Berlin, Deutschland (Weltexpress). Andreas Luthe, der Torwart der Eisernen aus der Berliner Wuhlheide, war nach dem Spiel enttäuscht. „Wir hatten uns einen Sieg vorgenommen“, sagte er. Ist das Größenwahn oder gesundes Selbstbewusstsein?
Mit bescheideneren Mitteln aus vermeintlicher Not eine Tugend machen, so spielt man über seinen Möglichkeiten. Jetzt wollen wir nach Europa. Was am 27.05.2019 seinen Anfang nahm, könnte am Ende der Saison ein unglaubliches vorläufiges Ende finden. Der eine oder andere Sieg und gewonnene Punkt war glücklich. Dem Tüchtigen schlägt keine Stunde und tüchtig waren sie wieder in Leverkusen. Wer viel läuft, kann im Fußball belohnt werden. Nach 33 Spieltagen haben die Unioner die meisten Kilometer runtergespult und auch in Leverkusen liefen sie drei Kilometer mehr als die Werkself.
Dass es am Ende der 90+2 Spielminuten 1:1 stand war mit dem Umstand zu verdanken, dass Robin Knoche zwei Weltklasse-Abwehrleistungen in der zweiten Halbzeit zeigte. Die Führung für Leverkusen fiel in einer Phase, in der die Eisernen mehr am Drücker waren. Der vermeintliche Führungstreffer für die Berliner fand keine Anerkennung, die Abseitsentscheidung war hauchdünn. Mit der knappen Führung für Leverkusen wurden dann die Seiten gewechselt.
In der zweiten Halbzeit kamen die Gastgeber besser in das Spiel um Europa, die Eisernen blieben gefährlich. In der 55. Minute kam Joel Pohjanpalo für Petar Musa und in der 72. Minute traf er gegen seinen eigentlichen Arbeitgeber. Zu diesem Zeitpunkt war der Ausgleich verdient. In der verbleibenden Zeit spielten beide auf Sieg, die Eisernen sogar etwas mehr. Das war ein Vabanque-Spiel, das gut ausging.
Leverkusen hat Dank des einen Punktes die Qualifikation für die Europa-League unter Dach und Fach gebracht und der 1. FC Union hat sich für den letzten Spieltag der Saison ein Endspiel um den Einzug in die Europa-Conference-League-Play-offs organisiert. Unglaubliche 47 Punkte wurden in den zurückliegenden 33 Spielen geholt.
Taktik
Beide Trainer wollten ihre Mannschaft hoch verteidigen lassen. Gegen den Ball operierten die Eisernen in einem 5-3-2. Hannes Wolf setzte mit der Werkself ein 5-4-1 dagegen. Bei eigenem Ballsitz rückten beim 1. FC Union die beiden Außenverteidiger weiter vor, sie versuchten sich abwechselnd mit Flankenläufen.
Union-Coach Urs Fischer tauschte nach der Niederlage in Wolfsburg zweimal: Robert Andrich und Max Kruse begannen für Sebastian Griesbeck und Joel Pohjanpalo, die zunächst auf der Bank Platz nahmen. Andrich spielte auf der Sechs. Christian Gentner und Marcus Ingvartsen spielten davor ein Doppelzehn und versuchten Kruse und Petar Musa mit Vorlagen zu füttern. Phasenweise bemühten sich die Berliner sogar das Spiel zu machen und überraschten damit die Gastgeber.
Für den Auftritt seiner Mannschaft fand Urs Fischer nach dem Spiel lobende Worte: „In der ersten Hälfte hatten wir zwei, drei Aktionen im Strafraum, wo wir den Schuss platzierter wählen müssen. Eigentlich aus dem Nichts liegst du dann hinten. In der zweiten Halbzeit sind wir viel Risiko gegangen, haben eigentlich alles, was offensiv zur Verfügung stand, eingewechselt. Nach dem 1:1 war es ein offenes Spiel, das auf beide Seite hätte kippen können. Ich bin zufrieden, eine tolle Leistung der Mannschaft.“
Spieldaten
Fußball-Bundesliga, 33. Spieltag, 15.05.2021, 15:30 Uhr, Bay-Arena Leverkusen
Bayer 04 Leverkusen – 1. FC Union Berlin 1:1 (1:0)
Bayer 04 Leverkusen: Hradecky – Tah, Dragovic, Tapsobah – Aranguiz, Demirbay – Diaby, Amiri (67. Belarabi), Wirtz (90. + 1. S. Bender), Wendell – Schick (84. Gray) Trainer Hannes Wolf (5-4-1)
1. FC Union Berlin: Luthe – Friedrich, Knoche, Schlotterbeck – Trimmel (66. Becker), Gentner (84. Griesbeck), Andrich, Ingvartsen (55. Pohjanpalo), Lenz (66. Bülter) – Musa (55. Awoniyi), Kruse Trainer: Urs Fischer (5-3-2)
Schiedsrichter: Patrick Ittrich, Sascha Thielert, Markus Häcker, Dr. Robert Kampka
Tore: 1:0 Wirtz (27.), 1:1 Pohjanpalo (72.)
