Am Vortag reisten wir bei teilweise strömenden Regen an, die Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Martin versicherte nur immer wieder beschwörend, dass das Wetter in Köln besser sein würde. Wir konnten unsere Zelte in der Nähe des Paddelstarts aufbauen, und die meteorologische Lage verbesserte sich tatsächlich. Aber was heißt schon Zelte? Das für Martin von mir mitgenommene Zelt war noch verpackt auf der Wiese liegend plötzlich geklaut. Also musste er in einem geliehenen Zelt schlafen. Wir waren von Peter nachgemeldet worden und mußten bei der Anmeldung noch bezahlen. Ich hatte meinen eigenen uralten Championchip dabei, dachte aber nicht daran, meine Nummer anzugeben und wurde auch nicht danach gefragt.
Suboptimale Bedingungen
Da wir wie immer reichlich spät waren, konnten wir erst am Morgen, der Start war erst am Mittag, die Boote ausprobieren. Ich nahm das Wanderkajak mit Steuerung, das Peter in Arendsee benutzt hatte, Martin eins ohne Steuerung, wo ein Stemmbrett fehlte, das Peter erst vor wenigen Monaten billig bei Ebay ersteigert hatte. Die Einstiegsluke war so eng, daß ich mit meinen langen Beinen nicht hinein passte, und für Martin es gerade so ging. Ein Stück Pappelstock, in den Löchern angebracht, als meine mitgebrachten zwei zusammengesteckten Sattelstützen nicht passten, tat es dann auch. Beim Ausprobieren lag er gleich im Wasser, kurz darauf wieder und sah für den Wettkampf schwarz. Dann übte er noch fleißig und meinte,zu fifty-fifty würde es gehen. Auch ich fühlte mich in meinem Boot nicht gerade sicher.
Naja, dicht gedrängtes Schwimmen und Radfahren zusammen mit den Smart-Leuten verlief für mich glatt, bis auf den Punkt, dass mir 1 km vor dem Radende ein Schiedsrichter zurief, dass ich eine Zeitstrafe bekäme. Aber dann kam der eigentlich spannende Teil: das Paddeln. Wir mussten hinunter an den See. Die ersten kamen mir schon, fertig mit dem Paddeln, entgegen. Nach einem halben km waren alle fünf Leute, die vorher noch hinter mir waren, an mir vorbeigezogen, und ich kam unsicher und langsam paddelnd als Letzter nach etwa 50 min ins Etappenziel, wohl gemerkt, ohne wie vorher befürchtet ins Wasser geplumpst zu sein. Es wäre ja auch keine Wasserwacht da gewesen. Die 5 km Laufen konnte ich für meine Verhältnisse recht zügig rennen und überholte nach km 4 noch die 65 jährige Lore. Kurz vor dem Ziel kam Martin mir entgegen. Er hatte es auch geschafft, war zwar beim vorsichtigen Paddeln von einigen überholt worden. Martin benötigte 1.59 Stunden, ich 2.31Stunden plus Zeitstrafe. Insgesamt 50 Quadrathleten hatten teilgenommen und alle waren im Ziel angekommen.
Trotz allen Widrigkeiten ein Erfolg
Bei der umfangreichen Siegerehrung, sogar mit deutschen, ungarischen und tschechischen Nationalhymnen, wurde ich zuerst nicht erwähnt, da ich nicht in der Ergebnisliste verzeichnet war, offenbar als Folge des nicht zuzuordnenden Chips. Dann wurden wir, ich doch als 2. in der AK 65, weit hinter demselben wie in Arendsee, und Martin immerhin unter 8 Finishern als 2. in der AK 50 geehrt. Peter als Einziger in der AK 60 hatte natürlich gewonnen. Jetzt kann ich mich innerhalb von 3 Wochen als deutscher Vizemeister und Vizeeuropameister im Quadrathlon fühlen und beschimpfen. In der Randsportart Quadrathlon werden halt noch die Meistertitel serienweise vergeben. Übrigens hätte ich im Smart, wenn ich das Paddeln abziehe, in der AK glatt gewonnen. Alter hat doch manche Vorteile, wenn man überhaupt noch kann.
Bevor wir nach Hause fuhren, priesen wir uns glücklich, dass wir nicht wieder wie im Vorjahr am nächsten Tag noch mal starten mussten. Manchmal, verrückt wie ich bin, hatte ich vorher schon mit dem Gedanken gespielt, aber Martin hat mich davor bewahrt, da er unbedingt das Deutschland-Länderspiel im Fernsehen sehen wollte. Auf der Gegenseite der A3 bei Leverkusen sahen wir die Staus zum Fußballspiel. Für zukünftige Rennen habe ich jetzt ein Rennboot ersteigert. Hoffentlich kann ich es überhaupt fahren.
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