Tripolis, Tripolitanien; Ankara, Türkei (Weltexpress). Nachdem Chalifa Haftar, General der Truppen des Staates Kyrenaika, kürzlich ankündigte, Tripolis endgültig zu erobern.
Wer nach dem Krieg der alten Kolonialmacht Italien und der anderen Kolonialmächte wie Frankreich, aber auch das Vereinigte Königreich (VK) und allen voran die Vereinigten Staaten von Amerika (VSA) auf die Ausbeutung des Bodens gehofft hatte, der wurde nicht enttäuscht. Auch diejenigen, die auf Produktion und Distribution von Waffen und Munition hofften, wurden nicht enttäuscht. Schließlich ließen die VSA mit ihren Vasallentruppen den libyschen Staat scheitern, schufen Chaos, aus dem sich vor allem Kyrenaika und Tripolitanien neu ordnete.
Bei der Neuordnung spielten knallharte polit- und geopolitische Interessen in Washington, London und Paris, aber auch in Moskau und Kairo und anderswo in der mohammedanischen Welt entscheidende Rollen. Endlich auch dort wieder eine wichtigere Rolle will Ankara spielen. Deswegen schickt Recep Tayyip Erdogan als Präsident und Oberbefehlshaber demnächst türkische Truppen, um Tripolitanien zu unterstützen. Den Türken wurde nämlich endlich reichlich Kriegsbeute versprochen, also die Ausbeutung der Bodenschätze garantiert.
Deswegen kann es den Türken mit der Entsendung der Truppen nun nicht schnell genug gehen. „Türkei drückt bei Militäreinsatz in Libyen aufs Tempo“ heißt es in einem „Reuters“-Titel (30.12.2019) und darunter im Artikel: “ Die Regierung in Ankara werde dem Parlament noch am Montag einen Mandatsentwurf zur Entsendung von Truppen in das nordafrikanische Land vorlegen, sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu. Er äußerte sich nach Gesprächen mit Chefs der Oppositionsparteien, bei denen er um Zustimmung zu der Mission warb. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte das Mandat vergangene Woche angekündigt, er sprach damals von einer Verabschiedung am 8. oder 9. Januar. Die türkischen Soldaten sollen nach seinen Worten die von den Vereinten Nationen anerkannte Regierung von Fajes al-Serradsch in Tripolis im Kampf gegen die Truppen von General Chalifa Haftar unterstützen, der seinerseits Militärhilfe aus Russland, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Jordanien erhält.“
Dort in „Reuters“ und vielen anderen Medien der Lügen- und Lückenpresse wird nicht erwähnt, dass „am 27. November“ 2019 von Türken und Tripolitanern „zwei Abkommen unterzeichnet“ worden seien, „von denen eines die militärische Zusammenarbeit regelt“. Darüber schreibt Knut Mellenthin in „Junge Welt“ (30.12.2019). Unter dem Titel „Türkei in Nordafrika – Libyen im Fadenkreuz“ teilt er weiter mit: „Hauptsächlich geht es dabei aber um Ausbildung und Beratung. Einer Entsendung türkischer Kampftruppen müsste jedoch ein förmliches Hilfsersuchen aus Tripolis vorangehen. Erdogan behauptet, dieses liege mittlerweile vor. In Wirklichkeit gibt es aber nur eine Ankündigung des libyschen Innenministers, dass ein solches beabsichtigt sei. Ihm hat jedoch nach Angaben der Welt vom Sonnabend ein Sprecher des Außenministeriums in Tripolis widersprochen. Die Zentralregierung lehne ‚bis jetzt‘ ausländische Soldaten auf libyschem Boden ab, soll er gesagt haben.“
Offensichtlich ist die politische Führung der westlichen Allianz muselmanischen Milizen mit ihren Kriegsherren und der Bourgeoisie Tripolitaniens noch nicht ganz einig darüber, was die Türken an Beute bekommen. Und solange sollen sie nicht kommen.
In der Erdogan-Türkei scheinen das die Hofberichterstatter vollkommen zu übersehen, übersehen zu wollen oder übersehen zu müssen. Sie überschlagen sich mit Lobhudeleien auf Erdogan, die AKP und erinnern an alten Glanz und Gloria nach dem Motto „Der wahre Herrscher des Mittelmeers ist zurück“ beziehungsweise „Barbaros Hayreddin Pasha kehrt nach 473 Jahren zurück“. Der Imperialismus der Türken schreitet voran. Holt sich der Müslüman das Mittelmeer?
Keine Frage, auch dort wollen die Türken Beute machen, statt den überfallenen, eroberten und besetzten Teil Zyperns zurückzugeben. Die Türken wollen sich die Kohlenwasserstoffe auch gegen die Interessen der Griechen unter den Nagel reißen.
Was Ankara und Tripolis treiben, das war oft genug ein Kriegsgrund.