Gemüsebeet des Punkrockgartens – Das Actionteam: „Die Platte von der alle reden“

„Die Platte von der alle reden“ ist sehr homogen gestrickt und prügelt lautstark vor sich her – pure Action eben. „Am Start, wunderbar, denn ma raus das Ding!“ – Richtig, da wird nicht lang gefackelt, sondern ab dafür. Das Actionteam braucht keine Innovation und Raffinesse, Höhen und Tiefen sind überflüssig. Helge Schneider meets Mando Diao, das Ganze gewürzt mit Texten und Sprech-Gesang, die stark an Deichkind erinnern. Und Songtitel wie ’Pornohirsch’ und ’Oberlippenbart’ lassen schnell erahnen, dass die Schmerzgrenze der vier Frankfurter Jungs schon vor längerer Zeit irgendwo verloren gegangen sein muss.

Die Highlights des Albums sind schnell erkannt: In den Songs „Interview“, „Glotze aus“ und „Oberlippenbärte“ zündet ihr Humor am besten. Gleich zu Beginn definieren sie mit „Interview“ das zu erwartende Level und nehmen sich selbst aufs Korn – wer darüber nicht lachen kann, wird das vermutlich auch bei den darauffolgenden Songs nicht tun. Wem es gefällt, der wird sich auch bei „Glotze aus“ königlich amüsieren – er karikiert die verkorkste Medienlandschaft: „Die Galileo Sondersendung über eine Rollerlenkung“ oder auch „anstelle von Geschlechtsverkehr kommt Freitags ‚Wer wird Millionär’“. Als Krönung der Action-Trash-Torte winkt der Oberlippenbart – ein Art Markenzeichen der Band, dem sie Titel Nummer elf widmen und auch das Cover ihrer Debüt-EP von 2009: dort gab es ihn zum Ausschneiden. Ok, am Ende geht ihnen ein wenig die Puste aus, aber Songs wie „Hit" oder „Gruß vom Team" machen einfach nur Spaß und gehen gut ab dabei.

Fazit: Den Jungs gelang hier ein durchaus humorvolles Debut-Album. Das Actionteam versteht sein Handwerk und wird seinem Namen überaus gerecht. „Die Platte von der alle reden“ präsentiert die Band in bestem Soundgewand und macht überwiegend sehr viel Spaß. Soweit so gut, doch wünscht man sich nach einer Weile Live-Bühne und Publikum herbei, die dem Ganzen wie üblich noch mehr Überzeugungskraft verleihen, insofern ist dieses Album durchaus auch ein effektvoller Appetitanreger für einen bevorstehenden Club- oder Konzertbesuch.

Label/Vertrieb: Klink (Popakademie)/ Rough Trade

Mehr davon gibt es hier: http://www.myspace.com/dasactionteam

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