„Warum habe ich nur zugestimmt da mitzumachen?“, fragt sich eine der Schauspielerinnen. Vermutlich stellten sie und ihre Kolleginnen sich gemeinsam diese Frage auch beim Ansehen des fertiggestellten Films. Als Zuschauer steht man vor dem gleichen Rätsel. Was soll das ganze? Warum machen all die guten Darstellerinnen dabei mit, obwohl „The Actresses“ die langwierige Casting-Show, an die „Yeobaewoodle“ erinnert, gar nicht nötig haben? Das Damenensemble spielt sich quasi selbst. Jede Figur agiert unter ihrem tatsächlichen Namen und kleine Referenzen in den Dialogen und der Handlung verweisen auf die realen Karrieren der Figuren. Den Handlungsrahmen liefert ein Foto-Termin für die „Vogue“, für das ein ambitionierter Fotograf Koreas prominenteste Schauspielerinnen versammelt hat. Die sieht man nun nacheinander ankommen, sich hinsetzen und unterhalten. Eine liest nebenher ihr Horoskop („Macht das nicht jeder?“) und das der anderen: „Zwillinge. Die sind so schwermütig.“ Analytischer wird es nicht mehr unter den „Actresses“. Die sechs Schauspielerinnen trinken Kaffee, manche raucht eine Zigarette und einige fragen, wann es los geht. Im Geiste stellt man sich zum x-ten die gleiche Frage. Wann passiert endlich etwas? Nie lautet die niederschmetternde Antwort. Die Damen werden geschminkt, posieren vor der Kamera und unterhalten sich weiter, worüber man bei einer Photo-Session eben so redet: Kleider, Größen, Figur, Aussehen, Stress. Entsprechend langweilig sind die Dialoge.
„Das ist zu hell für mich.“, „Sehe ich dünn aus?“, „Das Teil macht eine weite Silhouette.“, „Ich habe richtig zugenommen nach dem Dreh. Und Min-hee ist so stylisch und schlank.“, „Für dieses Teil muss man einen starken Charakter haben.“ Um „The Actresses“ durchzustehen auch, sonst verlässt man wie die meisten der Zuschauer lange vor Ende des Films das Kino. „Die Presse war begeistert.“, behauptet einer der Charaktere über ein Projekt einer der Schauspielerinnen. „The Actresses“ kann damit nicht gemeint sein.“Begeistert“ ist man vielleicht auf der Leinwand, jedoch nicht davor. „Sie sind Schauspielerinnen. Sie können nicht warten.“, heißt es an einer Stelle. An die Zuschauer denkt in niemand mit soviel Umsicht. Zwischen den Darstellerinnen auf der Leinwand scheint ähnliche Langweile zu herrschen wie im Kino: „Auf eines bin ich neugierig: Was ist deine Blutgruppe?“ Dergleichen ist für das Publikum wenig interessant, höchstens für einen Notarzt angesichts eines schweren Unfalls. An einen solchen erinnert „Yeobaewoodle“. Womöglich hatte Regisseur E, J-Yong George Cukors „The Women“, nur mit Schauspielerinnen und ohne Intrigen im Sinne oder „Sieben Frauen“ minus einer und ohne Mord. Herausgekommen ist eine geschwätzige Scheindokumentation im Stil einer Casting-Show. „Ja, es ist sehr anstrengend, mehrere Schauspielerinnen zu haben.“, sagt ein Mitarbeiter des Fotostudios, in welchem der Film spielt. Nicht nur, wenn man sie fotografieren muss. Ihnen beim Posieren zuzuschauen reicht.
„Es gibt drei Arten von Menschen. Männer, Frauen und Schauspielerinnen.“, wird dem Film als Leitspruch vorangestellt. In „Yeobaewoodle“ bleibt der Spruch eine leere Behauptung. Das Darstellerinnen-Sextett erscheint nicht als außergewöhnlicher Menschenschlag, sondern eine Gruppe gewöhnlicher Routinearbeiterinnen. Nach dem Panorama Beitrag kennt man zumindest drei Arten von Filmen. Gute, schlechte und völlig überflüssige. „The Actresses“ zählt zur letzten Kategorie.
Titel: Yeobaewoodle – The Actresses
Berlinale Panorama
Land/ Jahr: Republik Korea 2009
Genre: Komödie
Regie: E, J-Yong
Drehbuch: Suh Dong-hyun
Darsteller: Youn Yuh-jung, Lee Mi-suk, Choi Ji-woo, Ko Hyun-jung, Kim Min-hee, Kim Ok-vin
Laufzeit: 106 Minuten
Bewertung: *