Goldgräber und Orang-Utans auf dem Äquator – Die Dschungelinsel Sumatra überrascht immer aufs neue

Tanz ums goldene Kalb? Bei den Batak-Tänzen spielt der Wasserbüffel die Hauptrolle.

Nur eine gute Stunde Flug ist es vom Stopover Singapur, dem vor peinlicher Sauberkeit strotzenden Stadtstaat, bis Medan, der Hauptstadt Nordsumatras, und man traut Augen, Nase und Ohren nicht mehr. Die Millionenmetropole auf engstem Raum starrt und stinkt vor Dreck und Auspuffgasen. Ohn Unterlass tönt die Hupe. Unerträglich scheint die Schwüle. Das, was sich Straße nennt, ist eine Aneinanderreihung von Löchern, über die man sich für eine Strecke von 90 Kilometern fast drei Stunden durchrütteln lassen muss.

„Europäische Maßstäbe darfst du hier nicht anlegen“, rät ein holländischer Reiseleiter, „denke und verhalte dich wie ein Indonesier.“ Und tatsächlich: Jedesmal, wenn man glaubt, den Strapazen nicht gewachsen zu sein, Matsch und Modder nicht mehr zu ertragen, wird man versöhnt durch neue, faszinierende, unauslöschliche Eindrücke.

Sumatra scheint alles Vorstellbare an Natur, Landschaft und Menschen auf sich zu vereinen. Ölpalmen zur Seifenherstellung, Kautschukplantagen mit Auffangeimerchen an den Zapfstellen, Reisfelder, aus denen stattliche Gräber ragen und Moscheen mit Wellblechkuppeln, grasende Wasserbüffel, oft als Zugtiere vor den Karren gespannt, Gewürznelkenbäume für die hier so beliebten Kretekzigaretten, die ein süßlichscharfes Brennen auf der Zunge hinterlassen wie frischer Ingwer, Erdnüsse, Kaffee, Kakao, Zimtbäume und immer wieder am Straßenrand zum Trocknen ausgelegter Reis. Von Nord bis West und Süd kann man sich für kleinste Münzen durch Berge von Früchten essen, die man weder je gesehen, noch deren Namen man je gehört hat. Die haarigen, stachelig wirkenden, knallroten Rambutan entpuppen sich als Litschis, die stinkende, einem Igel ähnlich sehende Durian, auch Stinkfrucht genannt, schmeckt exquisit und soll potent machen, und Salak, mit einer Schale wie aus feinstem Echsenleder, schmeckt nicht nur ausgezeichnet, sie soll auch gut für den Magen sein.

Während die Männer sich frühmorgens beim Bier vergnügen, schuften die Frauen auf dem Feld. „Batakmänner sind gern betrunken“, erklärt es ein junger Spund, der einem der fünf Batak-Stämme angehört, aussieht wie ein Ureinwohner Australiens und für die protestantische Kirche arbeitet. Nicht nur er spricht gern dem Kamput zu, dem örtlichen süßen Schnaps, die Flasche zu weniger als zwei Euro.

In Bohorok, mitten im Dschungel, die nächste Überraschung. Nur ein Bett und ein Mandi im Zimmer. Das ist ein Becken, aus dem man sich das kalte Wasser über den Körper schöpft. Wie die Einheimischen wäscht man sich besser im rauschenden Fluss. Gern leiht der Waschnachbar dem Fremden seinen Eimer aus.

Dann ein einstündiger Marsch durch den Urwald zur täglichen Orang-Utan-Fütterung. In Indonesien befinden sich etwa zehn Prozent (90 Millionen Hektar) der

weltweit verbliebenen tropischen Wälder. Die Überfahrt auf einem unter Wasser stehenden, per Seil gezogenen Einbaum und sechs Personen ist in der Tat ein Abenteuer. Gespanntes Warten, bis die höchsten Wipfel krachen und die witzig-schlauen Menschenaffen mit allerlei Verrenkungen die Äste und Lianen entlang hangeln. Außer den zwölf stämmigen Orang-Utans kann man höchstens noch einen Regenwurm ausmachen. Allenfalls die Geräusche lassen auf Bestialisches schließen.

In Brastagi dürfen Touristen ein typisches Batak-Wohnhaus über die Holzleiter besteigen. Auf Pfählen errichtet, bietet es Raum für acht Familien, nur die jeweils eigene offene Feuerstelle trennt die „Zimmer“. Der Alte am Eingang kassiert und verblüfft: er spricht Deutsch. Doch nur wenige Deutsche haben die Insel Sumatra für sich entdeckt. Das Hotel „Rose Garden“ mitten im Matsch der unbefestigten Wege nimmt sich verdammt vornehm aus. Der hochtrabend so bezeichnete Trans-Sumatra-Highway bringt Besucher zum von Bergen eingeschlossenen Toba-See, einem vulkanischen Krater. Größer als Singapur, lädt mitten im See die Insel Samosir zu Schiffstouren und zum Baden ein.

Bei der Überlandfahrt lohnt die Zwischenübernachtung in Sipirok: Ein Pool, gespeist von heißen Schwefelquellen, wartet auf Entspannungsuchende. Man kann aber auch durch Reisfelder und Dschungel bergauf zum Vulkan wandern, auf dem es gigantisch blubbert, brodelt, dampft und kocht. Die Marquisha, das ist die Passionsfrucht mit dem erfrischenden Saft, haben bereits die auch hier frei lebenden Orang-Utans geerntet. Je weiter man nach Westsumatra kommt, desto gepflegter geben sich die Ortschaften entlang des Fahrwegs. In der Moslemschule Purba Baru drängen sich 6.000 junge Leute, jeder Neuankömmling muss eine neue Hütte bauen, die er oft mit vier anderen teilt. Im nahen Fluss ist nicht nur ständig Waschtag für Körper und Kleidung, auch winzige Goldspuren filtern Männer mühselig aus dem Flussbett. Den Äquator, der quer durch Sumatra verläuft, überquert man selbstverständlich zu Fuß. In den Kokospalmen-Wäldern kann man den flinken Meerkatzen zuschauen, wie sie, an der Leine als Arbeitsaffe gehalten, für ihre Herren die Nüsse pflücken.

Nächste Station: Bukittinggi nördlich von Padang, Zentrum der Minangkabau mit ihren sattelförmigen Hausdächern und den bis zu sechs hornähnlichen Dachspitzen. Am seichten Strand des Indischen Ozeans, wo noch vor wenigen Jahren nur eine Familie Ausflüglern die frische Milch der jungen Kokosnuss servierte, aus der man danach, aufgeschlagen, das zart-glibberige Fruchtfleisch löffelt, entstand ein Vier-Sterne-Hotel. Sumatra muss erst noch die Infrastruktur für den Tourismus schaffen. Oft genug werden wir Weiße wie seltene Wesen bestaunt.

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Beste Reisezeit: Mai bis September

Kontakt/Infos: Visit Indonesia Tourism Office, Goethestrasse 66, 80336 München, Tel. 089/59043906, Fax 089/51656894, Email: mail@tourismus-indonesien.de, www.tourismus-indonesien.de

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