"ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie" verleiht seit 2006 jährlich zwei internationale Preise. Der Positiv-Preis "Blue Planet Award" würdigt außerordentlichen Einsatz zum Erhalt und zur Rettung des "Blauen Planeten". Der Schmähpreis "Black Planet Award" prangert hingegen herausragende Verantwortung für den Ruin und die Zerstörung des "Blauen Planeten" an.
Der "Blue Planet Award 2010" wird an den deutschen Menschenrechtsaktivisten Elias Bierdel gehen. Elias Bierdel ist als Leiter und Vorsitzender der Hilfsorganisation "Komitee Cap Anamur/Deutsche Notärzte e.V." bekannt geworden. Als solcher war er im Jahr 2004 an der Rettung von 37 afrikanischen Flüchtlingen beteiligt, die auf ihrer Überfahrt nach Europa in Seenot geraten waren. Drei Wochen lang wurde dem Rettungsschiff die Einfahrt in den nahegelegenen italienischen Hafen verboten. Im Anschluss wurden Bierdel sowie der Kapitän und der erste Offizier wegen "Schlepperei" festgenommen, es drohten mehrjährige Haftstrafen und eine hohe Geldbuße. Der Freispruch erfolgte erst im Oktober 2009. Unter dem Eindruck der Ereignisse gründete Bierdel 2007 "borderline-europe – Menschenrechte ohne Grenzen e.V.". Diese Organisation widmet sich der Dokumentation der Flüchtlingsdramen an den Außengrenzen der EU.
Mit dem "Black Planet Award 2010" werden der scheidende Geschäftsführer Tony Hayward, der designierte Geschäftsführer Bob Dudley, der Vorstandsvorsitzende Carl-Henric Svanberg, das Management und die GroßaktionärInnen von BP geschmäht. Der milliardenschwere BP-Konzern hat durch unnötige Einsparungen im Bereich der Sicherheit in diesem Jahr eine der schlimmsten Umweltkatastrophen aller Zeiten und den Tod von 11 Arbeitern verschuldet. Mit dem entstandenen Ölteppich hat BP buchstäblich für einen "Schwarzen Planeten" gesorgt. Anstatt das ausgetretene Öl zu bergen, hat der Konzern es mit einem hochgiftigen Lösungsmittel bekämpft, das in Europa längst verboten ist. Alles nur, um möglichst schnell unschöne Bilder in den Nachrichten zu verhindern. Das gelöste Öl befindet sich jedoch immer noch im Wasser, nur kann es jetzt nicht mehr geborgen werden. Statt aus seinen Fehlern zu lernen, plant der Ölkonzern nun weitere Tiefseebohrungen im Mittelmeer. Dabei blickt er bereits auf eine lange Liste von vermeidbaren Arbeitsunfällen und Umweltverschmutzungen zurück.
Die Preisverleihung findet im Rahmen der ethecon Tagung am Samstag, 20. November, im Pfefferwerk in Berlin statt. Die Tagung beginnt um 14.00 Uhr im "Großen Saal" in der Schönhauser Allee 176 und ist kostenlos aber anmeldepflichtig. Die Veranstaltung wird von der EthikBank gefördert.
Mit den Positivpreisen hat ethecon in den vergangenen Jahren Diane Wilson/USA (2006), Vandana Shiva/Indien (2007), José Abreu und Hugo Chávez/Venezuela (2008) sowie Uri Avnery/Israel (2009) ausgezeichnet. Die Schmähpreise gingen bisher an die EigentümerInnen bzw. AktionärInnen und das verantwortliche Management der Konzerne Monsanto/USA (2006), Nestlé/Schweiz (2007), Blackwater (Xe)/USA (2008) und Formosa Plastics Group/Taiwan (2009).
ethecon ist im Gegensatz zu den vielen Konzern-, Familien-, Kirchen-, Partei- und Staatsstiftungen eine der wenigen Stiftungen "von unten", die sich vor allem in der Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen sieht. Die noch junge Stiftung finanziert sich über Zustiftungen, Spenden und Fördermitgliedschaften.
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Pressemiteilung von ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie vom 24.09.2010.