Doch die Volkswagen-Strategen bleiben gelassen. Man hat einen langen Atem und hält am Phaeton fest. Dies bestätigte auch Martin Winterkorn: „Ja, es wird einen Nachfolger geben.“ Wann genau, ließ der VW-Chef allerdings offen. Doch 2013 gilt als ausgemacht. Dann soll der Phaeton auch wieder in den USA verkauft werden, nachdem ihn dort der früherer Vorstandsvorsitzende Bernd Pischetsrieder 2006 wegen Erfolglosigkeit vom Markt genommen hat. Geplant ist zudem eine Hybridversion.
Ihre größten Hoffnungen auf mehr Verkäufe setzen die Wolfsburger jedoch auf China. Ein Grund, warum man ausgerechnet hier die Fahrpräsentation des jüngst überarbeiteten Topmodells stattfinden ließ. Für VW ist China eine Art „Boom-Country“, und ein finanzielles Füllhorn. Die Wachstumsrate der Wolfsburger liegt im Reich der Mitte gegenüber dem Vorjahresquartal bei gigantischen 60,9 Prozent. China gilt als der am schnellsten wachsende Luxusmarkt, mit einer höchst anspruchsvollen Käuferschaft. 1190 reiche Chinesen entschieden sich im vorigen Jahr bereits für den Phaeton. „Dieses Jahr wollen wir die 3000 schaffen“, sagt Frank Thomas, der Leiter des Produktmarketings. Ein ambitioniertes Ziel. Es wäre gut die Hälfte der gesamten Produktion.
Gute Anlagen hierzu hat der Phaeton allemal. Erst recht nach dem Facelift. 800 Teile haben die VW-Leute im Zuge der Modellpflege angeblich geändert. Sichtbar ist dies am deutlichsten an der Front. Der Grill steht aufrechter, ist dreidimensional ausgeformt und trägt das neue Familiengesicht. Die Flanke erhielt schärfere Konturen – hierzu mussten sogar die Presswerkzeuge geändert werden – und das Heck bekam neue Rückleuchten im zeitgemäßen LED-Design. Insgesamt steht der Phaeton optisch breiter auf den Rädern und wirkt auch ohne Deko-Elemente sehr luxuriös.
Innen gleicht das VW-Topmodell weiterhin einer edlen Lounge. Die Auswahl der Materialien und deren handwerkliche Verarbeitung bleiben außergewöhnlich. „Wir sind besser als Rolls-Royce“, versichert Phaeton-Projektleiter Robert Schmidt-Hebbel. Die Ledernähte sitzen auf den Zehntel Millimeter genau, jedes Detail ist präzise eingepasst und haptisch eine Wohltat. Und weil der ehemalige VW-Vorstandsvorsitzende und „Vater“ des Phaeton, Ferdinand Piech, keine Zugluft mag, konstruierten seine Ingenieure eine Klimaautomatik, die noch immer als die feinste der Welt gilt. Nach Erreichen der gewünschten Temperatur schieben sich geräuschlos Edelholzabdeckungen automatisch über die Ausströmgitter und sorgen nicht nur für optische Ruhe im Cockpit, sondern auch für eine zugfreie indirekte Belüftung.
Während deutsche Kunden den Phaeton zu 90 Prozent mit dem 240 PS starken Dreiliter-Diesel bestellen (ab 66 500 Euro) und sich über das hohe Drehmoment (5oo Nm) und den niedrigen Verbrauch (8,5 Liter) freuen, setzen die Chinesen in dieser Fahrzeugklasse ausschließlich auf Benziner. Prestigeversessen würden sie liebsten den weiterhin angebotenen Sechsliter-W12 unter der Haube fahren. Doch in den meisten Fällen „zwingt“ der Staat sie zur Einstiegsversion, dem 3,6-Liter-FSI. Denn die chinesische Regierung belegt Import-Modelle, nach Hubraum gestaffelt, mit einer teils saftigen Kaufsteuer. Zwölfzylinder-Phaeton-Kunden trifft sie besonders schmerzhaft – mit rund 60 000 Euro.