Ä°zmir ist also nicht rein zufällig ein großes Zentrum mit mehr als 4 Millionen Einwohnern und zum nach Ä°stanbul zweitgrößten und wichtigsten Handelshafen des Landes geworden. Schon in der Antike zählte es zu den schönsten und bedeutendsten Stätten der Alten Welt, wie große Dichter und Geschichtsschreiber berichten. Die Geburtsstadt des blinden Sängers Homer, der hier seine legendären und bis in unsere Tage gelesenen Epen „Ilias“ und „Odyssee“ verfasste, muss durch ihre einzigartige Lage vor den, die große und geschützte Bucht überragenden Gipfeln des Manisa Dağı (Sipylos, 1517 m) und des Nif Dağı (1510 m) auf Reisende einen überwältigenden Eindruck gemacht haben. Heute erstrecken sich hinter der palmenbestandenen Uferpromenade terrassenförmig an die Berghänge schmiegende Häuserzeilen.
Ä°zmir ist die drittgrößte Stadt der Türkei und vielleicht die größte, wenn es um reine Lebensfreude geht. Tag und Nacht pulsiert in der Stadt mediterrane Intensität. Ä°zmir besitzt Flair und Farben, festive Stimmung und gleichfalls prallen Alltag. Eine wahrhaft quicklebendige und zugleich herzliche Stadt, die ihre Weltoffenheit und kosmopolitisches Flair insbesondere zu den jährlich im Juni und Juli stattfindenden Internationalen Festspielen zu demonstrieren weiß.
Dabei ist sie ein Hort der Kontraste, gleichfalls jung und trotzdem voller Geschichte – mit ottomanischen Karawansereien und prächtigen orientalischen Villen bis zu den globalen, trendigen Spots. Kein Wunder: hinter Ä°zmir verbirgt sich das einst legendäre Smyrna, schon damals ein großer Schmelztiegel der Kulturen.
Hier finden wir unscheinbare Teehäuser, in denen nach wie vor die Wasserpfeifen blubbern, und kleine Buchhandlungen, in denen vollbärtige Muslime fromme Schriften feilbieten, Traditionssippen, die sich mit dem Familienoberhaupt voran in vielgliedriger Kiellinie durch die Altstadt bewegen, aber gleichfalls auch schicke Bars und Nightclubs, dem letzten Schrei genügende Boutiquen und Outlets türkischer wie internationaler Designer. Von den antiken Denkmälern des reichen Smyrna ist außer der hellenistisch-römischen Agorá der in der Antike als nachalexandrinischer Siedlungshügel dienender Pagos mit seiner heute überwiegend mittelalterlichen Ummauerung zu bestaunen.
Unweit südlich des Fevzi PaÅŸa Bulvari liegen im Stadtteil Namazgâh, etwa 150 m östlich abseits der EÅŸref PaÅŸa Caddesi, die Ausgrabungen der ursprünglich aus griechischer Zeit stammenden, nach einem verheerenden Erdbeben im 2. Jahrhundert v. Chr. unter Kaiser Marcus Aurelius sorgfältig neu angelegten Agorá, wo in der Antike politische Versammlungen abgehalten und Einkäufe getätigt wurden. An der Westseite der begrünten Freifläche stehen noch 13 Säulen mit schönen Kapitellen und an der Nordseite befindet sich eine 160 m lange dreischiffige Basilika, die auf einem pfeilergestützten Gewölbe ruht.
Im Osten Ä°zmirs ragt die einstmals die Akropolis der Stadt tragende und auf Alexander den Großen zurück gehende Samtburg Kadifekale auf dem 160 m hohen Pagosberg (Pegasusberg) auf, die noch heute von den Resten einer mittelalterlichen Zitadelle mit ihren mächtigen, einstmals 40 Türme tragenden Umfassungsmauern gekrönt ist. Durch die Parkanlagen mit ihren hübschen Teegärten flanieren Familien und Liebespaare, und besonders zu Zeiten des Sonnenuntergangs wird der sich bietende unvergleichliche Weitblick über die gesamte Stadt mit ihrem grünen Herzen, dem Kulturpark, ihrem Hafen am Golf und das Gebirge garantiert unvergesslich bleiben.
Als alternativer Panorama-Standort bietet sich an der 51 m hohe, sog. Asansör im gleichnamigen, mit vielen liebevoll restaurierten Häusern dekorierten, traditionell jüdischen Viertel, den der Kaufmann Nezim Levi als Verbindung zwischen den Vierteln Konak und Güzelyalı 1905 als einen zu jener Zeit sensationellen hydraulischen Fahrstuhl bauen ließ. Der öffentliche, jetzt elektrisch betriebene Aufzug ist ein wahres Multitalent, verbindet er doch Fahrstuhl, Aussichtsplattform, Restaurant und ein kleines Museum in einem.
Zentraler Platz Ä°zmirs ist der frisch heraus geputzte Konak. Hier beeindrucken nicht nur die kleine, farbenfroh geflieste Konak-Moschee von 1754, sondern vor allen Dingen das Wahrzeichen der Stadt, der filigrane, in mühseliger Kleinarbeit mit geometrischen Figuren errichtete „Saat Kulesi“, auch Uhrenturm genannt, im maurischen-spätosmanischen, gleichfalls europäisch beeinflusstem Stil, der 1901 auf Geheiß Sultans Abdülhamids erbaut wurde, um der Stadt den Anbruch einer neuen Zeit zu signalisieren. Die Uhr am Turm ist ein Geschenk des deutschen Kaisers Wilhelm II.
Vom Konak nach Nordosten breitet der sich Kemeraltı, ein historischer Markt, bis zum Stadtteil Mezarlıkbaşı aus. Die Hauptstraße des Marktes ist die Anafartalar-Straße, deren Bogen entstanden ist, weil die Straße um den ehemaligen, in den vergangenen Jahrhunderten existierenden Binnenhafen gebaut worden war. Im Laufe der Zeit wurde diese Hafeneinfahrt zugeschüttet. Das verschachtelte Basarviertel ist Orient wie aus dem Bilderbuch, unschlagbar authentisch und eine Fundgrube für alle, die gerne stöbern und auf Souvenirsuche sind. Im Gassengewirr des Viertels kann man faszinierende Antiquitäten, Juwelen und Silber, Teppiche, Tabak, Wasserpfeifen und Lederwaren, ein reichhaltiges Sortiment an Bekleidungsartikeln sowie die weltberühmten Ä°zmir-Spezialitäten, getrocknete Feigen und Sultaninen, erwerben. In den Fischrestaurants dieser bunten Gegend werden ganz lecker die lokalen Brassenarten „trança“ und „çipura“ auf den Tisch gezaubert.
Typische osmanische Herbergen aus dem 18. Jahrhundert und großartige Zeugnisse der damaligen Architektur sind die alten Karawansereien í‡akaloÄŸlu Hanı und Kızılaragası Hanı. Letztere, 1744 von Hacı BeÅŸir AÄŸa errichtete und in den Jahren 1988-1993 aufwendig restaurierte Herberge zeigt heute vor allen Dingen traditionelles Handwerkm während er Innenhof ganz idyllisch zum Plaudern und Teetrinken lockt.
Ganz in der Nähe zeugen einige Gebetshäuser von großer handwerklicher Kunst. Die gut hergerichtete Hisar-Moschee von 1597 ist die größte und bedeutendste der Stadt, sehenswert aber auch die Yah-Moschee von 1854 und Åžadırvan-Moschee von 1636.
Wer nicht bereits auf dem Basar den Hunger gestillt hat, kann dies jetzt in einem der vielen Restaurants, Bars und Cafés entlang des Ä°zmirer Kordon, insbes. am Punta, Kordon Boyu oder Pasaport-Kai nachholen. Nördlich des Konak wird die kürzlich verbreiterte, sich die ganze Stadt entlang ziehende und abendlich für den Autoverkehr gesperrte Seepromenade (eigentlich Atatürk Caddesi) der wichtigste Treffpunkt für Tages- und Nachtschwärmer. Nostalgische Pferdefuhrwerke rollen durch die frische Nachmittagsbrise und von Alsancak fahren Schiffe hinüber nach Karsiyaka, einem Viertel auf der anderen Seite der Bucht mit eigener Promenade und schönen Parks. Geschichtsinteressierte frönen Erinnerungsstücken im nahen Atatürk-Museum, dem ehemaligen Wohnhaus des Nationalhelden und Gründers der türkischen Republik, während Shoppingenthusiasten im alten Händler- und heutigen Szeneviertel Alsancak in restaurierten Stadthäusern mit ihren eleganten Holzbalkonen fündig werden.
Wer es klassischer liebt, ist mit dem Besuch einer Veranstaltung des Ä°zmirer Staatssymphonieorchesters oder der Staatsoper Ä°zmir gut bedient. Obwohl Ä°zmir eine hervorragende Basis für den Besuch der bedeutenden Stätten der Antike, etwa Bergama (Pergamon), Efes (Ephesus) und Priene darstellt, bietet zeitknappen Besuchern das Arkeoloji Müzesi der Stadt als bedeutendstes Museum der türkischen Westküste mit Fundstücke von den antiken Stätten aus dem westanatolischen Raum eine gute, wenngleich einen Besuch der Schwestern des antiken Smyrnas nicht zu ersetzende Alternative.
Weitere Informationen: Generalkonsulat der Republik Türkei, Kultur- und Informationsabteilung, Baseler Str. 35-37, 60329 Frankfurt, Tel. 069/233 081-82, Fax. 23 27 51, eMail: info@reiseland-tuerkei.de, Webpages: www.reiseland-tuerkei.info, www.turizm.gov.tr, www.kultur.gov.tr
Anreise: Viele Wege führen nicht nur nach Rom, sondern auch ins türkische Ä°zmir. Einer der vielleicht angenehmsten ist der mit der vor 20 Jahren als deutsch-türkisches Joint-Venture zwischen Turkish Airlines und der Deutschen Lufthansa gegründeten Gluggeselschaft SunExpress, die sich seitdem einen hervorragenden Ruf erworben hat. Nach ihrer Heimatbasis Antalya entwickelte die Fluggesellschaft den neuen Adnan Menderes Airport in Ä°zmir, wo Flugzeuge der neuesten Boeing-Generation stationiert sind und u.a. 30 Liniendienste zu deutschen Airports wie Frankfurt (täglich), München, Köln, Düsseldorf, Berlin, Hannover, Nürnberg und Stuttgart und darüber hinaus auch nach Basel und Amsterdam angeboten werden. Über die Drehscheibe der Wirtschaftsmetropole Ä°zmir werden zudem zahlreiche innertürkische Ziele sowie Ercan in Nordzypern bedient. Flüge von SunExpress sind online auf der Homepage www.sunexpress.de, telefonisch im SunExpress Service Center unter 0180-5-95 95 90, im Reisebüro und bei Reiseveranstalterpartnern buchbar.