihrem ländlichen Heimatort in die Hafenstadt Durban, wo sie sich einer Straßengang anschließen. Das junge Mädchen träumt davon, den Wunsch seiner Mutter zu erfüllen, findet nach mehreren Enttäuschungen am Ende jedoch zu seinen eigenen. Die beiden Kinder, aus den umliegenden Dörfer ausgewählt, verleihen dem Film durch ihr wunderbares Spiel eine besondere Authentizität.

Ralph Zimans JERUSALEMA (2008) erzählt die Geschichte vom Aufstieg und Fall des südafrikanischen Gangsters Lucky Kunene. Im Township Soweto geboren, sieht seine Zukunft eher düster aus. So versucht er sich zunächst mit Autodiebstählen, um schließlich in Hillbrow, Johannesburg durch krumme Immobiliengeschäfte zum gefürchteten Unternehmer aufzusteigen. Jedoch nicht nur die Polizei, auch ein nigerianischer Drogentycoon will Kunene an den Kragen. Im Stil amerikanischer Actionfilme verbindet JERUSALEMA anspruchsvolles Genrekino mit der sozialen Realität seines Landes.

KEISKAMMA – A STORY OF LOVE (2007) ist Preisträger des Ousmane-Sembène-Films-for-Development Award, den die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) zum zweiten Mal in Kooperation mit dem Zanzibar International Film Festival (ZIFF) und dem Southern Africa Communications for Development (SACOD) vergibt. Der Film zeigt beeindruckend, „welchen Herausforderungen eine ländliche Dorfgemeinschaft aufgrund von HIV und AIDS gegenübersteht“, so die Begründung der GTZ-Jury. Mit dem Preis werden Filme ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise mit Themen der Entwicklungszusammenarbeit auseinandersetzen.

LE FAUTEUIL (2009) zeigt die Durchsetzungskraft der afrikanischen Frau auch unter schwierigen Bedingungen. Séraphin, der Generaldirektor einer Bergwerksgesellschaft, wird trotz Protektion seines Amtes enthoben. Die Regierung will in Zukunft mehr Wert auf ’Good Governance’ legen. So kommt Frau Ouédraogo auf den Chefsessel. Eingeschränkt von Vorurteilen und dem gesellschaftlichen Druck, der auf ihr als Mutter und Ehefrau lastet, versucht sie, sich zu behaupten.

Mit LIEUX SAINTS (2009) wirft Jean-Marie Teno einen sehr persönlichen Blick auf das künstlerische Überleben und stellt darüber hinaus Überlegungen zum afrikanischen Kino an. Bouba hat im Viertel St. Leon in Ouagadougou einen Videoclub gegründet, in dem er Filme für Kinder und Familien, aber auch Actionfilme zeigt. Jules César ruft mit seiner Djèmbe die Leute zusammen, um das abendliche Filmprogramm anzukündigen. Auch die Muslime des Viertels treffen sich dort zum Gebet.

Mit MASCARADES (2008) hat Lyes Salem Fern von Larmoyanz eine wunderbar satirische Komödie gedreht. Ein Dorf irgendwo in den Bergen Algeriens: Mounir, ein ganz normaler Macho, hat ein großes Problem, denn seine Schwester Rym ist noch unverheiratet, und die Dorfbewohner beginnen, sich über sie lustig zu machen. Völlig betrunken verkündet er eines Abends, dass er einen reichen Heiratskandidaten für sie gefunden habe. Jetzt steht er endlich im Mittelpunkt – von Gier und Eifersucht.

MAPANTSULA (1988) wurde während der Apartheid im Untergrund gedreht und von der Zensur verboten. Der kleine Taschendieb Panic gerät durch Zufall in eine Demonstration und wird verhaftet. Bisher unpolitisch, findet er sich in einer Zelle mit politischen Aktivisten wieder. Als ein skrupelloser Polizist versucht, ihn zum Aushorchen seiner Mithäftlinge zu bewegen, muss Panic sich für eine Seite entscheiden und begreift, dass es hier nicht nur um ihn selbst geht.

Kanis preisgekrönter Film NOTHING BUT THE TRUTH (2008) basiert auf seinem gleichnamigen erfolgreichen Theaterstück. Er handelt von dem Bibliothekar Sipho (Kani), der sein Leben im Schatten seines Bruders, des berühmten Freiheitskämpfers Themba, verbracht hat. Trotz seiner Loyalität zum oppositionellen Afrikanischen Nationalkongress (ANC) wird Sipho nach dem Ende der Apartheid nicht befördert, sein Bruder im Exil dagegen als Held gefeiert. Siphos Geschichte steht für die bitter enttäuschte Hoffnung vieler Südafrikaner auf Anerkennung ihres Leids und ein besseres Leben durch den jungen südafrikanischen Staat.

SEA POINT DAYS (2008) porträtiert einen Mikrokosmos der heutigen südafrikanischen Gesellschaft; einen Treffpunkt der Ethnien, Klassen und Generationen: die wunderschön an der Atlantikküste gelegene Sea Point Promenade. Zur Anlage gehören zahlreiche Freizeiteinrichtungen sowie mehrere Pools, die lange ausschließlich den Weißen vorbehalten waren. Dies hat sich mit Ende der Apartheid vor knapp 20 Jahren schlagartig geändert, und heute genießen auch Schwarze dort das Erholungsangebot.

Völlig unsentimental zeigt Oliver Hermanus’ konzentriertes Debüt SHIRLEY ADAMS (2009) mit großer Ernsthaftigkeit die unaufhaltsame Spirale von Armut und Gewalt. Shirley Adams kümmert sich um ihren Sohn Donovan, der auf dem Heimweg von der Schule in Kapstadt von einer Kugel getroffen wurde und seitdem Invalide ist. Shirley, pleite und arbeitslos, wurde von ihrem Mann sitzen gelassen. Als die junge Physiotherapeutin Tamsin Ranger in ihr Leben tritt, hofft Shirley mit ihrer Hilfe, Donovan aus seiner Depression zu holen.

SOUL POWER (2009) dokumentiert das einmalige Kulturereignis im Jahre 1974 im damaligen Zaire, das als das legendäre African Woodstock in die Geschichte einging. Amerikanische Rhythm&Blues- und Soul-Musiker der damaligen Zeit, unter ihnen Stars wie James Brown und B. B. King, trafen auf südafrikanische Idole wie Miriam Makeba und Afrisa. Vereint in ihrer Leidenschaft für die Musik und beseelt von der Black Power der späten 1960er Jahre, feierten sie in Kinshasa ihre gemeinsamen Wurzeln und die pure Lebensfreude.

U-CARMEN EKHAYELITSHA (2004), der auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde, verlegt die klassische Opernhandlung von Carmen und Don José in den aufreibenden Alltag eines südafrikanischen Township. Carmen ist keine Klischeefigur, sondern eine sinnliche, unabhängige Frau, deren Freiheitsliebe und Mut auch angesichts des Todes ungebrochen bleiben. Für die Musikaufnahmen wurden die Liedtexte der Oper in Xhosa übersetzt.

Drei Personen aus den Armenvierteln rund um Kapstadt, die auf unterschiedliche Art und Weise ums Überleben kämpfen, stehen im Mittelpunkt von WHEN THE MOUNTAIN MEETS ITS SHADOW (2009). Während Ashraf und sein Freund Mne nachts durch die Townships ziehen, um gegen die Privatisierung von Wasser, Strom und Land zu kämpfen, vertrauen Zoliswa und Arnold auf ihre eigene Arbeitskraft. Mit starken Bildern und beeindruckenden Geschichten zeichnet der Film das sensible Porträt einer Gesellschaft im Wandel zwischen Apartheid und kapitalistischer Postmoderne.

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