Thomas Köhler, Baujahr 1940 und Oberwiesenthal, holte 1964 im Rodel-Einsitzer olympisches Gold, 1968 Silber und im Doppel seinen zweiten Olympiasieg. Von 1968 bis 1976 arbeitete Köhler als Cheftrainer der DDR-Rennrodler. Danach wechselte er in die Führung des DTSB. Bis 1990 gehörte er auch dem Nationalen Olympischen Komitee der DDR an. Ein kleiner Ossie also, ach so, da geht ja immer was.
Er war das, was man einen Funktionär mit breitem Popo nennt, eine in Ost-wie in West beheimatete Spezies des Sesselfurzers. Nix besonderes, möchte man meinen. Da aber Köhler in seinen Erinnerungen an einigen sparsamen Stellen das Wort Doping fallen lässt, und auch ein paar kleine Beispiele nennt, fanden sich saure Gurken Spezialisten und machten diese winzigen Ergüsse zu einer Presse-Meldung.
Ansonsten ist das Buch möglicherweise interessant und amüsant für alle die dabei gewesen sind – vorm Fernseher, im Rennschlitten usw. Unter anderem erfahren wir endlich alles zum Kufeisenskandal von Grenoble, geschehen in einer Zeit vor meiner Zeit und bestimmt sehr wichtig für Kretine und den Pleitier.
Mensch Mädels schreie ich heiser, ihr habt alle Dreck am Stecken. Und die permanent an die sogenannte Öffentlichkeit kommenden Dopingmeldungen (zuletzt Radfahrer xy und Tischtennisspieler (sic!) Irgendwas) jucken auch keinen mehr, da unser aller Spitzensport von vorn bis hinten zu gedopt ist. Klar tut es mir um die Kinder leid, laut Unseco verhungern weltweit täglich viele tausend Kinder. Juckt und das? Was tun wir dagegen?
Thomas Köhler lebt heute frohgemut als Rentner in Berlin. Seine bevorzugte Sportart ist das Wandern. Mit seiner Vergangenheit ist er im Reinen. Auch darin unterscheidet er sich nicht von Sportfunktionären links und rechts der Elbe, die von allem nichts wussten, nichts wissen wollten und niemals von irgendwas etwas wissen werden.
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Thomas Köhler: Zwei Seiten der Medaille, Thomas Köhler erinnert sich, 256 Seiten, Verlag Neues Leben 2010, 16,95 Euro