Berlin, Deutschland (Weltexpress). Als ehemaliger moderner Fünfkämpfer bin ich sozusagen Insider und kenne viele ehemalige Fünfkämpfer und Olympiateilnehmer. Ich war ehemals Olympiatrainer im Fünfkampf-Fechten und als solcher wird man schnell zum Nestbeschmutzer, wenn man die Zustände im eigenen Lager kritisiert. Das haben Dr. Blobbel und Dr Heuschmann erfahren, als sie den Umgang mit Pferden im Spitzensport des Sportreitens kritisierten und noch einige andere Insiderinnen.
Die Fünfkämpfer kommen selten aus dem Reiterlager, sondern sind meist gute Schwimmer, die sich die anderen Disziplinen später aneignen.
Es ist schon immer bekannt, dass die Fünfkämpfer schlecht ausgebildete Reiter sind. Dazu haben sie auch zu wenig Zeit. Es sind in der Regel vielseitig talentierte Sportler, die sehr gut koordiniert („in körperlicher Balance“) sind und deshalb selten vom Pferd fallen, weil sie sattelfest sind, wie man sagt. Sie lernen in der Regel englisch reiten, ein wenig Dressur und dann sehr schnell das Springen. Das ist möglich, weil sie wenig Angst haben und meist risikofreudig sind. Das Pferd ist für sie in der Regel ein Sportgerät. Dieses Pferdebild ist auch im Sportreiten sehr verbreitet.
Die Fünfkämpfer behandeln die Pferde so wie die meisten Englischreiter, denen ich auch das Reiten am liebsten verbieten würde.
Was dort auf dem Viereck in Tokio passiert ist, geschieht jedes Wochenende auf den meisten ländlichen Turnieren in Deutschland noch schlimmer, ohne dass etwas geschieht.
Ein Kriterienkatalog der FN, der seit zwei Jahren auf Reitturnieren den Missbrauch der Pferde unterbinden soll, ist leider nur Makulatur, wie Regina Rheinwald in ihrem Buch, „das nie geschrieben werden sollte“, deutlich macht und Dr. Kirsten Tönnies, die als Tierärztin keine Scheu hat, Springreiter wie Christian Ahlmann öffentlich an den Pranger zu stellen und eine Anzeige wegen eines Verstoßes gegen den Tierschutz zu stellen, die anscheinend bei einem Veterinäramt in NRW versickert ist.
Ein Problem ist für die Fünfkämpfer auf Turnieren überhaupt Pferde zu bekommen, die ein M- Springen schaffen, da die Besitzer in der Regel ihre Pferde nicht gern an 5-Kämpfer ausleihen, weil sie um das mangelnde reiterische Können der 5-Kämpfer wissen.
Ein zweites Problem sind die Pferde selbst, die oft von Hause aus mit Gewalt ausgebildet wurden, und überwiegend im Maul durch das Gebiss traumatisiert sind.
Um aus diesem Dilemma herauszukommen nutzen keine neuen Regeln. Die Regel, die z. B. vorgeschlagen wird, dass die Reiter ihr Pferd am Tag vorher kennenlernen, ist nicht realisierbar. Die Tendenz ist eher, alle 5 Disziplinen an einem Tag durchzuführen als an 5 oder 4 Tagen, da dies für das Publikum attraktiver scheint.
Dazu gibt es schon Wettkämpfe, wo zum Schluss die Läufer im Abstand ihrer Punkte zu einem Verfolgungsrennen auf die 4000 m Laufstrecke geschickt werden.
In Deutschland wird jetzt diskutiert, das Reiten durch Radfahren zu ersetzen. Damit würde der Moderne Fünfkampf zu einem erweiterten Triathlon degradiert. Das werden sich die Fünfkämpfer nicht gefallen lassen.
Von den vielen Sportarten, die ich aus eigener Praxis und als Diplomsportlehrer kenne, würde ich eher Klettern nehmen, weil durch das Laufen schon eine Ausdauersportart vertreten ist, und das Klettern auch besser zur Entstehungsgeschichte des Modernen Fünfkampfes passen würde, wo ein Kurier im Krieg eine Depeche überbringt und dabei 5 Herausforderungen meistern muss.
Wenn Sie allerdings die Fünfkämpfer fragen würden, würden sie erfahren, dass das ein sehr konservativer elitärer Haufen ist mit einem etwas abgehobenen Image, der das Reiten einschließt. Ich gebe zu: Zu diesem Haufen gehörte ich selbst einmal.
Der Verband der Modernen Fünfkämpfer hat schnell reagiert: Er hat Maßnahmen beschlossen und die Zusammenstellung einer Arbeitsgruppe, die die Olympia-Geschehnisse aufarbeiten und Lösungen zur Vermeidung derartiger Situationen finden soll. Zudem will man eine Änderung des UIPM-Ethikcodes prüfen zum Wohlergehen der Pferde. Auch Anpassungen des Reit-Wettkampfes werden erwogen. Hierbei ginge es um weniger Sprünge sowie niedrigere und einfachere Hindernisse. Weiter solle das Wohl der Pferde bei der Ausbildung für Trainer und Kampfrichter ein größerer Schwerpunkt werden. Alle in den kommenden Wochen beschlossenen Empfehlungen würden dem UIPM-Präsidium dann Ende November präsentiert.
Der Präsident der Deutschen Fünfkämpfer Klaus Schormann versteht sich gut mit Thomas Bach, der als Ehrenmitglied beim Chio in Aachen Sympathien für das traditionelle Reiten hat und wahrscheinlich zuerst seine Freunde in der Reiterlichen Vereinigung FN und FIE zu Rate ziehen wird.
Zusammenfassend kann ich nur sagen: Es gibt für das Problem des Reitens keine andere Lösung als die, das Reiten aus dem Modernen Fünfkampf zu streichen.