Bretter, die die Welt bedeuten – „Keep surfing“ ohne Meer: Die Wellenreiter in Björn Richie Lobs Dokumentarfilm

Regisseur Björn Richie Lob macht in seinem Dokumentarfilm „keep surfing“ keinen Hehl aus seiner Sympathie für die Sportler und ihre innovative Art des Wellenreitens. Sieht man die Begeisterung, mit welcher die Sportler ihrem Hobby nachgehen, kann man es dem Filmemacher nicht verdenken. Vor zehn Jahren hatte er die Idee zu seiner Reportage, seit er zum ersten mal die Flusssurfer im Eisbach, einem Isarkanal in München, sah. Profisportler Quirin Rohleder ist der berühmteste von ihnen. Sogar den amerikanischen Surfchampion Kelly Slater besiegte er bei einem Wettkampf, doch solche sportlichen Vergleiche erwähnt „keep surfing“ nur am Rande. Die ganz Großen des Brettsports, wie Slater oder Skateboarder und Surfer Tony Hawk, erblickt man nur kurz auf Archivbildern. Ein wenig scheint es, Lob fürchtem mit der gewaltigen Kulisse, vor welcher sie ihre Kunst vorführen, nicht mithalten zu können. Statt meterhoher Wellen gibt es einen Wildbach, statt tausende Fans ein Dutzend Zuschauer, statt weißer Sandstrände die graue Brücke mit dem Warnschild. Vor einem anderen Verbotsschild von jener Sorte, welche auch jeder normale Nicht-Surfer gerne missachtet, filmt Lob einen Surfer beim Ritt auf den Wellen, sympathische Verhöhnung der allseits verhassten Mahnung „Baden verboten“.

Humorvolle Momente wie dieser sind leider die Ausnahme in „keep surfing“. Witzig sind die Interviews selten und dann auch nur unabsichtlich: „Dann hat einer geschrien: Die Welle geht! Und manchmal ging die Welle und manchmal ging die Welle nicht.“ Ähnlich verhält es sich mit Lobs Dokumentarfilm. Begeisterung für sein Sujet zu wecken gelingt „keep surfing“ trotz der beeindruckenden sportlichen Leistungen nicht. Innovativ sind nur die Wassersportler, nicht die Reportage. Zu starr liegt der dokumentarische Fokus auf die als geschlossene Gemeinschaft erscheinende Clique der Flusssurfer. Vom ersten Surfer, der in den Siebzigern die Sportart begründete, berichtet einer der interviewten Sportler: „Der erste Surfer auf der Welt! – in München. Ob es sonst noch irgendwo einen gab, weiß ich nicht.“ Auch der Zuschauer kann nur spekulieren, denn die Welt jenseits des Eisbachs blendet „keep surfing“ weitgehend aus. Zum Surfen mögen Mut, Talent und eine gute Welle genügen. Für einen Film reichen sie nicht. Wie es einer der Surfer auf der Leinwand formuliert: „Es muss Spaß machen, locker sein und dann fährt man auch besser.“ Das gleiche gilt im Kino.

Titel: Keep Surfing

Land/ Jahr: Deutschland 2009

Genre: Dokumentarfilm

Kinostart: 20. Mai 2010

Regie und Buch: Björn Richie Lob

Kamera: Lars R. Liebold, Björn Richie Lob

Mit: Dieter Deventer, Walter Strasser, Eli Mack, Florian Kummer, Quirin Rohleder

Laufzeit: 91 Minuten

Verleih: Prokino

www.prokino.medianetworx.de

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