Ersatzweise zwischen den Pfosten
In der Nachholpartie des 8. Spieltags der Frauenfußball-Bundesliga überrannten die Lyon-Bezwingerinnen am Samstag zu Hause vor 1450 Zuschauern mit Toren von Ada Hegerberg (29. Minute), Pauline Bremer (66.), Asano Nagasto (75.) sowie Genoveva Anonma (87.) den nicht immer angenehmen Angstgegner. Turbine Potsdam startete diesmal in der Startformation mit der US-Amerikanerin Alexandra Singer an Stelle der Norwegerin Maren Mjelde, der Schwedin Antonia Göransson für die Schottin Lisa Evans und der Mazedonierin Natasa Andonova für die Afrikanerin Genoveva Anonma. Turbine dominierte von Anpfiff an die Partie, münzte aber das eigene Übergewicht zunächst nicht in Tore um. Zu stark war der Widerstand der Essener Torfrau Anja Berger, die für die Stammtorhüterin Lisa Weiß ersatzweise zwischen den Pfosten stand.
Knapp über die Querlatte
Nationaltorhüterin Lisa Weiß hatte sich kurzfristig vier tage zuvor am Mittwoch einer Meniskusoperation unterzogen, die sie notgedrungen bis zum Magdeburger DFB-Hallenpokal außer Gefecht setzen wird. Die Potsdamerinnen erzeugten Druck, bestimmten maßgeblich das Spiel. Nach 10 Minuten stand die SGS Essen unter kompletter Dauerbelagerung. Nach einer Ecke von Antonia Göransson über rechts (12.) zog die Schweizerin Lia Joelle Wälti mit dem zweiten Ball aus 18 Metern fast zentral ab, Essens Anja Berger musste sich arg strecken und lenkte bravourös das runde Leder knapp über die Querlatte. Auch die zweite Großchance in der 19. Minute verhinderte wiederum Torfrau Anja Berger, die sich in diesen Minuten stark für weitere Einsätze in der Bundesliga empfahl.
Vollwertiger Ersatz
Potsdams Stefanie Draws hatte aus 12 Metern über links abgezogen, Berger parierte stark, Julia Simic zog ab, wiederum parierte Berger, Ada Hegerberg zog durch, Berger parierte, zum Abschluss versuchte es Pauline Bremer, schoss aber Berger den Ball genau in die Arme, alles im Strafraum der SGS. Die 20-jährige Keeperin Berger war vollwertiger Ersatz für die Stammtorhüterin Weiß. Erst in der 29. Minute brach der Tor-Bann durch die norwegische Angreiferin Ada Hegerberg. Nach eleganter Vorgabe durch Alexandra Singer, die zuvor der Ex-Potsdamerin Sara Doorsoun-Khajeh den Ball abluchste, verwandelte Hegerberg aus 6 Meter halbrechts durch Bergers Beine zur überfälligen 1:0 Führung. Nach Wiederanstoss erfolgte ein Freistoß für die Gäste halblinks aus 35 Metern, den die Essenerin Irini Ioannidou mit einer Bogenlampe in den Strafraum verlängerte, Potsdams Keeperin Ann-Kathrin Berger stieg aber hoch (29.) und bekam den Ball im Nachfassen.
Die Gelbe und die Rote
Mittlerweile wurde bekannt, dass in Essens Tor ebenfalls eine Frau namens Berger zwischen den Pfosten stand. Im Kopfkino der Fans entstand sofort ein neues Bild – auf beiden Seiten im Kasten eine Berger – Ann-Kathrin Berger für Turbine im gelben Trikot und die Andere, die Neue, Anja Berger für die SGS im roten Trikot. Im trefflichen Gegenzug in Richtung Essens Platzseite setzte Antonia Göransson (30.) im Strafraum gut nach und zog aus sieben Metern halbrechts ab, die „rote SGS Berger“ musste sich ziemlich strecken, verhinderte zur Verblüffung aller Potsdamer Zuschauer den Treffer zum 2:0. Jetzt wurde die SGS Essen wieder munterer, Linda Dallmann setzte sich in einer Konter über rechts in den Potsdamer Strafraum (34.) durch, es gab ein Gedränge um den Ball, ehe Potsdams „gelbe Berger“ das Leder aufnehmen konnte.
Brenzlige Situationen
Für die angereiste Essener Fangruppe "F-Block Supporters Essen", die auf der Babelsberger Gästetribüne viel Platz hatten, denn Potsdams Weihnachtsmärkte zogen viele abwesende Zuschauer in Babelsberg in den Bann, diese Fans hatten sich gut gelaunt als Weihnachtsmänner kostümiert, sie hofften natürlich auf den Ausgleich. Schon wieder ein Ballverlust der Potsdamerinnen, die quirlige Linda Dallmann (37.) setzte beherzt nach, in letzter Sekunde warf sich Nationalspielerin Tabea Kemme in den Ball und klärte in brenzliger Situation. Die Unsicherheiten im Potsdamer Zuspiel brachten Ballverluste. Nun kam Dallmann über rechts, zog aus 14 Metern ab, Ann-Kathrin Berger streckte sich, der Ball kullerte weiter (39.), letztlich erwischte die hinterher eilende Alexandra Singer in letzter Sekunde den Ball von der Linie, die anschließende Ecke für Essen führte zu nichts.
Abpraller
Drei Minuten später zog Ada Hegerberg nach Ecke von Nastasa Andonova aus der Drehung ab, den folgenden Abpraller erwischte (42.) Antonia Göransson an der Strafraumgrenze und ihr Schuss endete in den Fängen von Keeperin Berger. Mit einem dürftigen 1:0 für Potsdam ging es in die Pause. Beide Trainer nahmen überraschenderweise zur zweiten Halbzeit keinen Wechsel vor. Im ersten Spielzug gab es eine schöne Hereingabe über links der schwedischen Nationalspielerin Antonia Göransson (46.) , die aber von Irini Ioannidou im Fünferraum per Kopf geklärt wurde. Plötzlich stand Torjägerin Ada Hegerberg völlig frei vor Essens Schlussfrau Anja Berger, das Duell der beiden gewann (48.) die Frau aus dem Ruhrpott. Der Spielverlauf versandete etwas, der Offensivdruck der Potsdamerinnen aus der 1. Halbzeit begann man zu vermissen, trotzdem war Potsdams Vorwärtsgang noch stärker als der von Essen.
Brannte lichterloh
In der 55. Minute setzte Nastasa Andonova nach einer Ecke den Ball knapp über das Tor. Die Nervosität von Cheftrainer Bernd Schröder wuchs zunehmend, noch steckte die frühzeitige Niederlage seiner Elf in 2. Pokalvorrunde in seiner Erinnerung. Nach einer Verletzung der Stürmerin Andonova gab es jetzt einen Spielerinnenwechsel: auf Seiten der Gastgeberinnen, Schröder tauschte (62.) für die humpelnde Andonova die Japanerin Asano Nagasato, die jüngere Schwester der Ex-Potsdamerin Yuki Ogimi, ein, wohl in der Hoffnung auf einen Torerfolg. Es folgte immer noch kein Wechsel bei der SGS Essen. Kaum im Spiel inszenierte die Japanerin einen Super Angriff mit Folgen. Nach Zuspiel von Nagasato (66.) aus rechter Position vollendete Pauline Bremer aus drei Metern aus spitzem Winkel zum 2:0. Jetzt schien der Bann gebrochen. Schon zwei Minuten später brannte es im Essener Strafraum lichterloh.
Torhungrig
Ada Hegerberg kam aus der 8 Meter Distanz rechts frei zum Abschluss, doch die "rote" Anja Berger parierte den Ball souverän zur Ecke Göransson gab über rechts herein, Potsdams groß gewachsene Nummer 4, Johanna Elsig, nahm den Ball (66.) volley und setzte ihn an den rechten Pfosten. Glück für Essen. Auf einmal drehte sich das Spielerinnenkarousell – beide Cheftrainer wechselten aus. Für Essens junge Christina Dierkes kam (72.) die ebenso junge Henrike Sahlmann, auf der Gegenseite verliess Ada Hegerberg das Feld (74.) und herein kam eine torhungrige Genoveva Anonma. In der Folge ereignete sich über links nach geschickter Hereingabe durch Antonia Göransson das dritte Tor – Asano Nagasato köpfte aus der Nahdistanz zur 3:0 Führung ein. Die nun klare Führung für Potsdam erbrachte wiederum bei beiden Teams Wechsel. Für die Essenerin Charline Hartmann kam die Nummer 8, Madeleine Gier (77.).
Comeback
Für Potsdam änderte sich das Mittelfeld. Ein Comeback gab es für die mehrmonatig verletzte Europameisterin Jennifer Cramer. Sie lief erstmals seit dem 3. Spieltag nach ihrer Knöchelverletzung (79.) auf den Platz, den für sie Johanna Elsig im Gegenzug verliess. Die Begegnung war entschieden. Das Spiel plätscherte dem Ende entgegen, wenngleich Potsdam weiter nach vorn drängte und nicht nachliess. Drei Minuten vor Spielende setzte Genoveva Anonma (87.) mit dem 4:0 den Schlusspunkt. Anonma schoss aus der Nahdistanz unter die Querlatte nach einem trickreichen Zuspiel über rechts durch Pauline Bremer.
Der 1. FFC Turbine Potsdam überwintert durch den erkämpften Dreier auf Rang zwei, hat dadurch lediglich nur noch drei Zähler Rückstand auf Tabellenführer Frankfurt und zwei Punkte Vorsprung vor Meister und Pokalsieger VfL Wolfsburg, der allerdings noch das Nachholspiel gegen den BV Cloppenburg am 15. Februar 2014 in der Hinterhand hat. Die SGS Essen weilt dagegen mit zwölf Punkten im Mittelfeld des Tableaus und hat lediglich vier Zähler Vorsprung vor dem Aufsteiger TSG 1899 Hoffenheim auf dem ersten Abstiegsrang.
So spielten sie:
1. FFC Turbine Potsdam: 32- Ann-Kathrin Berger – 4- Johanna Elsig (11- Jennifer Cramer, 80.), 3- Lia Joelle Wälti, 22- Stefanie Draws, 21- Tabea Kemme, 19- Antonia Göransson, 10- Julia Simic, 31- Pauline Bremer, 16- Nastasa Andonova (17- Asano Nagasato, 62.), 9- Ada Hegerberg (6- Genoveva Anonma, 74.), 18- Alexandra Singer – Trainer Bernd Schröder
SGS Essen: 12- Anja Berger – 21- Ina Mester, 6- Vanessa Martini, 2- Dominique Janssen, 18- Lena Ostermeier, 23- Sara Doorsoun-Khajeh (24- Lea Schüller, 87.), 16- Jaqueline Klasen, 10- Linda Dallmann, 11- Irini Ioannidou, 4- Christina Dierkes (25- Henrike Sahlmann, 72.), 13- Charline Hartmann (8- Madeline Gier, 78.) – Trainer Markus Högner
Tore: 1:0 Hegerberg (29.), 2:0 Bremer (65.), 3:0 Nagasato (75.), 4:0 Anonma (86.)
Schiedsrichterin Daniela Illing (Limbach-Oberfrohna)
Zuschauer: 1.450