Berlin, Deutschland (Weltexpress). Jedermann hat eine Straße, in oder an der er wohnt. Das ist Alltag. Aber wer in Archiven und Nachschlagwerken sowie im Internet stöbert, findet auch Amüsantes und Absurdes. Wo etwa gibt es die engste Straße der Welt? Welches ist die breiteste?
Reutlingen in Baden-Württemberg ist mit über 115 000 Einwohner eine deutsche Großstadt. Sie hat die engste Straße der Welt. Nicht jedermann wird ihre Länge von 50 Meter durchschreiten können – wer etwas beleibt ist, zum Beispiel, schafft das nicht – denn die Spreuerhofstraße ist zwar im Durchschnitt 45 Zentimeter breit, aber an ihrer engsten misst sie nur 31 cm. Hier wurden letztlich drei Häuser zu dicht aneinander gebaut – zu einer Zeit, als eine Bauaufsicht noch keine Macht hatte, darf man schlussfolgern. Die Stadtverwaltung wollte schon mehrfach eines dieser Häuser zumindest teilweise abreißen – immer wieder verhinderten das Proteste. Ein sicherlich nicht von der Hand zu weisendes Argument: dann ginge eine touristische Sensation flöten, die ja auch im Guinessbuch der Rekorde Aufnahme fand. Noch etwas Amüsantes: Das Schild, das auf die engste Straße der Welt hinweist, wurde schon mehr als 20mal geklaut. Deshalb ist es mittlerweile mit Spezialschrauben gesichert.
Ein geradezu monumentales Gegenstück findet sich in Brasilia, der quasi aus dem Boden gestampften Hauptstadt Brasiliens, die erst 1960 als solche – Rio de Janeiro ablösend – eingeweiht wurde. In ihr leben 2,6 Millionen Menschen. Die gesamte Region kommt auf mehr als vier Millionen. Brasilia hat die weltweit breiteste Straße: Die „Eixo Monumental“ (Monumentalachse) ist acht Kilometer lang und streckenweise bis zu 250 Meter breit. Weltrekord!
Das schottische Wick, rund 400 Kilometer nördlich von Edinburgh an der nordöstlichen Küste Englands gelegen, hat mit einer Straße namens Ebenezer Place die kürzeste Straße der Welt. Sie ist gerade einmal 2,06 Meter lang. Diese Straße der 7 000-Einwohner-Stadt basiert quasi auf einem Witz. Die Ortsverwaltung hatte den Besitzer des Hotels „Mckays“ angewiesen, an seinem Haus ein Straßenschild anzubringen. Der unterließ das jedoch, weil an der entsprechenden Ecke seines Anwesens keine Straße entlang führte. Das änderte sich erst, nachdem der Hotelier 1887 an der spitzen Seite seines Hauses eine Eingangstür eingebaut hatte. Erst dadurch entstand eine wirkliche Straße, wenn auch nur wenig über zwei Meter lang.
Die wahrscheinlich älteste Straße der Welt wurde bei Grabungen erst 1994 entdeckt – die Steinbruchstraße am ägyptischen Qarunsee. An Hand von Funden – darunter Resten von Behausungen – geht ihr Bau auf etwa 2500 v. Chr. zurück. Sie ist der Welt älteste befestigte Straße, die noch heute benutzt wird. Ihre Maße sind beeindruckend: zwei Kilometer breit und 98 Kilometer lang. Das erklärt sich aus der Tatsache, dass auf dieser Strecke jene gewaltigen Steinblöcke zur Nekropole von Gizeh transportiert wurden – wie immer das seinerzeit auch bewältigt wurde, einer der bedeutendsten Grabstätten des antiken Ägypten. Hier gab und gibt es teilweise auch noch Hunderte von Grabmalen, darunter die berühmten Pyramiden von Gizeh.
Schließlich gibt auch noch die krummste Straße des Erdballs. Das ist die Lombard Street in San Francisco. Hier findet man zwischen Hyde und Leavensworth Street auf nur 145 Meter Länge acht Kurven. Der Grund dafür: Eine Steigung von 27 Prozent. Eine gewisse „Entschärfung“ gab es 1922. Seitdem ist die Lombard Street Einbahnstraße.
Noch ein Blick auf Deutschland. Die Hauptstadt Berlin hat mit dem Adlergestell die längste Straße des ganzen Landes – 13,034 Kilometer. Düsseldorfs Bergische Landstraße (12,9 km) und Hamburgs Bergedorfer Straße (12,7 km) kommen in die gleiche Klasse, gefolgt von der Dachauer Straße in München – 11,2 km. Berlin übrigens hat gleich vier Straßen mit mehr als zehn km Länge: Neben dem über 13 km langen Adlergestell, eine der Achsen zum Hauptstadtflugplatz BER, sind das die Landsberger Allee (knapp 11 km), die Havelchaussee und die Heerstraße mit jeweils etwas über 10 km.