Roger Greenberg ist ansonsten ein gängiger Charakter, der im Leben von anderen als Versager angesehen wird, von sich selbst insgeheim auch, der es sich aber leistet, zu tun, was ihm Spaß macht, in New York als Schreiner zu arbeiten, und es sich nun leistet, gar nichts zu tun, was ihm von Gleichaltrigen rund um Vierzig als supercool angekreidet wird, denn wer macht das schon im Kampf ums Leben in den USA. Sagen wir auch gleich, daß wir oben mit Absicht, das L.A. und das N.Y. hingeschrieben hatten, so als ob es das Wichtigste der ganzen Welt ist, die Abkürzungen amerikanischer Städte zum Volksgut zu machen. So aber kommt es uns auch in diesem Film vor, daß Amerika, die USA also, zum Nabel der ganzen Welt wird, jetzt sogar mit den Versagertypen, zumindest denen, die an ihrem 40. Geburtstag merken, daß da was nicht gut läuft in ihrem Leben und es ändern möchte.
Ändern möchte auch Florence (Greta Gerwig) ihr Leben, die Assistentin des Greenbergbruders Philip. Denn nach einer längeren Beziehung lebt sie alleine, hatte sich auf einen Beischlaf für eine Nacht eingelassen und fühlt sich darob mies, noch mieser, als Ben, der sie zu Hause besucht, sie anfängt zu küssen und auszuziehen, was sie zuläßt, dann aber abbricht. Weil es peinlich ist. Das ist dem nun peinlich und so können die beiden eine ganze Weile nicht zusammenkommen. Dazwischen aber bekommen wir einen Ausschnitt aus amerikanischem Leben in Kalifornien, das uns fortwährend Typen präsentiert statt Menschen. Wir erleben eine Schablone nach der anderen. Das das auch lustig sein kann, wenn witzige Dialoge fallen oder eine Situationskomik herrscht, hat damit nichts zu tun, daß uns die Geschichte um diese Menschen einfach nicht interessiert hat. Tut uns leid, denn das ist ein gut gemachter Film, in dem die drei Hauptdarsteller glaubhaft ihre Rollen darstellen, das also richtig gut machen.
Von Ivan (Rhys Ifans), dem alten Freund aus Kindertagen, haben wir noch gar nicht gesprochen. Denn der ist ein ausgesprochener Softie, den es heim zu Frau und Kind zieht, von denen er getrennt lebt und es dabei belassen wollte. Das ist eine ungewöhnliche Darstellung eines Mannes, der sich seinen Weg durch das Gestrüpp der Verpflichtungen sucht und vielen gerecht werden will. Sogar es dann noch schafft, auf der Partie des Roger aufzutauchen, die dessen Nichte, die kurz auftaucht, veranstaltet und die zum Heulen ist. Daß die beiden wirklich Freunde sind, ergeben eher die gemeinsamen Handlungen, denn die gesprochenen Worte. Die aber sind minutiös zuvor formuliert worden und Ben Stiller, als spontan bekannt und beliebt, versicherte, daß es ihn einmal sehr entlastet habe, sich an den genauen Text zu halten und auch bei der xten Wiederholung nicht auszubüchsen.
Vergessen haben wir viel, vor allem die eigentliche Geschichte, daß sich die Assistentin Florence ein bißchen um den Bruder ihres Dienstherrn kümmern soll, was eben Tücken hat, wie oben beschrieben, aber am Schluß gut ausgeht. Denn nach einer Abtreibung, die aus ihrer erledigten Beziehung stammt, zu der sie die beiden Freunde begleiten, ist sie weicher gestimmt und vernimmt, daß sich auch Roger selbst befragt hat und seine Gefühle für sie erkennt, von denen sie schon lange weiß, daß diese da sind – umgekehrt sowieso. Vergessen haben wir auch den kranken Hund, der doch eigentlich eine große Rolle spielt, aber wir wissen nicht genau welche, welche Rolle ihm nämlich im dramaturgischen Geschehen zukam, außer für Gelegenheiten zu sorgen, daß sie die beiden, die sich nicht sehen wollen, sehen müssen. Armer Hund. Und das dramatische Geschehen gibt es sowieso nicht, es läpperte so dahin. Von daher langweilten wir uns ziemlich, sagen aber noch einmal, daß uns gut gefallen hat, daß hier normale Menschen zu Wort kamen, wie es sie überall gibt, da wären die Reizpunkte N.Y. und L.A. gar nicht nötig. Aber die verkaufen sich eben besser. Und genau das mißfällt uns.
Titel: Greenberg
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Noah Baumbach
Darsteller: Ben Stiller, Greta Gerwig, Rhys Ifans
Bewertung: * *