Denn seien wir ehrlich. Wir hatten uns von dem Film überhaupt nichts versprochen. Amerikanische Komödien sind meist fade und, wenn es um Familiendarstellungen geht, erst recht und langweilig dazu und New York wird eigentlich nur bei Woody Allen richtig interessant und auch da nicht immer. Hier sind Kate (Catherine Keener) und Alex (Oliver Platt) ein in die Jahre gekommenes Ehepaar, die erfolgreich unanständige Geschäfte machen, meint Kate und wir auch! Sie kaufen nämlich billig bei Haushaltauflösungen Möbel auf und verkaufen sie teurer, ja zunehmend unverschämt teurer, dann wird nämlich mehr gekauft. Die Tochter wird größer die Wohnung kleiner, weswegen sie die Nachbarwohnung dazu kaufen.
In der wohnt aber noch die Besitzerin Andra (Ann Marie Guilbert), eine trockene, ja geradezu beleidigend zynische Alte, die von ihren beiden Nichten versorgt wird. Rebecca (Rebecca Hall) ist die gute, weniger schöne, Mary (Amanda Peet) ist das schöne Biest, das Biest hat sie sicher von der Tante, die Schönheit nicht. Das sind die Hauptfiguren, die die Filmgeschichte in Gang setzen und am Laufen halten und hier geht es nicht um den Ablauf, sondern die Personenkonstellationen, in der die Darsteller natürlich auch Rollenklischees verkörpern, das aber eben auf immer wieder hintersinnige Weise. Natürlich hat der Ehemann eine Affäre mit dem schönen Biest, natürlich bereut er und flüchtet zurück in die Arme der guten Kate, die nicht nur die Gute mimt, sondern auch tatsächlich darstellt.
So ist Kate getrieben von schlechtem Gewissen ihrer überhöhten Preise wegen immer sehr mildtätig zu Straßenbettlern, was ihre pubertierende Tochter, der nicht jeder teuere Wunsch erfüllt wird, in den Zorn treibt. Erst recht, wenn die Mutter mit einem 20 Dollarschein wedelt, dem sie dem Bettler geben will und den die Tochter an sich reißt und auch nicht wieder hergibt, so daß Kate zu einem anderen, niedrigeren 5 Dollar-Schein greifen muß und sich dabei entschuldigt. Da geht der Film nun zu weit, denn Kate ist durchaus eine eigenständige Frau und als Mutter Frau genug, sich auch gegen die Tochter durchzusetzen. Hier hätte als einzige Reaktion die 50 Dollar-Note hingehört.
Aber auch so ist der Film tatsächlich kurzweilig, weil er die Waage hält zwischen den Erwartungen an die Figuren, daß beispielsweise die nette Rebecca endlich einen netten Jungen abkriegt, und deren Gegenteil. Nein, blendende Dialoge sind es nicht, die immer wieder zu einer Situationskomik führen, die im Lachen der Zuschauer endet. Aber eben nicht in einem dümmlichen, sondern einem, das auf Grund des Witzes zustande kommt. Die vielen kleinen Szenen, in denen sich deutlich zeigt, daß eine Frau die Macht- und Personenkonstellationen ins Rotieren bringt, kann man gar nicht aufzählen. Wie schön, daß man wirklich sagen kann, dem Film merkt man positiv, daß ihn eine Frau gedreht hat.
Titel: Please Give
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Nicole Holofcener
Darsteller: Catherine Keener, Amanda Peet, Oliver Platt, Rebecca Hall, Ann Marie Guilbert
Bewertung: * * * *