Ahoi, Maby! Der Wettergott spielt auch Mitte Oktober noch mit: Die Sonne sorgt für 25 Grad Wärme, dazu azurblauer Himmel, türkisfarbenes, kristallklares Wasser. Kapitän Efesio und Bootsmann Fabio – beides scharzhaarige, sonnengebräunte Südländer wie aus dem Bilderbuch – sind genauso wie ihre Gäste bestens gelaunt. Sie begrüßen uns freilich mal nicht mit dem sonst in Italien üblichen „benvenuto!“, sondern mit „Beni benius!“, wie das Willkommen auf Sardisch heißt. Auf Sardinien, dieser autonomen Region Italiens, wird ja fast ausschließlich sardisch gesprochen. Es ist eine eigenständige romanische Sprache, die als Minderheitensprache anerkannt ist und parallel zum Italienischen verwendet wird.
Mit dem 22 Meter langen nostalgischen Segler „Maby II“, der 1944 für die Korallensuche gebaut und später konfortabel aufgemöbelt wurde, läßt’s sich gemütlich entlang der Küste vor Villasimius schippern. Das ruhige Meer wird hier eingerahmt von einer nicht allzu hohen, dafür aber angenehm welligen Felsenküste, auf der in Abständen, mal rechts mal links, alte graue Bauwerke, wie Festungen und Sarazenentürme, zu sehen sind. Auf Sardinien hatten die Spanier während ihrer Herrschaft auf der Insel etwa 70 solche runden befestigten Signaltürme gegen Piratenüberfälle errichtet.
Ja, ja – die wechselvolle Geschichte Sardiniens seit der Antike! Jahrtausendelang zog die naturprächtige, vielgestaltige, immer etwas (sogar bis heute) geheimnisumwitterte Mittelmeerinsel fremde Eroberer und Ausbeuter an: Phoenizier, Karthager, Römer, Byzantiner, Araber. Im Mittelalter stritten sich Pisaner und Genueser um die Vorherrschaft auf dem Eiland. Dann kamen die Spanier. Anfang des 18. Jahrhunderts ging die Insel an Piemont über. Die Zugehörigkeit zu Italien stabiliiserte sich, als im Zuge der italienischen Einigung der Herrscher Sardiniens Viktor Emanuel II. im Jahre 1861 König von Italien wurde. Erst 1946 erhielt die Insel den Autonomie-Status.
Stets waren die früheren Eindringlinge naturgemäß über das Meer gekommen und hatten sich in den Küstenregionen festgesetzt. Die Sarden zogen sich in die Berge zurück, um ihren Stolz zu behaupten. Vor allem daraus sind ihr starker, eigenwilliger, freiheitsliebender Charakter, ihre bodenständige Gelassenheit und auch eine gewisse Verschlossenheit zu erklären – zudem ihr besonderes Verhältnis zum Meer, das ihnen eigentlich immer etwas fremd geblieben ist. Heute stellt es natürlich keinen Feind mehr dar. Und die friedlichen Urlauber und Touristen, die übers Wasser oder via Lüfte nach Sardinien kommen (jährlich etwa 2, 3 Millionen, davon rund 10 Prozent Deutsche) sind herzlich willkommen und erfahren warme Gastfreundschaft.
Genau wie wir heute auf dem historischen Segelschiff Maby II, das gerne für touristische Törns gebucht wird. An den Küsten gibt es viel zu bewundern: originelle Felsreviere („Guck mal, wie ein Saurier!“ oder „Da, wie eine Schildkröte!“), herrliche Badebuchten mit weißen Sandstränden, schöne Ferienanlagen, vorbeiziehende Kormorane, eine langgestreckte Schlangeninsel. Und plötzlich sind wir an der Südostspitze Sardiniens – am faszinierenden Capo Carbonara. Gekrönt wird das imposante felsige Kap durch eine alten Leuchtturm, der freilich von einer modernen Solaranlage gespeist wird. Hinter dem Kap dreht die Maby II um. Bald ist eine organgene Boje zu sehen. Skipper Roberto erklärt: „Fünf Meter unter der Meeresoberfläche wurde vor Jahren eine drei Meter hohe Madonnenfigur eines bekannten italienischen Bildhauers installiert. Ein beliebtes Ziel für Taucher.“ Und nun der Blick nach oben. An gefährlich anmutendem Felshang zieht eine Reitergruppe entlang. Ob Tauchen, Reiten oder Mountainbiken – auch Aktivurlauber kommen hier also voll auf ihre Kosten. Und nun schiebt sich die sogenannte Granitbucht „Cava Usai“ ins Bild, ein stillgelegter riesiger Steinbruch, zauberhaft in der Sonne glänzend.
Und noch eine Attraktion. Unser Schiff ankert, und die Seemänner locken mit Brotstücken schöngeformte kleine Fische namens Balestra an, die eigentlich in tropischen Gewässern zu Hause sind, sich aber nun auch vor Sardinien angesiedelt haben. In dem türkisblauen, wundersam klaren Wasser sind sie deutlich zu erkennen – und auch gut zu fotografien. Ergibt sich die Frage: Warum soll dieses herrliche, immerhin noch 21 Grad warme Mittelmeerwasser nur den tropischen Fischen vorbehalten bleiben?
Einige der Mitpassagiere sind mutig und springen über die Reeling ins feuchte Naß, manche sogar mit Köpfer. Ein Badevergnügen der besonderen Art! Später macht unser Schiff im weiten Halbrund der „Eselsbucht“ fest, wo am hellen Sandstrand vor Bergkulisse noch ausgiebigerers Sonnen und Baden angesagt ist. Nebenan flickt ein alter Fischer seine Netze.
Nun geht es wieder an Bord. Hier hat die Crew inzwischen ein leckeres Mittagessen vorbereitet. Eine sardische Spezialität folgt der anderen. Als Vorspeise wird ein großer Teller mit Bottarga (Fischrogen) und Tomatenscheiben gebracht. Hauptgericht ist eine üppige Schüssel mit Mies- und Venusmuscheln, vermischt mit Fregola, eine erbsenförmige Nudelsorte. Danach gibt es noch Thunfisch, der vor allem von der Südwestküste Sardiniens bei Carloforte kommt. Stets reichlich bei solchen Essen dabei: das fladenartige knusprige Hirtenbrot Carasau, Mineralwasser sowie inseltypische Rot- und Weißweine. Als Dessert dürfen leichter Käse und köstliches Mandelgebäck nicht fehlen.
Wieder in der weitläufigen Hotelanlage „Timi Amo“ zurück, ist auch hier noch einiges zu genießen: ob Sonne tanken auf den Liegen direkt am Meer oder am riesigen Felsenpool im Freien, ob sich im großzügigen Thalassa-Bereich verwöhnen lassen oder noch einmal zu den Flamingos wandern”¦Morgen früh geht’s weiter in das sardische Binnenland.
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