Für den Jugendlichen Lem (Sprecher: Justin Long) könnte es nicht besser laufen: Nachbartochter Neera (Jessica Biel) will mit ihm ausgehen, er hat die ersehnte Anstellung im Planetarium bekommen und in ihrer Freizeit gucken er und sein comicbegeisterter Kumpel Skiff (Seann William Scott Science-Fiction-Filme im Kino. Ja in den Fünfzigern war die Welt noch in Ordnung Zumindest in fernen Galaxien. In einer solchen zirkuliert „Planet 51“. Dessen Fünfziger-Jahre-Idyll wird von kleinen grünen Wesen bevölkert, die Leben auf fremden Planeten nur aus Horrorfilmen kennen. Bis ein unidentifiziertes Flugobjekt den Astronauten Chuck Baker (Dwayne Johnson) auf „Planet 51“ bringt. Der wollte den vermeintlich unbewohnten Planten nur routinemäßig per Flagge als US-Territorium markieren. Unter den Bewohnern von „Planet 51“ bricht Panik aus. Sofort rückt das Militär unter Führung des fanatischen General Grawl (Gary Oldman) an. Nur Lem begreift, dass Chuck in friedlicher Absicht kommt und versucht, ihm zu helfen.
Vorzüge und Mängel von „Planet 51“ treffen sich in der knalligen Fünfziger-Jahre-Welt, in der die Außerirdischen leben. Den schundigen und klassischen Filmen des Science-Fiction-Kinos huldigt Regisseur Jorge Blanco nur beiläufig und in eher konventioneller Form durch ein paar Filmposter, auf denen böse Humanoiden Aliens angreifen. Umso anspielungsreicher ist dafür die außerirdische Variation einer typischen amerikanischen Kleinstadt der Fünfziger. Die detailverliebte Darstellung der Ära der Hornbrillen und Riesenheckflossen verleiht „Planet 51“ seine Originalität. Auf den zweiten Blick enthüllt sich die charmante Oberfläche als fragwürdige Verzerrung. Eine nostalgische Idealisierung der Fünfziger auf „Planet 51“ verdrängt alle kritischen Brüche. Von Vorstadtmief und Spießbürgertum keine Spur in dem Mittelklasse-Idyll auf „Planet 51“. So sauber wie auf „Planet 51“ die Straßen sind, waren in den Fünfzigern die ganzen USA, suggeriert die Handlung. Die sozialen und politischen Probleme der Zeit negiert der Kinderfilm völlig. Keine Spur von Rassenunruhen, denn nicht-grüne Einwohner gibt es nicht. Hexenjagd auf Kommunisten ist überflüssig, der Kalte Krieg ist in der Kleinstadt nie angekommen. So makellos ist alles, dass man sich fragt, in welchem der Reihenhäuschen Joseph McCarthy wohnt.
Der latente Konservativismus durchzieht auch die Handlung von „Planet 51“. Noch panischer als auf die vermeintliche Menscheninvasion reagiert Lem, als ein Hippie den Arm um seine Angebetete Neera legen will. Der langhaarige Gitarrenspieler „ist mit etwas beschäftigt, das man ‚protestieren‘ nennt.“, erklärt Neera, die außer hübsch sein nichts zu tun hat: „Da schreibt man was auf über Sachen, die man nicht mag.“ Und wer würde an den fehlerlosen Fünfzigern etwas auszusetzen haben? „Dem würde ich gerne mal ’n paar Sachen über den Kopf hauen!“, schimpft Lem über den Hippie. Das übernimmt für ihn das Militär, welches in einer auf Witzigkeit ausgelegten Szene den außerirdischen Hippie mit Gummiknüppeln zusammenschlägt. Gegen die fehlgeleitete Jugend muss man rigoros vorgehen. Als Musterbeispiel menschlichen Heldentums, rettet Astronaut Chuck sogar den finsteren General Grawl. Dabei ist Fremdenfreundlichkeit und Toleranz keineswegs die starke Seite der Humanoiden. Die Hauptcharaktere bleiben eindimensional.
Ein Besuch auf „Planet 51“ lohnt sich nur aufgrund des zweideutigen Humors und des visuellen Einfallsreichtum. Ihren Witz verdankt die Handlung den Nebenrollen und ihren Sprechern. John Cleeses Schlußauftritt als kleiner grüner Wissenschaftler lohnt es, das Ende des Abspanns abzuwarten. Ansonsten hält man es mit Chucks Ausspruch: „Ruft mich an, wenn ihr in den Sechzigern ankommt.“
Titel: Planet 51
USA 2009
Genre: Trickfilm
Start: 3. Dezember
Regie: Jorge Blanco
Drehbuch: Joe Stillman
Sprecher: Dwayne Johnson, Jessica Biel, Justin Long, Gary Oldman, John Cleese
90 min.
Verleih: Sony Pictures
www.planet-51.de