Na ´vi heißen in „Avatar“ die außerirdischen Bewohner des Planeten Pandora, auf den es den von Sam Worthington gespielten Helden und Marinesoldaten verschlägt. Die Na ´vi tragen selten mehr als einen Lendenschurz, höchstens dekorativ über die Brust drapierte Schmuckketten. Da die Außerirdischen optisch an gigantische Schlümpfe erinnern, ist ihre knappe Bekleidung allerdings wenig aufreizend. Über die „Na ´vi-Nippel“ – der Begriff fällt noch mindestens drei mal, weil Cameron und Co. ihn so originell finden – sei laufend diskutiert worden, erwidert der Regisseur bedeutsam. Habe man nicht auch viel über Na ´vi-Hinterteile gesprochen, hackt Zoe Saldana nach. Eingeborene hätten eben nicht den gleichen Sinn für Anstand wie wir in der westlichen Gesellschaft, behauptet James Cameron im Bezug auf die Bekleidung der Na ´vi. Hört man ihn so reden, fragt sich, ob er nur die Figuren seines Films meint.
Um die Ernsthaftigkeit seines Werkes zu unterstreichen, erzählt Cameron vom Respekt für die Natur und unseren Planeten, um die es in „Avatar“ ginge. Vielleicht leuchtet daher vieles in der Filmwelt Pandoras bläulich, wie von Phosphor getränkt oder radioaktiv verseucht. Und leben nicht wir Menschen auf dem blauen Planeten? Womöglich liegt es auch an einer unentdeckten Farbenblindheit des Regisseurs, der anmerkt: „Ihr hier in Deutschland seht für mich ziemlich grün aus.“ Angesichts des blauen computergenerierten Aliengesichts, welches überlebensgroß von dem hinter den Darstellern errichteten „Avatar“-Plakat starrt, klingt es, als müsse man sich die Deutschen als kleine grüne Männchen vorstellen. Natürlich gehe es in „Avatar“ auch um eine kritische Sicht auf die Kolonialzeit, die amerikanische Geschichte, die Ureinwohner… und ganz viele andere zeitlose Probleme, wie Cameron in vagen Sätzen über die Universalität des Filmthemas andeutet.
„Niemand ist so gefährlich wie ein desillusionierter Idealist.“, sagt Nebendarsteller Stephen Lang über den skrupellosen Colonel, den er in „Avatar“ spielt. Höchstens ein desillusionierter Kritiker, doch um solche sorgt sich Cameron nach eigener Aussage nicht: „Das ist nicht die Art Film, die Kritiker mögen.“ Die Filmeinnahmen in Zeiten wirtschaftlicher Rezession bereiten den Produzenten mehr Kopfzerbrechen. Es bleibt abzuwarten, ob „Avatar“ den Erfolg von „Titanic“ wiederholen kann, welcher vor zwölf Jahren zum erfolgreichste Film überhaupt wurde. Er wolle dem Publikum in „Avatar“ Dinge zeigen, die es noch nie gesehen hat, so Cameron. Doch was „Avatar“ besonders mache, seien die Charaktere. Deren Darsteller, sofern sie nicht durch computergenerierte Avatare auf der Leinwand ersetzt werden, zählen zu den Stärken des Films. Sigourney Weaver lobt die starken weiblichen Filmfiguren und lässt eine nüchternere Perspektive auf das Zielpublikum von „Avatar“ durchblicken als der Regisseur:„Viele Kinder werden den Film sehen.
Letzte erkennen in „Avatar“ vielleicht die Grundzüge der Handlung von Disneys „Pocahontas“ wieder. Ob sich James Cameron dachte, wenn er die gleiche Geschichte mit reichlich Spezialeffekten aufbausche, ließe sich ganz viel Geld machen? Fast entrüstet scheint der Spezialist für cineastische Superlative ob der Frage. Wenn er das beabsichtigt hätte, so Cameron: „…dann wäre ich der dümmste Mensch, der je gelebt hat.“ Ein treffender Schlußsatz.
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Titel: Avatar – Aufbruch nach Pandora
Land/Jahr: USA 2009
Genre: Science-Fiction-Film
Kinostart: 17. Dezember 2009
Regie und Drehbuch: James Cameron
Darsteller: Sam Worthington, Sigourney Weaver, Zoe Saldana, Michelle Rodriguez
Laufzeit: 166 Minuten
Verleih: Fox
Internet: www.avatar-derfilm.de