Warum diese beiden Institutionen besonders aufgerufen sind, auf die Vorteile der Elektromobilität zu verweisen und von Politik und Wirtschaft eine energische Hinwendung zur praktischen Nutzung zu fordern, ist eine interessante Frage, die mehrere Antworten hat. Denn für die Hochalpenstraße steht schon einmal fest, daß je weniger die Umwelt durch Benzin verpestet wird, man der Natur nützt, daß also gerade das Großglocknerareal dringend darauf angewiesen ist, seine Flora und Fauna zu schützen, daß man gleichzeitig aber mit elektrisch betriebenen Fahrzeugen auch für die Besucher den Fahrlärm reduzieren kann und den Benzingestank auch!
Aber Raiffeisen-Leasing? Das muß man den Deutschen erst einmal erklären, die alle die Raiffeisen Bank und großenteils auch ihren Namensgeber kennen, aber nicht das österreichische System, Autos im großen Stil durch die Bank selbst zu erwerben und dann als Leasingangebote weiterzugeben. Warum das in Österreich so fantastisch läuft, so daß die Raiffeisen-Leasing nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa den größten Fuhrpark hat, mit einem Wort Raiffeisen nicht nur die größte Bank in Österreich ist, sondern Raiffeisen-Leasing auch die führende Leasing-Gesellschaft in Europa geworden ist, hat auch mit der ländlichen Struktur Österreichs zu tun. Denn in den Städten ist es verhältnismäßig leicht, der Bevölkerung Verkehrsangebote möglich zu machen, aber auf dem Land sind kollektive Lösungen so teuer, daß dort das Auto existentiell notwendig ist, sei es um zur Arbeit zu kommen, sei es für die persönliche Lebensqualität, Kulturangebote wahrzunehmen, einkaufen fahren zu können etc.
Eine starke Interessengemeinschaft, die sich mit der Großglockner AG und Raiffeisen-Leasing zusammengeschlossen hatte, um an diesem Donnerstag für die Elektromobilität einen entscheidenden Schritt nach vorne zu tun, in einer Leistungsschau, oben auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe, auf der die verfügbaren E-Autos von Interessierten und Fachleuten getestet werden konnten. Eigentlich war es schon am Vortag losgegangen, wo am Nachmittag ein Konvoi mit rund 15 Elektro-Autos und kleinen Elektro-Nutzfahrzeugen in Ferleiten loslegte und die Hochalpenstraße bis hinauf zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe problemlos bewältigte.
Darunter der Herausgeber der Kronen Zeitung, die das gesamte Jubiläum mitunterstützt. Christoph Dichand hatte sich den Star der E-Wagen, den neuen E-Golf von VW, geschnappt und betonte: „Er fährt sich toll und fast lautlos. Da er umweltfreundlich ist, macht es noch mehr Spaß.“ Für Christian Heu, den Generaldirektor der Großglockner Hochalpenstraßen AG, stand bald fest: „Es wurde der Beweis erbracht, daß Elektromobilität bereits leistungsfähig genug ist, diese hochalpine Panoramastraße mit all ihren Steigungen und Kurven zu bewältigen, und somit wohl auch alltagstauglich ist.“ Das gilt nicht nur für Autos. Denn am Vortag waren auch Mitarbeiter von Raiffeisen-Leasing von der anderen Seite der Strecke, von Heiligenblut her, mit den Rädern auf die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe geradelt und zwar mit Elektrofahrrädern – es waren KTM-E-Bikes -, die nicht jeden Tag Rad fahren, nicht alle besonders sportlich sind, so daß man jetzt sagen kann, daß auch nicht trainierte Sportler mit solchen Rädern schwierige Bergtouren meistern können.
Will man diese Leistungsschau in Österreich international einordnen, fällt einem als erstes die großaufgehängte Superkonferenz auf der letztjährigen Internationalen Automobilausstellung ein, über die der Weltexpress schrieb: „Das Auto der Zukunft ist grün. Das Automobil, Lust und Last der westlichen Industrienationen und Stinkstiefel wie Zankapfel bei allen Umweltbewußten, dieses Automobil wird die Erde nicht mehr verpesten, besser die Luft der Welt nicht mehr mit Schadstoffen anreichern, sondern die Menschen bereichern, die sauber, sicher und sorglos durch die Landschaften und vor allem die Städte fahren können. Und das nicht nur im fernen Japan, sondern hier bei uns zu Hause, denn die sieben Automobilhersteller Deutschlands haben sich zusammengetan und dies auf einer „Innovations-Pressekonferenz“ verkündet.“
Dabei blieb es nicht. Der VDA-Präsident Wissmann verkündete beim Genfer Autosalon im März 2010, wo wie ein Premierenfeuerwerk eine Modelloffensive bei Elektroautos stattfand: „Dieser Genfer Salon zeigt: Die deutsche Automobilindustrie arbeitet mit Hochdruck an der Entwicklung von Elektrofahrzeugen – vom Hybrid”¦bis hin zum reinen Elektro-Auto“, was bedeute: „Der Elektroantrieb in all seinen Varianten wird zum zweiten strategischen Standbein dieser Schlüsselbranche.“ Was der Interessen- und Verbandsvertreter nicht betonte, ist, daß die Deutschen sich auch besonders anstrengen müssen, wollen sie aufholen, was sie in den Jahren zuvor verschlafen hatten, als in Asien Umweltfragen direkt in einen Autobau auf Elektrobasis mündeten.
In Genf war es auch, wo gerade Mitte August die „Zero Race“-Tour begonnen hatte, die ein Tross von Elektrofahrzeugen in 80 Tagen auf 30 000 Kilometern rund um die Welt ohne Ausstoß von Kohlendioxid schickt, wobei es erst einmal zur Vorstellung der Aktion im Zickzack durch Europa geht. Dabei war Halt in Magdeburg, wo die Veranstalter für größere Bereitschaft der Industrie und Politik bei der Entwicklung von alternativen Antriebstechnologien warben. Absicht ist es, bei der emissionsfreien Weltreise einen Zwischenstop einzulegen bei der Weltklimakonferenz Ende November in Cancun/Mexiko, mit lauterer Absicht: „Mit unserem Erscheinen wollen wir die Staatenlenker inspirieren, weiter für den Planeten zu kämpfen“.“
Man sieht, die 1. Internationale Leistungsschau der Elektromobilität paßt in die Zeit, zeigt Österreich als Vorreiter, was das Land auch in den Fragen der erneuerbaren Energie ist und darin, daß 63 Prozent des Strombedarfs schon heute aus erneuerbaren Energiequellen kommt. Der dortige Umweltminister Nikolaus Berlakovich hat zudem für Österreich als Ziel formuliert: im Jahr 2020 sollen 250 000 E-Fahrzeuge unterwegs sein und damit 430 000 Tonnen CO2 einsparen. Er selbst fährt ein Elektro-Fahrzeug als Dienstwagen, damit andere dessen Alltagstauglichkeit erfahren und unterstützt derzeit die Umstellung von Fuhrparks auf E-Mobilität mit 3, 8 Millionen Euro.
Was heute also ansteht, ist, den theoretisch unbestrittenen Nutzen der E-Mobilität in breitem Umfang in praktische Alltagstauglichkeit zu überführen. Ob der heute erreichte technische Stand der Elektro-Mobilität hierfür bereits ausreicht, soll diese Leistungsschau beantworten.
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Die Veranstaltungstips zum Jubiläumsjahr entnehmen Sie bitte der Webseite: www.grossglockner.at