Was ist gegenseitiges Vertrauen in der Beziehung zum Pferd? – Lisa Spitzer im Gespräch mit Bernd Paschel

Lisa Spitzer mit Kiano, 2019 Leoben, ©Lisa Spitzer

Leoben, Österreich (Weltexpress). Die Natur ist für Lisa Spitzer das „Gymnasium des Pferdes“, wo sie nach dem Konzept der Trust Technique an der vertrauensvollen Beziehung mit ihren Pferden arbeitet. Sie braucht dafür kein Round Pen oder eine Reithalle, um den Pferden Grenzen zu setzen. Ihr Konzept basiert auf der Freiwilligkeit des Pferdes.

Das Interview

Paschel: Liebe Lisa, ich habe vom Englischreiten über Springreiten, Western- und Wanderreiten bis zum Natural Horsemanship schon viele verschiedene Richtungen im Reiten erlebt. Die Trust Technique ist neu für mich.

Spitzer: So geht es mir auch. Mein Weg mit den Pferden verlief ähnlich, vom Pferdewirt, Englisch bis Westernreiten, Turnierpfleger. Reitlehrer, Pferdeausbilder, schließlich zu meinem eigenen kleinen Hof.

In den letzten 6 Jahren hat sich dabei sehr viel verändert. Ich habe die Haltung umgestellt. Ich habe mich dazu entschlossen, meine Pferde nicht mehr zu reiten. Ich habe eine Ausbildung zum Strasser Proffessional Hoofcare gemacht um auch bei dem wichtigen Thema Hufe alles für meine Pferde tun zu können.

Und vor zwei Jahren bin ich durch eine liebe Freundin wieder auf etwas gestoßen, und zwar auf die Trust Technique. Sie hat meine Welt noch einmal umso vieles schöner gemacht und verbessert. Es ist für mich keine Technik mehr, es ist eine Lebensweise geworden.

Paschel: Vom Namen her vermute ich, dass diese Technik ihren Ursprung in der USA hat.

Spitzer: Die Trust Technique kommt von England. Und sie wurde von James French entwickelt.

Paschel: Bei dem Begriff Technik werde ich als Diplomsportlehrer immer hellhörig, da damit im Sport in der Regel ein idealer Bewegungsablauf verstanden wird, der sich an einem Spitzensportler orientiert.

Spitzer: Vielleicht wird der Begriff im englischsprechenden Raum etwas anders definiert. Die Trust Technique ist eine Achtsamkeitspraxis zwischen dem Menschen und seinem Tier. Egal ob Pferd, Hund, Katze, Hamster oder auch Löwen und Bären (Reservate, Auffangstationen etc.)-

Sie gibt uns die Möglichkeit, mit unseren Tieren gemeinsam zu wachsen und ein tiefes Vertrauen und Verständnis für das Tier aufzubauen. Es geht darum, eine entspannte Atmosphäre zu erschaffen, in der das Tier friedlich ist und sich wohl fühlt und dadurch zur Ruhe kommt und sich selbst entspannen kann.

Die Herde beim Entspannen und Schlafen während der gemeinsamen Trust Technique Session. Ich liebe diese Zeit und Momente mit den Tieren. Leoben 2020. © Foto/BU: Lisa Spitzer

Dann nämlich ist es dem Tier viel leichter möglich, auf feine Signale von uns zu reagieren. Vertrauen zum Menschen kann so viel leichter aufgebaut werden und das wiederum erleichtert dem Tier zu lernen. Zum Beispiel wenn es darum geht, sich an neue Dinge oder Situationen zu gewöhnen. Ebenso hilft die Trust Technique dem Tier bei Angst oder Schmerzen.

Es besteht sogar die Möglichkeit, damit Traumata des Tieres zu heilen. Ich habe dies schon einige Male erlebt und bin jedes Mal berührt, wenn ein Tier plötzlich zu heilen beginnt – und das „nur“, weil wir uns selbst zurücknehmen und dem Tier wirklich zuhören.

Paschel: Das gefällt mir sehr gut und wir brauchen uns nicht an Begriffe zu klammern.

Spitzer: Ich liebe die Trust Technique. Es ist für mich die wundervollste Art mit Tieren umzugehen. Und man kann sie überall einbauen und mit anderen Techniken verbinden.

Und das Beste: Es tut nicht nur dem Tier gut. Sondern es wirkt auch auf den Menschen. Man ist friedlicher. Man ist mehr bei sich. Man sieht die Welt friedvoller.

Was für eine Bereicherung!

Paschel: Du machst mich echt neugierig!

Spitzer: Aus meinem Leben und meinem Umgang mit meinen Tieren ist sie nicht mehr wegzudenken.

Ich bin gerade mitten in der Ausbildung zum Trust Technique Practicioner.

Falls du neugierig geworden bist, kannst du hier mal ein bisschen schauen.

Nach dem Abschluss will ich das in mein Weiterbildungsangebot aufnehmen.

Paschel: Vielen Dank, liebe Lisa, für diese lehrreichen Ausführungen. Diese freie Arbeit in der Natur passt wunderbar zu Deinem Konzept, den Pferden eine artgerechte Haltung zu geben, die in der nachfolgenden Fotoreportage noch einmal deutlich wird. 

Weiterführende Informationen:

https://www.facebook.com/A-Little-Peace-Mensch-und-Tier-in-Harmonie-112146387279484

Anmerkung:

Siehe auch die Fotoreportage: Lisa Spitzer – ein kleines Paradies von Bernd Paschel.

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